Automobilbranche:Opel-Kunden sagen: Jetzt erst recht!

Trotz der Krise bei General Motors herrscht bei den Händlern der Rüsselsheimer GM-Tochter statt Panik eher Aufbruchsstimmung.

Alexander Jaax

Opel, das ist für Luis Wright nicht irgendein Fahrzeughersteller. Fast zwei Jahrzehnte hat er Höhen und Tiefen des Autobauers miterlebt. "Ich bin mit der Marke verwachsen", sagt Wright. Dass das kein plumper Spruch ist, verrät seine Stimme. Es schwingt Leidenschaft mit. Als stünde er selbst am Fließband. Doch sein Arbeitgeber heißt nicht Opel, sondern Häusler, Opel-Häusler sagen die Kunden. Die Firma mit rund 500 Mitarbeiter ist mit 14 Häusern einer der größten Autohändler im Raum München.

Opel

Verkaufsleiter Peter Fischer erklärt einer Interessentin die Vorzüge des Opel GT. Er bobachtet, dass die Kunden sich solidarisch mit Opel zeigen.

(Foto: Foto: Haas)

Wright ist einer von 17 Verkäufern in der größten Niederlassung an der Landsberger Straße. Rechts von seinem Schreibtisch steht ein blauer Tigra; ein sportliches Cabrio. Insgesamt sieben Wagen unterschiedlicher Modelle warten zwischen Palmen in Terracotta-Töpfen auf kauffreudige Kundschaft. Von der ist im Moment allerdings wenig zu sehen. Es ist ruhig an diesem Mittwochvormittag. "Das muss am Wetter liegen", sagt Wright. Denn eigentlich laufe es gerade richtig gut, "in den letzten Tagen war es hier immer voll".

Vor allem die Abwrackprämie habe das Geschäft spürbar belebt. Denn: Anders als die Premium-Hersteller BMW, Mercedes und Audi hat Opel auch mehrere Kleinwagen im unteren und mittleren Preissegment. "Es läuft im Moment richtig gut, wir haben sogar einige neue Kunden gewonnen, die vorher BMW oder Audi gefahren sind." Vor allem die kleineren Modelle Corsa und Astra seien derzeit so gefragt, dass sogar Nachbestellungen nötig wurden. Wrights Einschätzung der Lage fällt daher positiv aus: "Wir sind im Aufwind."

Doch gerade jetzt dringen alarmierende Nachrichten aus Detroit nach Deutschland. Der angeschlagene US-Mutterkonzern General Motors (GM) erwägt angeblich Schließung und Verkauf deutscher Opel-Werke, etwa der in Bochum und Eisenach. "Ich fände das sehr traurig", meint Wright, "man muss ja auch an die Leute in den Werken denken." Angst um den eigenen Arbeitsplatz hätten er und seine Kollegen aber "absolut nicht", betont der gebürtige Österreicher.

"Wir haben vollstes Vertrauen zu Opel", sagt er im Brustton der Überzeugung und fügt hoffnungsfroh hinzu: "Ich weiß, dass es weitergeht." Schließlich sei Opel erst im vergangenen Jahr vom Fachmagazin Auto Bild als bester deutscher Hersteller ausgezeichnet worden. "Das muss man erst einmal schaffen." Es klingt gleichzeitig stolz und trotzig.

Dass der 1862 von Adam Opel gegründete Autobauer heute dennoch in ernsten Schwierigkeiten steckt, liegt nach Ansicht des 53-jährigen Verkäufers an Fehlern, "die schon vor vielen Jahren gemacht wurden". Welche Entscheidungen er meint, verrät Wright nicht. Wohl aber, dass diese nicht in Deutschland getroffen worden seien. "Das deutsche Management hat alles richtig gemacht", glaubt er.

Seiner Einschätzung nach würden viele Kunden eine Herauslösung Opels aus dem GM-Konzern befürworten. In täglichen Gesprächen mit den Kunden spüre er, wie sehr das Schicksal von Opel die Leute bewege. "Opel hat sehr treue Kunden. Sie rufen an und erkundigen sich." Von schlechten Nachrichten ließen sich potentielle Käufer nicht schrecken. "Viele sagen mir: Jetzt erst recht!"

Auch Peter Fischer beobachtet, "dass wir jetzt sehr viel Solidarität von den Kunden kriegen". Er ist Gesamtverkaufsleiter der 14 Häusler-Niederlassungen, in denen jährlich rund 4500 Fahrzeuge verkauft werden. Auch er sorgt sich wenig angesichts der aktuellen Debatte über Opel. "Im Moment laufen wir eher mit einem Lächeln zur Arbeit", sagt der 46-Jährige. Noch vor wenigen Jahren habe man mit Problemen gekämpft.

Inzwischen jedoch habe man große Qualitätsverbesserungen erzielt. "Auch die CO2-Werte und die Modellpalette stimmen", meint er, "daher fängt das Rad jetzt wieder an, sich zu drehen." Nicht nur die Verkaufszahlen stimmen ihn zuversichtlich, auch das Ende der Kurzarbeit bei Opel: "Die schieben jetzt sogar Sonderschichten, um die starke Nachfrage bedienen zu können."

Opel, da ist Fischer sicher, wird nicht untergehen. "Es ist das Filetstück im Konzern von General Motors." Ob es Staatshilfen oder eine Kooperation mit einem anderen Hersteller geben wird, weiß er zwar noch nicht. "Aber man wird eine Lösung finden."

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