Autogrammjägerin:"Ich kann auf Promis losgelassen werden"

Von Bushido bis Roberto Blanco: Hunderte Prominente haben sich schon mit Renate Brandlmeier fotografieren lassen. Aber manche reagieren garstig.

Sarina Pfauth

Renate Brandlmeier steht vor den verspiegelten Wänden des Toilettenvorraums im Bayerischen Hof in München und zückt die Kamera. Am Waschbecken steht eine junge Frau in einem altrosa Seidenkleid. Sie ist sehr schön. Die Frau dreht sich um, und Renate Brandlmeier beugt sich ein Stück nach vorne. Sie fragt, nicht aufdringlich laut, aber doch deutlich vernehmbar, ob die schöne Dame Zeit für ein Foto hätte.

Autogrammjägerin: Autogrammjägerin Renate Brandlmeier im Toilettenvorraum des Bayerischen Hofs.

Autogrammjägerin Renate Brandlmeier im Toilettenvorraum des Bayerischen Hofs.

(Foto: Foto: Pfauth)

Sie hat. Schauspielerin Nadesda Brennecke lächelt in die Kamera und scheint kein bisschen verwundert darüber zu sein, dass eine wildfremde Frau sie in einem Toilettenvorraum um ein gemeinsames Bild bittet.

Renate Brandlmeier weiß, wie man Prominente richtig anspricht. Das vermutet man eigentlich nicht, wenn man sie trifft: Die 42-Jährige ist eine zierliche Frau mit einem breiten bayerischen Dialekt und blondem, dauergewelltem Haar. Unter der Woche arbeitet Frau Brandlmeier in Mühldorf auf dem Finanzamt, da fängt sie jeden Morgen um sechs Uhr in der Früh an. Aber am Samstag setzt sie sich in den Zug nach München, und dann geht sie ihrem Hobby nach: Autogramme erjagen.

Hauptsache berühmt

Renate Brandlmeier verbringt ihren Urlaub auf der Wiesn und ihre freien Tage vor Nobelhotels und an Roten Teppichen in München. Immer mit einem Ziel: Noch mehr Fotos und noch mehr Unterschriften zu sammeln. Ob sich Politiker, Volksmusik-Stars oder Fußball-Profis mit ihr ablichten lassen, ist ihr dabei ziemlich egal - Hauptsache, berühmt.

Das erste Mal hat Renate Brandlmeier um ein Autogramm gebeten, da war sie gerade mal acht Jahre alt. Das kleine Mädchen schrieb an Abba, die schwedische Band schickte eine Karte mit Unterschriften zurück. Das erste Foto mit einem Prominenten hat Brandlmeier erst viel später gemacht, das war 1991. Renate Brandlmeier verbrachte ihren Silvesterurlaub in einem Club auf Fuerteventura. Im gleichen Hotel war auch Uwe Bein. Irgendjemand erzählte ihr, dieser Uwe Bein sei ein Fußballprofi aus Frankfurt. "Ich habe mir gedacht: Stimmt, den hab ich schon im Fernsehen gesehen." Sie sprach ihn an, er ließ sich knipsen.

Seitdem hat Renate Brandlmeier Hunderte Prominente um Fotos und Autogramme gebeten. Bushido zum Beispiel, der war wirklich nett, findet sie. Beim ersten Treffen hat sich der Berliner Skandalrapper mit der 42-jährigen blondgelockten Dame aus Oberbayern fotografieren lassen. Und als sie ihn das zweite Mal abgepasst hat, das war kürzlich beim Filmball im Bayerischen Hof, da hat er das gemeinsame Foto dann unterschrieben und gesagt: "Ein schönes Wochenende wünsch ich!".

Auf der zweiten Seite: Warum Renate Brandlmeier so nah an die Promis herankommt - und wer sich ihr gegenüber rüpfelhaft benommen hat.

"Ich kann auf Promis losgelassen werden"

Damit sie die Stars und Sternchen erkennt, sieht sich Renate Brandlmeier Boulevard-Sendungen im Fernsehen an. Und nach den großen Events wie Wiesn und Filmball kauft sie sich die Zeitschrift Bunte und schneidet die Fotos von den Stars und Sternchen aus, die sie dort getroffen hat. Die Schnipsel klebt sie sorgfältig neben ihre eigenen Bilder ins Gästebuch, wie sie ihre Sammlung nennt.

Dass sie so oft nah an die Stars herankommt, liegt vor allem an den richtigen Kontakten: "Ich habe einen Cousin, der spielt im Löwenbräu-Zelt auf dem Oktoberfest Musik. Durch den bin ich in die Boxen gekommen." Und das war nur der Anfang: Inzwischen ist sie mit Sepp Krätz bekannt, dem Festwirt vom Hippodrom, "der sagt zu den Ordnern: 'Des is a Brave, die darf des' ". Das ist natürlich praktisch, weil im Hippodrom, "da sind die besten Promis". Edmund Stoiber und Paris Hilton zum Beispiel.

Fotobände im Gepäck

Im Bayerischen Hof hat Brandlmeier ebenfalls eine Bekannte. Die Klitschkos hat sie dort schon getroffen, Henry Maske und Heidi Klums Jury-Assistent Peyman Amin ("supernett!"). Dass die Stars sich auf die Autogrammbitten einlassen, erklärt sich Brandlmeier damit, dass sie ihnen verspricht, "dass ich nichts mit den Fotos mache". Niemals würde sie ihre Bilder an eine Zeitung geben oder gar verkaufen, sagt Brandlmeier.

Außerdem sei sie höflich - und schnell wieder weg: "Ich kann losgelassen werden auf die Promis. Manche haben mir schon gesagt: So, wie sie das machen, jederzeit wieder! Die haben ja wichtige Termine, deshalb gehe ich gleich, wenn ich mein Foto hab." Aber wenn einer von den berühmten Leuten mal Zeit hat, dann zeigt sie ihm gerne einige von ihren Alben. Fünf oder sechs der Bücher trägt sie immer in einer großen Tasche mit sich herum.

Problem mit ausgedrückten Pickeln

Roman Herzog, Bon Jovi, Norbert Blüm und Siegfried und Roy lächeln da milde in die Kamera, einige Seiten weiter Roberto Blanco, Hubert Burda und der Komiker Otto. Mel C. von den Spice Girls habe sie auch schon getroffen, erzählt Brandlmeier, die sei aber gerade mit ausgedrückten Pickeln von der Kosmetikerin gekommen und hätte deshalb lieber kein Foto machen wollen, freundlich sei sie trotzdem gewesen.

Warum sie ihre freie Zeit mit stundenlangem Warten an roten Teppichen verbringt? Renate Brandlmeier überlegt eine ganze Weile. Dann sagt sie: "Es ist so ein gutes Gefühl, wenn ich ein Foto habe, an das nicht jeder dran kommt. Das bedeutet mir was." Außerdem lese sie keine Bücher, abends schaue sie sich deshalb gerne ihre Bilder an.

Warten auf Nena

Einen großen Traum hat Renate Brandlmeier noch: ein Bild mit Nena. "Ich steh zwar nicht so auf ihre Musik. Aber ich mag sie einfach. An der gefällt mir so, dass sie immer lacht." Leider kommt Nena fast nie nach München und nach Berlin oder noch weiter würde Renate Brandlmeier nicht fahren.

In ihrer ganzen Autogrammjäger-Karriere hat Renate Brandlmeier übrigens nur zwei Prominente getroffen, auf die sie heute gar nicht mehr gut zu sprechen ist: "Wolfgang Fierek rümpft immer die Nase und sagt: 'Ich mag jetzt nicht'. Ich hab es im Abstand von einigen Jahren drei Mal probiert bei ihm, aber jetzt mag ich nimmer." Und der Ralf Schumacher, der hätte sie von oben herab behandelt: "Der hat auf die Karte gekritzelt, wie wenn ich Luft gewesen wäre." Eine Erklärung für das rüpelige Verhalten der beiden Promis hat sie auch: "Die sind befreundet und haben aufeinander abgefärbt."

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