Autofreie Zone in der Innenstadt:Gegenwind für Pläne der Grünen

Nur noch mit dem Rad oder zu Fuß im Münchner Stadtkern unterwegs? Die Grünen wollen die Innenstadt Stück für Stück zur autofreien Zone machen. Mit diesem Vorschlag stoßen sie nicht nur auf den Widerstand der Opposition, sondern irritieren auch den Koalitionspartner.

Dominik Hutter

Die Idee der Grünen, die Altstadt peu à peu zur autofreien Flaniermeile umzugestalten, stößt bei anderen Rathausfraktionen auf Widerstand. Selbst der Koalitionspartner SPD kann dem Vorstoß, den die Stadträtin und OB-Bewerberin Sabine Nallinger zusammen mit Parteichefin Katharina Schulze voranbringen will, nichts abgewinnen. Claudia Tausend, die Planungsexpertin der Sozialdemokraten, will sich auf die verkehrlichen Problemstellen wie etwa die Radlerfurt am Marienplatz konzentrieren und erst einmal dort zu einer Lösung kommen. Das Ziel einer autofreien Altstadt stehe nicht auf der Agenda.

Autofreie Zone in der Innenstadt: Die Taxis am Marienplatz sollen verschwinden, doch eine komplett autofreie Innenstadt, wie sie die Grünen wollen, können sich die anderen Fraktionen im Rathaus nicht vorstellen.

Die Taxis am Marienplatz sollen verschwinden, doch eine komplett autofreie Innenstadt, wie sie die Grünen wollen, können sich die anderen Fraktionen im Rathaus nicht vorstellen.

(Foto: Robert Haas)

Es geht nicht darum, die Altstadt komplett zu sperren", erklärte Tausend - vielmehr müsse für jede Stelle eine speziell angepasste Lösung gefunden werden. So werde der Stadtrat noch im Juli über eine Verschönerung des Tals (ohne Aussperren der Autos) sowie die Umgestaltung der Nord-Süd-Querung für Radfahrer (mit Aussperren der Autos in der Diener- und Schrammerstraße) diskutieren.

Noch in der Frühphase befinde sich die Debatte über eine Fußgängerzone in der südlichen Sendlinger Straße und deren Auswirkungen auf die Verkehrsströme im Hackenviertel. Wer alle Probleme auf einmal lösen wolle, sei "noch in fünf Jahren mit Diskutieren beschäftigt".

Bei den Grünen dagegen ist eher der große Wurf gefragt, Nallinger hält die Zeit für reif. Allerdings hat in der Partei die Debatte gerade erst begonnen - und man will behutsam vorgehen: Zunächst nur einige Straßen auf Probe sperren und auch die Zufahrten zu den Parkhäusern erst einmal noch offen lassen.

Nallinger schwebt die "Altstadt für Flaneure" vor, in der Spazierengehen und Radfahren wieder mehr Spaß machen. Schließlich habe der Autoverkehr in diesem vergleichsweise kleinen Teil der Stadt in den vergangenen zehn Jahren um rund die Hälfte abgenommen.

Stimmt, sagt FDP-Fraktionschef Michael Mattar - aber diese erfreuliche Entwicklung sei eigentlich kein Grund, den Rest auch noch auszusperren. Vielmehr bestehe angesichts der inzwischen ziemlich überschaubaren Verkehrsströme "überhaupt kein Problemdruck". Warum solle man die Maximilianstraße sperren, wenn dort ohnehin nur wenig los sei?

Rund um den Marienplatz, an der Radlerfurt, kann sich Mattar dagegen durchaus eine Sperrung vorstellen, in der südlichen Sendlinger Straße dagegen wäre ihm eine Begegnungszone lieber als eine Fußgängerzone. Begegnungszonen, im Fachjargon "Shared Space", sind Bereiche, in denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt dieselbe Fläche nutzen - wer wem Vorrang gewährt, müssen Autofahrer, Radler und Fußgänger selbst abstimmen. Ein klares Nein kommt von der FDP zu der ebenfalls von Nallinger vorgeschlagenen Verschmälerung der Sonnenstraße. Dort sei einfach zu viel los.

Auch CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk hält die Idee von der autofreien Altstadt für ein "Wolkenkuckucksheim". Es gebe aktuell zahllose Verkehrsprobleme, die erst einmal "in kleinem Rahmen" gelöst werden müssten. Wer eine autofreie Altstadt wolle, müsse sich erst einmal Gedanken machen, wie er mit Taxis oder auch den Autos von Behinderten umgeht, die man ja nicht einfach aussperren könne. Allerdings verfolge auch die CSU das Ziel, "die Möglichkeiten für Fußgänger in der Innenstadt zu verbessern", versicherte Podiuk.

Die Jungen Liberalen (Julis) werten den Vorstoß als weiteren Versuch der Grünen, die Bürger zu bevormunden. Zudem würde ein solches Szenario "den öffentlichen Nahverkehr, dessen Ausbau die Grünen ebenfalls blockieren, weiter belasten", warnt Juli-Chef Robert Klein.

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