Auszeichnung:Jahr der Freundschaft

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Ein "ökumenisches Paar": Die Katholische Akademie hat Reinhard Marx (links) und Heinrich Bedford-Strohm ausgezeichnet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm erhalten den Ökumenischen Preis

Von Jakob Wetzel, München

Wie schmerzlich die Kirchenspaltung sei, das sei ihm im vergangenen Jahr besonders klar geworden, sagt Heinrich Bedford-Strohm. Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland war zu einer Pilgerreise ins Heilige Land gefahren, gemeinsam mit Reinhard Marx, dem katholischen Erzbischof von München und Freising und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Die zwei Münchner Kirchenmänner selbst verstehen sich sowieso gut, auf der Reise kamen sich Katholiken und Protestanten näher. Da feierten sie einen Gottesdienst in Tabgha am See Genezareth, dort, wo Jesus das Wunder der Brotvermehrung gewirkt haben soll. Doch als der Kardinal Eucharistie feierte und die Katholiken aufstanden, da machte die Ökumene eine kurze Pause. Die evangelische Delegation blieb geschlossen sitzen.

Theologisch war das korrekt: Es gibt kein gemeinsames Abendmahl für Katholiken und Protestanten. "Man kann ja auch nicht einfach alles über den Haufen werfen", sagt Bedford-Strohm. Doch als er sich an diesem Montagmittag vor 400 Gästen in der Katholischen Akademie an der Mandlstraße an jenen Gottesdienst erinnert, sagt er: Es habe sich falsch angefühlt, sitzen zu bleiben. Und das hätten auch andere aus seiner Gruppe so empfunden.

"Je näher man sich kommt, desto mehr sagt man: Das kann so nicht bleiben", sagt Reinhard Marx. Und womöglich hat diese Episode dazu beigetragen, dass das folgende Reformationsgedenkjahr zwar nicht zu einem Jahr der großen theologischen Fortschritte geworden ist, aber doch zu einem Jahr der Freundschaft.

An diesem Montag sind Marx und Bedford-Strohm dafür ausgezeichnet worden: Die Katholische Akademie hat ihnen ihren Ökumenischen Preis verliehen, den zuletzt Frank-Walter Steinmeier erhalten hat. Sie wolle die "geistliche Freundschaft" der beiden Bischöfe würdigen, sagt Akademiedirektor Florian Schuller. Er nannte die beiden ein "ökumenisches Paar". Beide seien ein "wahrer Glücksfall für das Miteinander der Kirchen", fügte dem Laudator Ulrich Wilhelm hinzu, der Intendant des Bayerischen Rundfunks. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft könnten sie Vorbilder sein, wie man über alte Grenzen hinweg im Gespräch bleiben könne.

Diese alten Wunden würden derzeit verheilen, sagte Bedford-Strohm am Montag. Einige Gläubige hätten ihm erzählt, wie sich Katholiken und Protestanten noch bis vor wenigen Jahrzehnten gegenseitig verletzt hätten. Jetzt aber würden sich viele Menschen davon befreien. "Ökumene tut nicht weh, sondern uns allen gut", sagte er. Am neuen Miteinander der Konfessionen, zu dem auch die anderen christlichen Kirchen zählten, könne man sehen, "dass man aus einer langen, konfliktbeladenen Geschichte lernen kann", ergänzte Marx - und zwar nicht nur mit theologischen Papieren, sondern auch im konkreten Miteinander. Die Wahrheit stehe ja nicht einfach nur in einem Text. "Jesus hat kein Buch geschrieben, sondern gelebt."

Das Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro wollen die Bischöfe an einzelne Initiativen spenden, um den ökumenischen Geist im Kleinen zu fördern.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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