Ausstellung:Perspektivenwechsel

Ausstellung: Großstadt-Dschungel: Thomas Struths "Crosby Street, Soho, New York 1978", das Teil der Retrospektive im Haus der Kunst ist.

Großstadt-Dschungel: Thomas Struths "Crosby Street, Soho, New York 1978", das Teil der Retrospektive im Haus der Kunst ist.

(Foto: Thomas Struth)

Das Haus der Kunst zeigt mit "Figure Ground" eine Retrospektive des Fotografen Thomas Struth. Der nähert sich mit seinen Arbeiten immer mehr der Malerei an.

Von Jürgen Moises

In seiner Serie "Museumsbilder" gibt es eine Aufnahme aus der Alten Pinakothek, auf der man Thomas Struth von hinten vor einem Selbst-Porträt von Dürer stehen sieht. Abgesehen von seinem blauen Jackett, einem Stück Hose und einem Anschnitt seines Kopfes sieht man nichts Identifizierbares von ihm auf der im Jahr 2000 entstandenen Fotografie. Thomas Struth steht da als prototypischer Betrachter, eine Rolle, die er gleichzeitig auch als Fotograf einnimmt. Denn als Fotograf blickt er ebenfalls stellvertretend für uns auf die Kunst, die Natur, den Menschen, auf Architektur, Geräte und Maschinen.

Genau das Gleiche haben im Grunde schon die alten Meister wie Albrecht Dürer gemacht, in deren Tradition sich Thomas Struth nicht nur mit diesem "Selbst-Porträt" einreiht. In der mit "Figure Ground" überschriebenen Thomas-Struth-Retrospektive, die vom 5. Mai an im Haus der Kunst läuft, kann der Besucher Schritt für Schritt nachverfolgen, wie sich seine Fotografie über die Jahrzehnte immer mehr der Malerei annähert.

Rund 130 Werke, zwei Mehrkanal-Videoinstallationen und eine Auswahl von Archivmaterial werden gezeigt, darunter wichtige Serien wie "Straßen", "Portraits" und "Paradise" oder Bilder aus der 2016 in Essen gezeigten Ausstellung "Nature & Politics".

Bekannt ist Thomas Struth genauso wie Andreas Gursky, Candida Höfer oder Thomas Ruff als Becher-Schüler. Das heißt als Künstler, der wie sein Düsseldorfer Professor Bernd Becher von der seriellen Fotografie kommt. Das belegen auch noch frühe Arbeiten wie die "Straßen", die Struth in strenger Zentralperspektive in den 1970er Jahren in Städten wie Düsseldorf oder New York aufgenommen hat. Bei späteren Werken wie den "Portraits" oder "Museumsbildern" konzentriert sich Thomas Struth dagegen verstärkt auf das Einzelwerk und rückt ab von der zentralen Perspektive.

Das gilt auch für seine jüngsten Bilder, die sich mit Wissenschaft und Technologie in einer globalisierten Welt beschäftigen und durch ihre präzise herausgestellten Details und malerischen Farbakzente beeindrucken. Sie zeigen uns eine Welt des technischen Fortschritts, die sich in der Regel hinter verschlossenen Türen abspielt und die einen in ihrer Fremdheit fasziniert, aber auch beunruhigt.

Thomas Struth: Figure Ground, Fr., 5. Mai bis 17. Sept., tgl. 10-20 Uhr, Do., 10-22 Uhr, Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, 089/21127113

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