Ausstellung:Mehr als ein Mausoleum

Ausstellung: Khomeinis Wohnung: Christoph Sehl "Reflection on Verses".

Khomeinis Wohnung: Christoph Sehl "Reflection on Verses".

(Foto: Christoph Sehl)

"Tehran Mon Amour" in der Galerie Royal

Von Evelyn Vogel

Es gibt ein Youtube-Video, an Hand dessen man die glorreichen Zeiten von Ayatollah Khomeini Bild für Bild nacherleben kann. Jenes Mannes, der den Schah von Persien stürzte und das Land in einen islamischen Gottesstaat verwandelte. Durch den verwinkelten Stadtteil Jamaran - einst ein Bergdörfchen am Fuße des Elbrus-Gebirges und in den 1980er Jahren Machtzentrum des Iran - geht es durch ein Museum und hinauf zum langjährigen Wohnsitz des Revolutionsführers über den Dächern Teherans. Dort oben, wo die Luft frischer ist, lebte der von Asthma und unzähligen anderen Krankheiten geschwächte Greis bis zu seinem Tod. Eine Bildstrecke wie ein Stationsweg, das Ziel eine Art Mausoleum.

Auch Christoph Sehl, Fotograf und Kurator der Ausstellung "Tehran Mon Amour", hat diesen Ort besucht und seine von Spiegelungen verfremdeten Aufnahmen der bescheiden eingerichteten Wohnräume der Schau in der Galerie Royal hinzugefügt. Sie ist eine Reflexion über die Stadt Teheran, über die Gesellschaft vor dem Hintergrund eines Klischees des Orientalismus. 18 Positionen von deutschen sowie iranischen Künstlern - manche von ihnen leben in Deutschland, andere sind als Gäste aus Teheran angereist - sind zu sehen.

In Form von Fotografie, Video, Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation und Performance setzen sie sich mit Teheran auseinander, brechen die Vorstellung eines geschlossenen Bildes auf. Mehrdad Mirzaiee beispielsweise dokumentiert eine Architektur, die man an ganz anderer Stelle vermuten würde. Amirali Ghasemi begibt sich mit Hilfe eines College-Jahrbuchs auf Spurensuche. Mahmoud Mahroumi hat die Tränen der Mütter von Gefangenen in Tonblöcke gegossen. Jinoos Taghizadeh verleibt sich die Stadt im Video "fatness" ein. So entsteht ein facettenreiches Bild einer Stadtgesellschaft, die mehr ist als ein Khomeini-Mausoleum.

Tehran Mon Amour, Galerie Royal, Luisenstr. 66, bis 24. April, geöffnet freitags von 19-22 Uhr und nach Vereinbarung 85 69 91 51

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