Ausstellung im Sub:Gewalt gegen Schwule

Ein gebrochener Kiefer, tiefe Schnittwunden, Prellungen: Eine Ausstellung im Sub dokumentiert die Auswirkungen schwulenfeindlicher Gewalt.

Sven Loerzer

In Berlin waren die "Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt" im vergangenen Jahr sogar im Polizeipräsidium zu sehen. Polizeipräsident Dieter Glietsch eröffnete die Ausstellung mit Bildern, die zum Teil schwere Körperverletzungen dokumentieren. In München ist die Wanderausstellung, die das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo aus Berlin konzipiert hat, im Sub, dem Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum in der Müllerstraße 43, zu sehen.

Ausstellung im Sub: Am 4. März wird im Sub über die Situation Homosexueller in München diskutiert.

Am 4. März wird im Sub über die Situation Homosexueller in München diskutiert.

(Foto: Foto: Rumpf)

Zur Eröffnung am Mittwoch, 4. März, 19.30 Uhr, diskutiert Arno Helfrich, Leiter des Polizei-Kommissariats 105 für Prävention und Opferschutz, mit Christopher Knoll vom Anti-Gewalt-Projekt im Sub, Sebastian Kühner, Leiter des Schwulen-Karatevereins Bushido, und Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl über die Situation Homosexueller in München.

Übergriffe auf Schwule, so das Sub, seien auch hier nichts Ungewöhnliches, obwohl sie meist nicht öffentlich werden, weil die Opfer die Täter selten anzeigen.

Die Statistik des Münchner Schwulenzentrums verzeichnet für das Jahr 2008 insgesamt 75 gemeldete Fälle. In 56 Fällen davon handelte es sich um antihomosexuelle Gewalt außerhalb von Familie und Beziehung. In weit mehr als der Hälfte der Fälle sind Schwule beleidigt und bedroht, in fast jedem zweiten Fall sind Schwule angegriffen und verletzt worden.

Die Betreiber des Anti-Gewalt-Projekts von Sub gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus. "Antischwule Gewalt findet täglich, zum Teil auf physisch brutalste Art und Weise statt", sagt der Psychologe Sascha Hübner von der Sub-Beratungsstelle, die Opfer berät, begleitet und unterstützt. "Aber niemand spricht darüber: Die Täter naturgemäß nicht, aber auch die Opfer verdrängen das Thema, es ist tabu."

Weil für die Opfer die Erinnerung schmerzhaft sei, verzichteten sie auf eine Anzeige: "So entsteht der Eindruck, es gäbe keine homophobe Gewalt", erklärt Hübner. "Die Münchner Polizei erfasst bis heute keine antischwulen Hassverbrechen." Allerdings reagiere die Polizei "inzwischen sehr kooperativ", so Hübner. Der Leiter des Opferschutzkommissariats, Arno Helfrich, sei ein kompetenter Ansprechpartner. "Die Beamten greifen auch schnell ein."

Mit den zum Teil drastischen Bildern - ein gebrochener Kiefer, tiefe Schnittwunden, Prellungen - will das Anti-Gewalt-Projekt aufrütteln. "Die Bilder dokumentieren die Auswirkungen schwulenfeindlicher Gewalt, ohne die geschädigten Personen vorzuführen", betont Hübner. "Offenkundig wird dabei, dass antischwule Gewalt, die von der Öffentlichkeit weitgehend ausgeblendet wird, alles andere als eine Bagatelle ist."

Gleichzeitig sei es wichtig, die Bevölkerung darüber aufzuklären, "dass Homosexualität ein völlig natürliches Phänomen ist, dass es um Liebe, Anerkennung und Respekt zwischen Menschen geht, gleich welchen Geschlechts."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: