Ausstellung:Alle Macht und Herrlichkeit

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Selbstbewusst bis in die Stiefelspitze, so malte Diego Velázquez 1635 Don Gaspar de Guzmán, den Conde Duque de Olivares. (Foto: bpk, The Metropolitan Museum of Art, Malcolm Varons)

Velázquez, El Greco und Murillo: Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigt Malerei und Skulptur aus "Spaniens goldener Zeit".

Von Evelyn Vogel

Es stand nicht wirklich gut um Spanien im 17. Jahrhundert. Mehrere Kriege hatte man verloren, es entspannen sich politische Krisen, der Staat war mehrfach bankrott gegangen und unter den Einwohnern wütete die Pest. Das Land hatte also allerlei Sorgen unter Philipp III., Philipp IV. und Karl II. - und man sollte meinen, dass die Herrschenden sich um andere Dinge zu kümmern hatten als um die Förderung der Kunst. Doch um die Kunst oder um die Künstler ging es den Mächtigen in Staat und Religion gar nicht.

König und Kirche erkannten vielmehr, welch propagandistische Kraft in der Kunst schlummerte. Sie galt es zu entfachen, um Stärke und Stabilität zu demonstrieren und von den eigentlichen Übeln abzulenken. So gab der Hof machtverherrlichende Porträts und glanzvolle Historiengemälde in Auftrag, lenkte das Volk mit opulenten Stillleben von der grausamen Wirklichkeit des Alltags ab.

Auch die katholische Kirche wusste sich die Situation zu Nutze zu machen und setzte die Pracht der Malerei und die drastische Schilderung des Leidens Christi in der Skulptur für ihre gegenreformatorischen Bestrebungen ein. Die religiösen Darstellungen sollten die Bevölkerung zum wahren Glauben führen.

Realistische Darstellung und theatrale Inszenierung von Irdischem wie Himmlischem führten insbesondere nach 1660 zu einer künstlerisch herausragenden Epoche in Spanien, die als "Siglo de Oro - Das goldene Zeitalter" in die Geschichte einging und bis heute als einzigartig gilt. Dieser goldenen Zeit ist nun eine Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung gewidmet, die sich auf die Ära Velázquez in Malerei und Skulptur konzentriert.

Doch nicht nur bekannte Künstler wie Velázquez, El Greco und Murillo stehen im Mittelpunkt der Schau, die zuvor in ähnlicher Form in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen war. Auch bislang weniger bekannte Künstler jener Epoche gilt es zu entdecken in einer Ausstellung, die etwa 130 Werke aus mehr als 60 öffentlichen und privaten Sammlungen präsentiert.

Sie macht darüber hinaus deutlich, wie im Spanien des 17. Jahrhunderts Städte wie Toledo und Valencia künstlerisch an Bedeutung verloren, während im Gegenzug Sevilla und schließlich Madrid aufstiegen. Ende des 17. Jahrhunderts zählte Madrid zu den führenden Kunststädten Europas. Mit dem Tod Karls II. endete aber nicht nur die Regentschaft der Habsburger in Spanien. Auch das "Siglo de Oro", Spaniens goldenen Zeit, ging zu Ende.

Spaniens goldene Zeit. Die Ära Velázquez in Malerei und Skulptur, Fr., 25. Nov. bis 26. März 2017, tägl. 10-20 Uhr, Kunsthalle, Theatinerstr. 8

© SZ EXTRA vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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