Ausgehen:Sieben Bar-Tipps für Haidhausen

Der Stadtteil hat den Ruf, dass dort abends nicht viel los sei. Pah. Unsere Empfehlungen haben teils bis tief in die Nacht auf.

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Quelle: Robert Haas

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Der Wirt der Kneipe Zum Roten Knopf in der Steinstraße ist ein alter Bekannter: Christian Blau. Er betreibt auch das Kilombo. Blau sagt, er will mit dem Roten Knopf die Gentrifizierung aufhalten. Wie anstrengend, denkt man sich gleich. Aber hier geht es locker zu. Die Kneipe sieht aus wie die gemütliche Wirtshausstubn, die sie früher mal war. Die Holzvertäfelung ist gleich geblieben. Auch der Dielenboden ist der alte. Steh- und Nachttischlampen strahlen ein angenehm indirektes Licht aus. Alles ist schummrig orangefarben. An der Wand hängen jetzt drei alte, als Radiogeräte getarnte Lautsprecherboxen.

Auch die Karte beschränkt sich aufs Wesentliche: Es gibt eine kleine Weinauswahl (Rioja, Montepulciano, Syrah). Dazu Cocktail-Klassiker wie Gin Fizz oder Whiskey sour (8 Euro). Sie werden stärker, je länger der Abend dauert. Das Helle und das Kellerbier kommen aus Aying (je 3,60). Wer Hunger hat, kann sich am Tresen selbstgemachtes Gulasch oder Eintöpfe bestellen.

Neben dem Tresen steht ein DJ-Pult. Aufgelegt werden selbstverständlich Schallplatten. Alles außer Schlagermusik. Das ist gleich eine gute Beschreibung des Publikums. Man trifft auf Menschen, die Zigarettenmundstücke benutzen. Manche sind tätowiert, manche tragen Tracht. Die meisten sind über 35. Der Wirt sagt: "Alt trifft Jung und Gscheit trifft Dumm."

Zum Roten Knopf, Steinstraße 63, 089-95455938, geöffnet Montag bis Samstag 17.30 Uhr bis 2 Uhr, Freitag und Samstag bis 3 Uhr.

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Quelle: Robert Haas

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Wer im Vivo eine geraspelte Gurke in seinen Gin haben will, um einen hippen Munich Mule zu genießen, bekommt schon mal den Hinweis, man könne sich gerne einen Gurkensalat bestellen. Das Vivo zeichnet aus, dass es sich nicht anbiedert an den Zeitgeist, sondern selbst Zeitgeist ist. Kein Wunder, bei dem Alter.

Das Vivo gibt es seit 1998, es konserviert das Lebensgefühl des linksalternativen Haidhausen der Achtzigerjahre mit einer liebenswerten Patina - in Form von uralten Graffiti auf den Toiletten und Getränketipps auf der langen Kreidetafel unter der Decke.

Da gibt es Heidelbeer-Limes, fünf Stamperl für 7,50 Euro - das Angebot gibt es auch mit Aprikosen-Limes. Auf der Karte stehen fünf Tequila-Sorten, sechs Variationen Wodka oder Vodka, Variationen von Gin (klar, auch den Münchner "The Duke" für 3,50 Euro), diverse Sorten Rum und Malt. Aber die meisten Gäste, und nicht nur die mit dem Vivo gealterten Stammgäste, kommen auf ein Bier vorbei.

Und davon gibt es von jeher reichlich. Seit der Eröffnung vor 18 Jahren steht am Eingang ein großer Kühlschrank mit Glastür, wo bis zu 30 Biersorten lagern. Neben den Klassikern von Augustiner (Hell 3,40) und Tegernseer zum gleichen Preis gibt es auch was für Freunde des Nordens: Astra und Flens (je 3,50).

Manchmal geht es ein bisschen sportlich zu: In der Ecke steht ein Kicker, der oft stundenlang belegt ist. Für Passivsportler wird Fußball auf der Leinwand übertragen.

Vivo, Lothringer Straße 11, 089 - 448 50 35, geöffnet Sonntag bis Mittwoch 18 bis 3 Uhr, Donnerstag bis Samstag 18.00 bis 4 Uhr.

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Quelle: Robert Haas

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Die Bar of Bel Air liegt streng genommen nicht in Haidhausen, sondern in Berg am Laim. Aber gefühlt ist das Gelände des ehemaligen Kunstpark Ost auf der anderen Seite des Ostbahnhofs eben doch noch Haidhausen. Ein Teil des Areals heißt inzwischen Werksviertel, und Teil davon ist das Container Collective.

Die Bar of Bel Air wiederum gehört zum Container Collective. Sie besteht im wesentlichen aus einer Sonnenterrasse zwischen Hochhäusern, Straßen und Gleisen, in und über bunten Schiffscontainern.

Auf einer Seite der Terrasse öffnet sich hinter weit geöffneten Türen die eigentliche Bar. Wo der Raum aufhört und die Terrasse anfängt? Unklar. Sogar an sonnenfreien Tagen oder spätabends bleiben die Türen offen, dafür gibt es dann Heizstrahler und warme Decken.

Die Karte ist übersichtlich: ein paar wenige Softdrinks, etwa Spezi (0,5 Liter für drei Euro), und für Biertrinker gibt es nur Heineken in kleinen Flaschen für 3,50. Dafür ist die Liste der Drinks um einiges länger. Einige Vorschläge stehen drauf, natürlich Klassiker wie Gin Tonic (8,50), Sours im Allgemeinen und Eigenkreationen wie "Nevilles Negroni" im Speziellen, eine entschärfte Variante mit Orangensaft, Campari, Lillet, Sloe Gin und Soda (auch 8,50). Wer Hunger bekommt, hat die Wahl zwischen verschiedenen ziemlich herzhaften Salat-Variationen (etwa neun Euro).

Bar of Bel Air, Atelierstraße 4/Ecke Friedenstraße, geöffnet Montag bis Sonntag ab 12 Uhr. Die Bar schließt Montag bis Donnerstag um 1 Uhr, Freitag und Samstag um 3 Uhr, Sonntag um 22 Uhr.

Bar POLKA, Pariser Straße 38

Quelle: Florian Peljak

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In einem Kellergewölbe am Pariser Platz haben sich die Betreiber der Polka Bar einen Wunsch erfüllt: Haidhausen ein bisschen lockerer zu machen. Den Menschen einen Ort zum Musikhören, Trinken und gemütlich Rumstehen zu geben.

Die Betreiber sind zu viert: Christiane Jenewein (betreibt die Fortuna-Bar), Martin Jonas (macht das Programm im Herzkasperlzelt), Daniel Kappla (betreibt das Münchner Gutfeeling Label) und Jörg Wizigmann (Erfinder der Limonade Flause). Eine lustige Mischung also, die sich schon jetzt im Publikum der Polka widerspiegelt: Alt-Haidhauser, Kulturjournalisten, Frauen, die wahrscheinlich noch studieren. In einer Ecke stehen ein paar Sitzmöbel, sonst steht man an der Bar oder, noch schöner, unter der Discokugel. Regelmäßig treten DJs auf, hin und wieder auch Bands.

In der Polka trinkt man Helles (Augustiner, 0,5 für 3,50 Euro) oder natürlich irgendwas mit Flause, wo deren Erfinder schon am Laden beteiligt ist. "Gin Flause" zum Beispiel (8 Euro), bestehend aus Gin und - genau. Oder den "Flause Mondino" mit Amaro-Likör und - genau. Die Drinks werden schnörkellos gemixt und serviert, man holt sich alles selbst an der Bar.

Polka Bar, Pariser Straße 38, 089 - 89068391, geöffnet Donnerstag bis Samstag 21 bis 3 Uhr.

Bar Spicery, Weißenburger Platz 3

Quelle: Florian Peljak

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Auf der Getränkekarte der meisten Bars bleibt man mit dem Auge zunächst an den Cocktails hängen. Ähnlich selten wie bei Wein oder Bier bleibt der Blick auf die Karte bei der Auswahl der Tees hängen. In der Spicery am Weißenburger Platz schon.

Eigentlich ist die Spicery auch ein thailändisches Restaurant. Aber wer nur zum Essen hingeht, verpasst einiges. Auf der Karte steht ein Tee mit rotem Pfeffer, Kardamom, Zimt, Fenchel, Minze, Pfeffer und Chili steht und einer mit Süßholz, Ingwer, Anis, Zimt, Koriander und Kornblume. Ähnlich exotisch wie unverhofft sind manche Cocktails, etwa der empfehlenswerte Pink Lychee, mit Litschi-Likör, Wodka, pinker Grapefruit und Limette.

Die Cocktails kosten alle 10,50 Euro, es gibt auch Mixturen mit Ingwer, verschiedenen Kräutern (Lemongrass Mojito zum Beispiel) oder den Black Buddha mit Mango-Wodka, Mango-Likör, Ananas und Granatapfel. Beim Bier hat das Spicery auch das Singha (0,33l, 4,80 Euro) im Angebot, in Thailand bekommt man das an jeder Ecke.

Die Einrichtung ist gehörig auf Urlaub in Asien getrimmt mit ihrem ornamentalen Deckenschmuck und den Buddhas, die in die dunkelbraunen Möbel eingepasst sind. Der gemütliche Schummer der dezenten Beleuchtung wirkt aber außerordentlich entspannend, sodass man den Cocktail vor sich auf dem Tisch noch viel lieber trinkt. Oder eben einen Tee.

Spicery, Weißenburger Platz 3, 089-67 97 26 80 ab 16 Uhr, geöffnet täglich 18 bis 1 Uhr.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Manche Orte sind so gut, dass man sie am liebsten für sich allein haben will. Deswegen beschreibt man sie höchstens vage und in der Möglichkeitsform.

Zum Beispiel so: Gäbe es in Haidhausen in der Steinstraße eine Bar, wäre es eine der besten Bars Münchens. Man müsste, um hineinzugelangen, außen einen Klingelknopf betätigen. Was soll das, bitte schön, bedeuten?

Sobald man Einlass gewährt bekommen hätte, wüsste man, dass sich das alberne Klingeln gelohnt hat: Der kleine Raum schwach erhellt von Rotlicht, das so gar nicht puffig wirkt, aus aller Welt zusammengetragenes Mobiliar, afrikanisch anmutende Masken an der Wand, ohne, dass das nach Souvenirshop aussieht.

Hätte man einen Platz an den kleinen Tischchen gefunden, fände man eine ausgeklügelte Karte vor mit einer Whiskey- und Tequila-Auswahl, mit Cocktails zu angemessenen Preisen. Das Personal wäre zurückhaltend, aber hilfreich. Ebenfalls auf der Karte: Sushi. Ein hervorragender japanischer Koch bereitete eine kleine Auswahl Miso-Suppen, Nigris und Maki-Rollen zu.

Am Wochenende wäre der Laden ordentlich voll, so dass man vielleicht an der Bar stehen müsste, aber es wäre nie unangenehm überfüllt, es wäre laut aber nie lärmend. Die Bar wäre ein guter Ort für ein erstes, aber ein noch besserer Ort für das zweite oder dritte Date. Als wäre man bei jemandem zu Hause, sich schon etwas vertraut. Gäbe es also solch eine Bar in Haidhausen, hieße sie Maria Passagne.

Maria Passagne, Steinstrasse 42, Telefon 089 - 48 61 67, Reservierung tagsüber 0177 69 244 14, geöffnet Montag bis Samstag 19 bis 1 Uhr.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Ehrlichkeit ist eine Tugend, nach der man im Münchner Nachtleben lange suchen muss. Alle wollen mehr sein, als sie in Wahrheit sind. Das Randy's will das nicht. Die Bar heißt wie der Chef: Randy. Alles ist exakt so, wie es aussieht.

Gleich neben dem Eingang hängt eine Tafel mit dem Spezialangebot zum Wochenende: Whiskey Cola oder Wodka Energy für 4,90 Euro. Für Haidhausener Bionade-Verhältnisse ein erfrischend neues, ja rundherum angenehmes Konzept.

Innen ist die Bar riesengroß. Unfassbar viele Holztische, Stühle, ein Tresen länger als der Durchmesser einer typischen Glockenbach-Bar. "115 Sitzplätze", sagt Randy. Mal abgesehen von den Fernsehern an der Decke könnte die Bar genauso gut als Club durchgehen. Am Wochenende ist das manchmal auch so. Dann holt Randy die Bier-Pong-Tische aus dem Keller: Gespielt wird College Party. Am Ende sind alle betrunken.

Das Helle kostet 3,70 Euro (Spaten), die Cocktails 6,90 Euro. Es sind die üblichen Klassiker (Long Island Iced Tea, Zorro, Mai Tai), sie schmecken süßlich, sind aber doch verdammt stark. Angeliefert werden sie mit bunten Schirmchen. Es gibt auch frische Pizzen aus dem Steinofen, vor allem aber: Plastikrosen auf den Tischen, Latinpop aus den Boxen und türkises Barlicht.

Ein wunderbarer, gar nicht anstrengender Trash, wie man ihn nur noch selten erlebt. Potenzial zum Kultstatus ist jedenfalls vorhanden.

Randy's, Gravelottestraße 7, 089 - 99 01 68 36, geöffnet Montag bis Freitag 17 bis 1 Uhr, Samstag 14 bis 2 Uhr, Sonntag 15 bis 1 Uhr.

© SZ.de/infu/clu/anl/gsch/ffu/sekr
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