Ausbildung:Wie man als Quereinsteiger zum S-Bahn-Lokführer wird

Ausbildung: Ausbilder Marc Hildmann (re.) mit Schüler Tobias Seuß im Führerstand.

Ausbilder Marc Hildmann (re.) mit Schüler Tobias Seuß im Führerstand.

(Foto: Robert Haas)

Fahrschüler müssen mehr als 100 Signale und die technischen Grundlagen eines Zuges kennen. Tobias Seuß wollte schon immer Lokführer werden und probiert sich im Simulator aus.

Von Andreas Schubert

Im Betriebshof in Steinhausen wirkt so eine S-Bahn dann doch ziemlich massiv. Erhöhte Bahnsteige gibt es dort im Freien nicht. Also müssen die Fahrer jedes Mal erst in den Zug hineinklettern. Und dann dauert es einige Minuten, bis die Systeme hochgefahren werden.

Aber bevor ein S-Bahn-Fahrschüler auf die Strecke losgelassen wird, steht erst einmal Training im Simulator in Aubing an oder im "Fahrtrainer Führerstand" in Steinhausen, der - anders als ein Simulator - keine Bewegungen nachahmt. Dieser Fahrtrainer ist ein Nachbau eines Cockpits der in München eingesetzten ET-423-Züge. Auf dem Bildschirm, auf dem eine Strecke simuliert wird, können die Ausbilder verschiedene Situationen einstellen: Nebel, Nacht, freie Strecken oder Bahnsteige.

Tobias Seuß, 25, absolviert derzeit die zehn Monate dauernde Funktionsausbildung zum Lokführer. Und in dieser Zeit steht allerhand an: Zunächst machen alle Auszubildenden den EU-Lokführerschein, für den alle in der Europäischen Union einheitlich gültigen Grundlagen gelehrt werden, parallel dazu läuft die Ausbildung für die S-Bahn. Fahrschüler müssen Rangieren und Kuppeln lernen, mehr als 100 Signale und die technischen Grundlagen eines Zuges kennen. Nach etwa vier Monaten beginnt die Ausbildung in einem richtigen Zug im Regelbetrieb.

Doch zunächst sitzt Ausbildungsleiter Marc Hildmann hinter seinem Schüler am Computer und spielt den Fahrdienstleiter. Als solcher kann er auch Signalstörungen simulieren oder technische Probleme am Zug. "Aber eins zu eins kann man das nicht üben", sagt Hildmann. Die Fahrphysik - also echtes Beschleunigen und Bremsen - müsse einem Fahrer vertraut sein.

Tobias Seuß sagt genau das, was viele sagen, die den gleichen oder einen ähnlichen Beruf ausüben wollen - und was auch die Bahn als Arbeitgeber gerne hören dürfte: "Ich wollte das schon immer machen." Er hat schon einige Jahre bei der Bahn gearbeitet, als gelernter Kaufmann für Verkehrsservice. Künftig ist er eben Fahrer im Schichtdienst, was ihm auch privat entgegen komme, da auch seine Freundin bei der Bahn Schicht arbeitet, in der Bordgastronomie im Fernverkehr.

Wer eine Ausbildung zum Lokführer bis zum Ende durchzieht, besteht in der Regel auch die Prüfung. Diese besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Test. Dann muss der Auszubildende beweisen, dass er den Zug technisch überprüfen kann, und dann kommt natürlich noch die Fahrprüfung, die in der Regel zwischen Ostbahnhof und Wolfratshausen stattfindet.

Lokführer wird man entweder über eine klassische dreijährige duale Berufsausbildung zum "Eisenbahner im Betriebsdienst" oder, wie Tobias Seuß, als Quereinsteiger, von denen die S-Bahn München etwa 90 im Jahr ausbildet. Voraussetzungen für Letztere sind eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein Mindestalter von 20 Jahren. Nach oben gibt es keine offizielle Altersgrenze. Erst kürzlich hat ein neuer Lokführer mit 56 seine Ausbildung erfolgreich beendet.

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