Ausbau des Nahverkehrs:Was die MVG 2015 plant

Das Gedränge am U-Bahnhof Theresienwiese ist am Ende des zweiten Wiesn-Samstags groß. Die Mitarbeiter der U-Bahnwache sind während des Oktoberfests im Dauereinsatz.

Das Gedränge am U-Bahnhof Theresienwiese ist am Ende des zweiten Wiesn-Samstags besonders groß. Aber auch sonst sind die Bahnsteige in München oft überfüllt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Fahrgastzahlen bei der Münchner Verkehrsgesellschaft steigen rasant. Das bringt den öffentlichen Nahverkehr in München an Kapazitätsgrenzen.
  • Deshalb will MVG-Chef Herbert König weiter investieren. Was das Unternehmen genau vorhat, lesen Sie in diesem Überblickstext.

Von Marco Völklein

München wächst und wächst - jedes Jahr um bis zu 30 000 Einwohner. Das wirkt sich auch im öffentlichen Nahverkehr aus: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) vermeldete am Mittwoch einen Fahrgastrekord - den mittlerweile zehnten in Folge. 555 Millionen Fahrten wurden im vergangenen Jahr zurückgelegt, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Schattenseite dieser Entwicklung nennt MVG-Chef Herbert König "Überlastungserscheinungen" wie überfüllte Züge und Bahnsteige. "Neben der S-Bahn ist das U-Bahn-Netz einer täglichen Belastungsprobe ausgesetzt", sagt er. Und mittelfristig wird sich daran wenig ändern. Auch wenn die MVG sich für 2015 einiges vorgenommen hat.

Neue U-Bahnen

Bereits 2010 hatte König für 185 Millionen Euro 21 neue Züge vom Typ "C2" bei Siemens bestellt; diese sollten seit Dezember 2013 im Einsatz sein. Zunächst verzögerten Technikprobleme den Einsatz, zudem steht die Zulassung noch aus. Wann es soweit sein wird, weiß keiner. König versichert aber: Sobald die ersten C2-Züge rollen dürfen, werde man den seit Langem versprochenen Zwei-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Kolumbusplatz realisieren. Außerdem soll dann bei Siemens die nächste Tranche mit C2-Zügen bestellt werden. 2010 hatte König eine Option für 46 weitere Bahnen vereinbart.

Mehr Brandschutz

Um den Passagieren bei einem Brand in einer U-Bahn mehr Zeit zu verschaffen, um sich in Sicherheit zu bringen, werden die alten Züge mit "Sprühnebelanlagen" nachgerüstet. Diese sorgen dafür, dass eventuell entstehender Rauch möglichst lange am Boden bleibt - und die Fahrgäste so genug Zeit haben, um sich ins Freie zu retten. Dazu müssen nicht nur Düsen und Schläuche installiert, sondern auch Wassertanks in die Fahrzeuge eingebaut werden. Allerdings steht noch die Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde aus. Daher wird die MVG wohl erst 2017 mit dem Serienumbau alter U-Bahnen beginnen. Bei den neuen C2-Zügen sind die Anlagen schon drin.

Neue Trambahnen

Noch vor den Sommerferien soll der Auftrag über neue Trambahnen vergeben werden. Derzeit würden die dafür nötigen Unterlagen erstellt, sagt König. Dann könnten die vier Hersteller, die bislang Interesse bekundet haben, Gebote einreichen. Geplant ist, 18 neue Trambahnen anzuschaffen, die auch in "Doppeltraktion" fahren können - das heißt: zwei Straßenbahnen können zu einem bis zu 48 Meter langen Doppelzug zusammengespannt werden, in dem dann bis zu 270 Passagiere unterkommen. Zum Vergleich: Die bislang größten Trambahnen sind 37 Meter lang und bieten Platz für maximal 220 Fahrgäste.

Elektro-Busse im Test

Bislang hielt sich die MVG bei Bussen mit vollelektrischem Antrieb zurück. Zu unausgereift sei die Technik, zu groß das Risiko. Mittlerweile aber sagt Unternehmenschef König: "Das ist ein unglaublich spannendes Thema." Neue Anbieter, unter anderem aus China, treten auf den Markt, neue Allianzen entstehen, unter anderem zwischen Siemens und Volvo. "Der Markt wird kräftig aufgewirbelt", sagt König. Deshalb will die MVG nun nicht nur E-Busse für wenige Wochen testen, sondern in diesem Jahr auch zwei Stromer anschaffen, um diese "über mehrere Jahre" zu testen.

Ausbau des Nahverkehrs

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Trambaustelle im Osten

Wie schon in den vergangenen Jahren wird auch 2015 im Tramnetz wieder intensiv gebaut. Eine der größten Baustellen tut sich im Osten auf: Die Gleiskreuzung am Ostfriedhof wird von Ende Mai an bis in den Dezember hinein saniert und umgestaltet. "Das ist eine äußerst komplexe Baustelle", warnt König schon mal - zumal die Fahrgäste von drei gut frequentierten Linien (nämlich den Linien 15, 17 und 25) betroffen sein werden. Sie werden über mehrere Wochen auf Busse ausweichen müssen.

Großumbau Sendlinger Tor

Nach jahrelangen Planungen und Vorarbeiten wollen König und seine Ingenieure nun auch den Umbau der Station unter dem Sendlinger Tor angehen. Diese ist, sagt der MVG-Chef, "die Achillesferse in unserem Netz". Tatsächlich ist der U-Bahnhof überlastet, die Umsteiger zwischen den verschiedenen Linien kommen sich ständig in die Quere, vor den Rolltreppen bilden sich immer wieder Menschentrauben. Die Misere will die MVG beheben, indem sie unter anderem zusätzliche Ausgänge an die Oberfläche graben, mehrere Rolltreppen drehen und neue unterirdische Verbindungsgänge buddeln lässt. Im zweiten Halbjahr sollen zunächst erste Leitungen und Kanäle verlegt werden, 2016 geht es dann richtig los, auch mit Einschränkungen für Autofahrer an der Oberfläche. Fertig sein wird alles wohl im Jahr 2021 oder erst 2022.

Freie Bahn am Marienplatz

Seit etwa dreieinhalb Jahren quälen sich die Münchner nun schon durch die Sanierung und Modernisierung des Zwischengeschosses unter dem Marienplatz. "Monatsscharf" sei man im Terminplan, sagt MVG-Planungschef Gunnar Heipp. Und ein Ende ist nun in Sicht: Voraussichtlich Ende Oktober sollen die Baugerüste und provisorischen Metalltreppen verschwinden. Dann wird die neue Zugangsebene eröffnet.

Schneller surfen im Tunnel

Viele Kunden stören sich nicht nur daran, dass die U-Bahn in Stoßzeiten ruckelt und zuckelt - vielmehr stellen sie das auch auf ihrem Smartphone fest. Das Handynetz in den Röhren operiert "spürbar an der Kapazitätsgrenze", sagt König. Die Mobilfunkbetreiber wollen daher bis zur Jahresmitte die Technik aufrüsten und so die Übertragungskapazitäten um 50 Prozent erhöhen. 2016 soll das Hochgeschwindigkeitsnetz LTE in Betrieb gehen.

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