Ausbau der Münchner S-Bahn:Röhre auf Pump

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Der Bund hat kein Geld für den zweiten S-Bahn-Tunnel in München, deshalb sollen Freistaat und Stadt als Kreditgeber herhalten. So zumindest will Ex-Minister Erwin Huber das Projekt retten. OB Christian Ude gefällt die Idee gar nicht.

Dominik Hutter und Mike Szymanski

Der zweite S-Bahn-Tunnel in München soll teilweise auf Pump finanziert werden: Mit diesem Vorschlag will der frühere CSU-Chef und Ex-Minister Erwin Huber das derzeit stark gefährdete Projekt retten. Als Kreditgeber sollen der Freistaat Bayern und die Stadt München herhalten, die dem klammen Bund Geld für den Bau vorstrecken. Huber erklärte am Freitag, der Bund habe auf der "Zeitschiene" ein Problem, seinen Zahlungszusagen nachzukommen, weil der Etat bereits jetzt bis Ende des Jahrzehnts erschöpft sei. "Wir werden auch unter höchstem Druck auf den Bund Schwierigkeiten bekommen, das Geld rechtzeitig zu erhalten", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. Daher sei es denkbar, womöglich in einer "Gemeinschaftsaktion" den Bau vorzufinanzieren.

Ob sich der Vorschlag durchsetzt, ist allerdings fraglich. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lehnt bislang eine finanzielle Beteiligung der Stadt kategorisch ab, und auch bei Verkehrsminister Martin Zeil hält sich die Begeisterung über Hubers Idee in sehr engen Grenzen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es nicht sinnvoll, "Vermutungen über alternative Finanzierungsansätze anzustellen", erklärte der FDP-Politiker. Zeil will lieber die Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund "vertrauensvoll, konstruktiv und mit Hochdruck" vorantreiben. Das Ergebnis dieser Gespräche, davon ist der Minister überzeugt, erlaube anschließend den Bau der zweiten Stammstrecke. Die Röhre, die das bestehende Nadelöhr von 1972 entlasten und zudem dichtere Takte ermöglichen soll, kostet rund zwei Milliarden Euro.

Huber hält es anders als Zeil für "logisch, jetzt auch über Vorfinanzierungen zu sprechen." Auch der Freistaat, der es bislang ablehnt, sich finanziell stärker zu engagieren, könne sich der Prüfung einer solchen Lösung sicherlich nicht verschließen, erklärte Huber. Er machte aber auch deutlich, dass das Geld wieder zurückfließen müsse. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Freistaat endgültig mehr zahlen wird, als geplant ist."

Huber sieht neben dem Freistaat die Stadt München in besonderer Verantwortung. Er erneuerte am Freitag seine Forderung, dass die Stadt sich mit 500 Millionen Euro am Bau der Stammstrecke beteiligen soll. "Ein Teil könnte eine Vorfinanzierung sein", sagte Huber. Wenn die Stammstrecke für München so bedeutsam sei wie immer behauptet, müsse die "reichste Stadt Deutschlands" bereit sein, sich an den Kosten für den Nahverkehr zu beteiligen. "Dann ist der Durchbruch für die zweite Stammstrecke relativ rasch zu schaffen", sagte Huber. Die Stadtspitze unter OB Christian Ude könne nicht länger nach dem Motto: "Für fremdes Geld ist mir nichts zu teuer" agieren, attackierte Huber den Oberbürgermeister, der gerade laut über einen Wechsel in die Landespolitik nachdenkt.

Unabhängig von den Finanzierungsfragen bei der Stammstrecke müssten die Verkehrsprojekte zur besseren Flughafenanbindung rasch vorangetrieben werden, forderte der CSU-Verkehrspolitiker Eberhard Rotter. "Alles basiert auf der zweiten Stammstrecke. Aber so lange können wir nicht warten", erklärte der Landtagsabgeordnete. Die Neufahrner Kurve etwa müsse bis spätestens 2016 fertiggestellt, eine "Express-S-Bahn light" auf der Trasse der S 8 als Zwischenlösung eingerichtet werden.

© SZ vom 20.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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