Aus Wut:Hip-Hopper hauen das Backstage kurz und klein

Nachdem der Konzert-Veranstalter mit der Gage durchgebrannt ist, hat eine US-Band ihre Fans aufgefordert, den Club zu zerstören.

Monika Maier-Albang

Randalierende Hip-Hop-Fans haben in der Nacht zum Mittwoch das Backstage verwüstet. Die von einer Band aufgestachelten Fans warfen Flaschen quer durch den Musikclub, gingen aufs Personal los, demolierten die Einrichtung und vor dem Backstage geparkte Autos.

Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, schickte die Polizei sämtliche in der Nacht im Stadtgebiet verfügbare Streifenwagen an die Friedenheimer Brücke.

Zu dem Gewaltausbruch war es laut Polizei gekommen, nachdem die amerikanische Hip-Hop-Band Non Phixion die Fans dazu aufgerufen hatte, "den Laden zu zerstören". Zuvor hatte die Band sich geweigert aufzutreten, weil der Club-externe Konzertveranstalter mit den Einnahmen des Abends verschwunden war.

Band ruft Fans zum Aufruhr auf

Das Backstage war an diesem Abend von dem Münchner Konzertveranstalter Andreas K. gemietet worden. K. hatte drei Bands engagiert: Nach Outer Space und Jedi Mind Tricks sollte die ebenfalls amerikanische Band Non Phixion auftreten.

Dazu aber kam es nicht mehr, sagt Hans Georg Stocker, Betreiber des Backstage. Die Gruppe hatte offenbar mitbekommen, dass K. samt Kasse verschwunden war. Daraufhin habe die Band das Publikum auf Englisch zum "riot", zum Aufruhr also, aufgerufen, sagt Stocker.

Der Betreiber war gegen ein Uhr Nachts in seinen Club geeilt, nachdem Mitarbeiter ihn alarmiert hatten. "Die Situation war sehr brenzlig", sagt Stocker. Die Band sei "ungeheuer aggressiv" gewesen, habe bereits hinter der Bühne randaliert, als er eintraf. Auch auf sein Zureden hin ließen sich die Bandmitglieder nicht beruhigen.

150 Polizisten stürmen Club

Als schließlich rund 50 der bis zu 400 anwesenden Jugendlichen dem Aufruf der Band folgten und anfingen, den Laden auseinander zu nehmen, rief Stocker die Polizei. Bis zum Eintreffen der Beamten habe er noch versucht, die Fans zu beruhigen - vergeblich.

150 Beamte stürmten schließlich mit Schutzkleidung das Backstage, um es zu räumen. Von Jugendlichen, die sich zu dem Zeitpunkt noch in der Diskothek aufhielten, nahm die Polizei die Personalien auf.

Sieben Gäste, die beim Randalieren beobachtet worden waren, wurden festgenommen. Ebenso drei Konzertbesucher, die gegen Autotüren getreten hatten. Von der vierköpfigen Band wurden drei Mitglieder festgenommen: Matthew W., Mitchall M. und Liam G..

Die Band, die aus Brooklyn stammt, existiert seit 1995 und ist in der Szene bislang nicht als aggressiv aufgefallen. Die Musiker seien weder betrunken gewesen noch hätten sie unter Drogen gestanden, sagt ein Mitarbeiter des Backstage. "Die waren einfach nur stocksauer auf den Konzertveranstalter."

15.000 Euro Schaden für den Besitzer

Nun ist allerdings Backstage-Betreiber Stocker schwer verärgert über die Jungs aus Brooklyn. "So eine Band sollte man in Deutschland nicht mehr auftreten lassen."

Von Stocker hatten die Bandmitglieder in der Nacht 2000 Euro gefordert, in Bar und sofort. Möglicherweise die Summe, die der Konzertveranstalter ihnen versprochen hatte. Die Veranstalter, sagt Stocker, übernähmen sich manchmal mit den Gagen. "Manche merken erst während des Konzerts, dass sie nicht genügend Geld haben, die Bands zu bezahlen."

Gegen den Konzertveranstalter ermittelt die Polizei wegen Betrugs. Andreas K., sagt Backstage-Betreiber Stocker, habe seit Dienstag Nacht sein Handy abgeschaltet.

Backstage-Chef Stocker schätzt seinen Schaden auf 15.000 Euro. Den Mitarbeitern war es noch gelungen, wertvolle Technik in Sicherheit zu bringen. An den geparkten Autos entstand ein Sachschaden von rund 4000 Euro. Verletzt wurde niemand, "ein Wunder", sagt Stocker.

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