Aus der Haft entlassen:Tödlicher Stich aus Notwehr

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Nach nur einer Nacht in Haft ist der 26-Jährige, der vor einer Eisdiele in der Blumenau einen anderen Mann erstochen hat, entlassen worden. Er habe in Notwehr gehandelt.

S. Handel

Nur eine Nacht in Haft musste der 26-jährige Mann verbringen, der am frühen Abend des Pfingstsonntags vor einer Eisdiele in der Blumenau einen anderen Mann erstochen hatte. Nach umfangreichen Zeugenbefragungen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass er in Notwehr handelte und deshalb keine strafrechtliche Schuld auf sich geladen hat.

Wie berichtet, hielt sich der Mann, ein serbisch-montenegrinischer Großhandelskaufmann, gegen 18.45 Uhr am Sonntag mit zwei Freunden vor der Eisdiele in der Terofalstraße auf, als er von einer Gruppe anderer junger Männer angegriffen wurde - die Polizei spricht von zehn bis 20 Personen.

Sie attackierten ihn mit Messern und Schlaggegenständen, bis der Mann zu Boden ging. Nun zog der Angegriffene selbst ein Messer, um sich zu befreien, und versetzte einem 24-Jährigen, laut Polizei der Anführer der Gruppe, einen Stich in die Brust. Dieser starb wenig später in einem Krankenhaus.

"Die Angreifergruppe ist selbst schuld am Tod ihres Freundes", sagte am gestrigen Dienstag der Staatsanwalt Wolfgang Beckstein. Nach dem Vorfall waren der 26-Jährige und fünf weitere Beteiligte festgenommen worden.

Derzeit befinden sich noch vier davon in Untersuchungshaft, alle aus der Angreifergruppe. Gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei ermittelt, möglicherweise auch wegen eines versuchten Tötungsdeliktes und Landfriedensbruchs.

Nach dem Messerstich war der 26-Jährige am Tatort geblieben, bis die Polizei eintraf, die Angreifer waren allesamt geflüchtet. Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen von Glück, dass die Eisdiele gut besetzt war und so jede Menge unbeteiligter Zeugen zur Verfügung standen. "Das waren ganz normale Leute, die sich zum Teil selbst gemeldet haben", sagte Beckstein.

Berichten verschiedener Medien, es habe sich bei der Auseinandersetzung um einen "Bandenkrieg" gehandelt, widersprach Polizeisprecher Wolfgang Wenger: "Das Wort Bande geht sicherlich in die falsche Richtung." Allerdings räumte er ein, dass alle Beteiligten polizeibekannt sind.

Am Montag nach dem Vorfall zeigte die Polizei verstärkt Präsenz rund um den Tatort in der Blumenau. Das sei aber eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, sagte Wenger: "Dass die Freunde des Getöteten das Geschehen nicht kalt lässt, ist ja menschlich verständlich. Die Beamten versuchten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen."

Der 26-Jährige stehe zwar nicht unter Polizeischutz, jedoch seien Schutzmaßnahmen veranlasst, die nicht genauer erläutert wurden. "Lynchjustiz", sagte Staatsanwalt Wolfgang Beckstein, "werden wir auf keinen Fall dulden. Da werden wir alle Härte zeigen, die notwendig ist."

© SZ vom 03.06.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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