Auf der Museumsinsel:Der Stadtstrand wird aufgebaut - und womöglich am Samstag starten

Kulturstrand

Sandkasten: Am Vater-Rhein-Brunnen nahe dem Deutschen Museum wurde am Donnerstag der Sand für den Stadtstrand verteilt.

(Foto: Lukas Barth)
  • Die Urban League bereitet bereits ihren Stadtstrand am Vater-Rhein-Brunnen vor.
  • Die bisherigen Veranstalter, die Urbanauten, werfen der Stadt vor, auch im zweiten Vergabeverfahren Fehler gemacht zu haben.
  • Ob sie gegen die Entscheidung vorgehen wollen, ist noch unklar.

Von Thomas Anlauf

Noch sieht es mehr nach Kiesgrube aus denn nach Karibik. Ein schwerer Kipplaster aus Oberpfaffenhofen lädt am Donnerstag krachend seine feuchte Fracht ab. Der Sand, der schon am Samstag der neue Stadtstrand am Vater-Rhein-Brunnen sein soll, ist noch erdig-braun, zwischen den feinen Körnern schauen Kieselsteine heraus. Dierk Beyer steht neben dem angelieferten Sandhaufen und nickt. "Warten wir ab, bis er trocken ist."

Beyer ist Chef der "Urban League", die nach monatelangem juristischen Tauziehen am Wochenende den diesjährigen "Stadtstrand" eröffnen will. Gemeinsam mit der Kulturveranstalterin Zehra Spindler hat er den Zuschlag für die Veranstaltungsreihe rund um den großen Brunnen auf der nördlichen Museumsinsel erhalten, die nun endgültig von 9. Juli bis 9. Oktober stattfinden soll. Zehn Jahre lang stand der Name "Urbanauten" für die dreimonatige Veranstaltungsreihe im Sommer, doch nach einem zunächst missglückten Auswahlverfahren erteilte die Stadt nun zum zweiten Mal der Urban League offiziell den Zuschlag.

Ob die Eröffnung tatsächlich stattfinden wird, ist immer noch offen, obwohl die Aufbauarbeiten auf vollen Touren laufen. Denn die unterlegenen Urbanauten prüfen seit Tagen, ob sie gegen die Entscheidung des Kreisverwaltungsreferats erneut Einspruch einlegen. Urbanauten-Chef Benjamin David spricht zumindest offen davon, dass bei der Bewertung der Bewerber "Schiebungen stattgefunden haben".

Ein harter Vorwurf. David kritisiert, dass insbesondere die Lokalbaukommission im Planungsreferat und das Sozialreferat "Abwägungen großzügig interpretiert" hätten. In dem Bewertungskatalog, worin zahlreiche Referate, Bezirksausschüsse, Polizei sowie Senioren- und Behindertenbeirat die Konzepte der Bewerber einschätzen mussten, gab es beispielsweise Kriterien zur Gestaltung der Grünanlage während der Veranstaltung.

Bei der Gestaltung der Grünanlage habe die Urban League deutlich mehr Punkte erhalten, "obwohl wir einen Gestaltungswettbewerb mit einer 17-köpfigen Jury" durchgeführt hatten, darunter auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Auch dem Sozialreferat werfen die Urbanauten vor, nicht neutral gewertet zu haben, etwa in der Beurteilung des Kinderprogramms oder bei der Frage nach der Barrierefreiheit.

Der Strandstreit hat auch längst die Stadtpolitik erreicht. Es gab Mauschelei-Vorwürfe gegen die SPD, die angeblich Einfluss auf die Entscheidung genommen haben soll. Die Grünen kritisierten zudem das "zu komplizierte Ausschreibungsverfahren, das in seinen ganzen Verästelungen schwer zu durchschauen ist".

Auch der Sand muss ja noch trocknen

Doch für die Urban League um Kulturveranstalterin Zehra Spindler und Dierk Beyer ist der Streit zunächst durchgestanden. Nachdem die Stadtverwaltung das Bewertungsergebnis noch einmal komplett wiederholt hatte, erhielt die Urban League sogar noch mehr Punkte als beim ersten Durchgang. Am Samstagnachmittag soll es deshalb losgehen mit dem Kulturstrand, der in diesem Jahr "Stadtstrand" heißt: mit einem Ableger des Christopher-Street-Days, der am gleichen Tag von Tausenden Homosexuellen, Lesben und Transgendern in München gefeiert wird.

"Wir werden dann auch Drag-Queens und DJs aus der Szene am Stadtstrand haben", sagt Spindler. Was die Urban League wirklich plant, wird man erstmals am Sonntag sehen. Dann wird es unter dem Titel "Helden der Wortpflanzung" um 18 Uhr eine Lesebühne geben mit dem Poetry-Slammer Jaromir Konecny, Autor Moses Wolff, Liedermacher Christoph Theussl, Autor Georg Eggers und Poet Frank Klötgen. Danach wird auf dem großen Bildschirm, der bereits steht, das Finale der Fußball-Europameisterschaft gezeigt.

Die Veranstaltungen am Vater-Rhein-Brunnen sollen bald auf der Webseite www.stadtstrand-muenchen.de zu sehen sein. Aber bis Samstag ist noch Zeit. Auch der Sand muss ja noch trocknen.

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