Aubing:Völliges Unverständnis

Stau auf der A99 bei München, 2015

Viel los: Immer wieder stauen sich Autos vor dem Allacher Tunnel und suchen dann abseits Schleichwege.

(Foto: Catherina Hess)

Lokalpolitiker fürchten, dass Aubing im "Verkehrschaos" versinkt. Die Stadt sieht keinen Grund, zu handeln

Von ellen draxel, Aubing

Mit einer so "erschütternden" Antwort hatte der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied nicht gerechnet. Dass die Meinungen zwischen Stadtverwaltung und Lokalpolitikern über die künftige Verkehrsbelastung im Stadtbezirk differieren, ist bekannt. In welchem Ausmaß, war den Bürgervertretern bislang aber nicht bewusst.

Spätestens 2020, befürchten die Stadtteilpolitiker unisono, werde ihr Viertel im "Verkehrschaos" versinken, sollten bis dahin nicht entscheidende verbessernde Weichenstellungen getroffen worden sein. In diesem Punkt sind sich Vertreter aller Parteien am Ort einig. 2020 sollen die ersten Bewohner in Freiham-Nord einziehen, gleichzeitig wird bei optimalem Bauverlauf der sechsspurige Ausbau der Lindauer Autobahn zwischen Germering-Süd und Oberpfaffenhofen fertig. Fast 70 000 Fahrzeuge rollen heute täglich über diesen Streckenabschnitt, nach dem Ausbau werden es laut Informationen des Bezirksausschusses etwa 14 000 mehr sein. "Die Hauptlast dieses Zuwachses trägt unser Stadtbezirk", argumentiert CSU-Sprecher Jürgen Schrader. Schon heute herrscht im Aubinger wie im Allacher Tunnel zu Stoßzeiten Blockabfertigung. Wer dem ausweichen will, nutzt Schleichwege durch das Viertel.

Der Bezirksausschuss fordert deshalb nicht nur den Ausbau der beiden Autobahn-Tunnel. Er plädiert mit Unterstützung von fast 7000 Befürwortern einer Online-Petition für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U 5 nach Freiham. Ein Park-and- ride-Platz, vergleichbar mit denen in Fröttmaning oder der Messestadt-Ost, mit etwa tausend Plätzen für Freiham könnte nach Meinung der Stadtteilvertreter ein attraktives Angebot sein, die Straßen zu entlasten. Derzeit fährt im 22. Stadtbezirk noch jeder Zweite mit dem Auto. Langfristig soll aber nur noch ein Viertel des Verkehrs mit dem Pkw abgewickelt werden.

Das Ziel im Blick, fragten die Bürgervertreter die Verwaltung also nach geplanten Lösungen. Doch das Planungsreferat sieht in Folge des sechsstreifigen Autobahnausbaus überhaupt kein Verkehrschaos kommen und hält daher Maßnahmen für "nicht erforderlich". Eine Einschätzung, die im Gremium Kopfschütteln auslöst. "Das ist lächerlich", kritisiert Schrader, "wir haben bereits jetzt eine erhebliche Verkehrszunahme." Die Antwort ziele "an der Realität vorbei", bestätigt Gremiums-Chef Sebastian Kriesel CSU). Als besonders unwürdig empfinden die Lokalpolitiker das Argument des Referates, dem Einwohner-Zuwachs stünde "eine Mobilitätsabnahme aufgrund der Veränderung der Altersstruktur gegenüber". "Dass das Verkehrsaufkommen durch die Alterspyramide von selbst geringer wird, ist eine These, die bisher noch nie kommuniziert wurde", konstatiert SPD-Fraktionssprecher Thomas Hampel unverhohlen süffisant, "das Schreiben ist mehr oder minder eine Frechheit." Ein Brief an die Verwaltung soll das "Unverständnis" nun artikulieren.

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