Aubing:Unterschiedliche Prioritäten

Streik im öffentlichen Nahverkehr

Wenn es nach den Lokalpolitikern im Münchner Westen geht, soll die U 5 einmal über Pasing hinaus bis Freiham fahren.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Die Aubinger verlangen die U 5 nach Freiham, die Stadt will stattdessen die U-9-Spange

Von Ellen Draxel, Aubing

Eine Tram zur Anbindung des neuen Stadtteils Freiham ist für Aubings Lokalpolitiker keine Alternative zu einer U-Bahn. Das haben sie in den vergangenen Monaten wiederholt deutlich gemacht. Sie fordern die Verlängerung der U 5 über Pasing bis an den westlichen Stadtrand - obwohl die Stadt eine neue U-Bahnlinie U 9 als Spange im Korridor zwischen Implerstraße, Hauptbahnhof und Münchner Freiheit favorisiert. Die Stadt, das hatte Georg Dunkel vom Planungsreferat den Mitgliedern der Unterausschüsse Verkehr und Planen im Stadtteilgremium vor kurzem in einer gemeinsamen Sitzung erklärt, halte eine Entlastungsstrecke zur Nord-Süd-Linie U 3/U 6 für unabdingbar. "Das soll kein Nein gegen die U 5 sein", sagte er. "Aber wir müssen Prioritäten setzen." Das Nahverkehrssystem müsse im Kern funktionieren, wolle man keinen Kollaps.

Die U 9 in Konkurrenz zur U 5? Für die Stadtteilvertreter von Aubing-Lochhausen-Langwied Grund genug, die Argumente zugunsten einer Linie U 9 genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit einem von der SPD-Fraktion initiierten Antrag fordern sie die Münchner Verkehrsgesellschaft und die Stadtverwaltung auf, die technische Realisierung einer U 9 detailliert darzulegen. Kritisch werden insbesondere die notwendigen Umbauten im Untergrund rund um den Hauptbahnhof gesehen. Außerdem hätten sich die Politiker gerne erläutern lassen, weshalb im Falle dieser Innenstadt-Linie "weder eine Alternative geprüft noch in Angriff genommen" werde - und man stattdessen zulasse, dass sich "ein Projekt mit Kosten von weit über einer Milliarde Euro in den Köpfen verfestigt". Eine Taktverdichtung bei der U 3/U 6 von derzeit 120 auf 100 Sekunden", rechnet SPD-Mann Reinhard Bernsdorf vor, ergäbe "eine Steigerung der Transportkapazitäten um fast 17 Prozent" und damit eine "deutliche Entspannung in der Hauptverkehrszeit".

Eine U 9, so das Resümee der lokalen Bürgervertreter, würde wenige neue U-Bahn-Fahrgäste hinzugewinnen, gleichzeitig aber tiefe Bohrungen unterhalb der City bedingen. Ein U 5 nach Freiham dagegen sei größtenteils in offener Bauweise und dadurch deutlich kostengünstiger möglich, bringe neue Nutzer und entlaste den Großstadtverkehr.

Letzteres bestätigt die E-Mail einer Neuaubingerin, beim örtlichen Bezirksausschuss eingegangen vor wenigen Tagen: "Eine U-Bahn im Außenbezirk", schreibt die Bürgerin, "kann auch mehr Platz in einer S-Bahn im Innenbezirk schaffen". Sie selbst nutzt derzeit Bus und S-Bahn, um zur Arbeit zu fahren, würde aber sofort auf eine U 5 umsteigen.

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