Aubing:Die Bahn soll liefern

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Ärgernis: die Bahnunterführung an der Bodenseestraße. (Foto: Catherina Hess)

Bei der Bürgerversammlung in Aubing-Lochhausen-Langwied kommen Forderungen auf nach Rolltreppen und Aufzügen, zudem Klagen über den Dauerlärm am Betriebsbahnhof

Von Ellen Draxel, Aubing

Die Schüler der Grundschule an der Limesstraße sollen nach dem Wunsch der Aubinger weiterhin von einem Frühdienst betreut werden können. Das Signal der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Aubing-Lochhausen-Langwied an das Bildungsreferat ist unmissverständlich: Ein klares "Nein" zur Streichung der Betreuungsmöglichkeit wegen Personalmangels - stattdessen die Forderung, das bisherige Angebot für Erst- bis Viertklässler von sieben Uhr an auch im kommenden Schuljahr aufrechtzuerhalten. "Wir haben eine Erzieherin, die sich um die Kinder kümmern würde. Und wir haben Bedarf, weil viele Eltern schon früh morgens arbeiten müssen", begründete Andrea Schmidt vom Elternbeirat des Tagesheims ihren Antrag. Das Votum fiel einstimmig aus.

Rund 200 Stimmberechtigte fanden am Donnerstagabend den Weg in die Turnhalle der Mittelschule an der Reichenaustraße. Sie sorgten sich um Kinder und ältere Menschen, plädierten für eine bessere Infrastruktur in ihrem Viertel und weniger Verkehrslärm. Aufzüge an den S-Bahn-Haltestellen sind für Karin Heumann ein Muss. Die Aubingerin sitzt im Rollstuhl und kann, weil die S-Bahn-Station Aubing nicht behindertengerecht ausgebaut ist, nur den Bus nehmen. "Diese Station ist für Eltern mit Kinderwagen, für Menschen mit Rollatoren und für Leute wie mich eine Katastrophe", sagte sie. Ihre Forderung: Aubings Bahnhof vorrangig barrierefrei umzugestalten. Einer Optimierung bedarf nach Meinung Manfred Schlechts auch der S-Bahnhof am Westkreuz. Dort gibt es am östlichen Ausgang zwar bereits einen Aufzug, der ist aber für Gehbehinderte und Senioren nur schwer erreichbar, da zuvor die stark befahrene Aubinger Straße überquert werden muss. Schlecht schlug daher eine Rolltreppe am Westkopf des Bahnhofs vor. Dem Plenum gefielen beide Anträge. Eine Lochhauserin brachte den Bahnhof in ihrem Stadtteil ins Gespräch: Sie monierte eine Biesel-Ecke, wild geparkte Fahrräder und einen leer stehenden Kiosk. "Ein Bahnhof ist die Visitenkarte eines Viertels", findet sie. "Aber unserer rangiert, frisch renoviert, eher als Schandfleck." Sebastian Kriesel (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses, will sich nun kümmern, gab aber zu bedenken, dass die Bahn involviert sei - ein "wenig verlässlicher Partner".

Kritik an der Bahn beinhalteten zwei weitere Anträge, formuliert von Christof Kindlinger und Volker Hanke. Seit Jahren leiden die Neuaubinger unter dem Lärm abgestellter Züge im Betriebsbahnhof Pasing. "Züge werden dort gewartet, Klimaanlagen laufen, sieben Tage die Woche." Ihre Bitte, von der Noder- bis zur Englburgstraße eine Lärmschutzwand zu installieren, fand großen Rückhalt im Saal. Josef Hainzlmaier und Franz Trosch geht es ebenfalls um eine störende Geräuschkulisse, aber auch um ungesunde Abgase. Beide haben Probleme mit dem Schwerlastverkehr. Hainzlmaier wohnt in Langwied und beobachtet, wie "an manchen Tagen bis zu hundert große Kipper durch den Ort fahren". Ein "nicht unerheblicher Anteil" nutze die bereits für den Lastwagen-Verkehr gesperrte Langwieder Hauptstraße oder finde Wege durch Wohngebiete. Strecken, auf denen im Sommer radelnde Badegäste unterwegs seien. Hainzlmaier sprach sich, mit Zustimmung der Anwesenden, für ein generelles Lkw-Fahrverbot in Langwied aus. Peter Geck vom Kreisverwaltungsreferat war das Problem in Langwied neu, er will zunächst "Daten und Fakten" dazu sammeln. Bis belastbare Zahlen vorliegen, werde es aber "dauern". Franz Trosch plädierte für einen Ausbau der Bahnunterführung an der Bodenseestraße - um die Bewohner Neuaubings und der Westkreuz-Siedlung vom Schwerlastverkehr zu befreien. Ein Ziel, das das Planungsreferat teilt. "Wir möchten das auch haben, hätten aber gerne einen Fußweg dazu", sagte Sachbearbeiterin Stefanie Wolf. Die Planungen liefen.

Gewünscht von den Bürgern wird außerdem Tempo 30 für die Centa-Hafenbrädl-Straße, eine engere räumliche Verzahnung des Kultur- und Bildungscampus für Freiham sowie ein Leinenzwang für Hunde am Böhmerweiher, um dort bei sommerlichen Temperaturen ungestört schwimmen zu können. Sylvia Roder hat die unangenehme Erfahrung gemacht, mitten auf dem See plötzlich einen nassen Vierbeiner auf ihrem Rücken sitzen zu haben. "Wäre ich nicht so eine gute Schwimmerin, hätte das gefährlich werden können."

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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