Aubing:Das Brummen hält an

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Noch immer quält den Münchner Westen ein geheimnisvoller Ton

Mal klingt der Ton leise, mal dröhnend laut. Dann wieder vibriert er, so stark, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Einen "tieffrequenten, an- und abschwellenden, monotonen Dauerbrummton" hört ein Aubinger in seinem Reihenhaus an der Kastelburgstraße nun schon "seit geraumer Zeit". Im ersten Stock nimmt er das Phänomen deutlicher wahr als im Erdgeschoss, außerhalb seiner vier Wände spürt und hört er nichts mehr.

Und er ist nicht der Einzige. Bereits vor einem Jahr beklagte sich der Neuaubinger Stefan Hermann, auch er ein Opfer dieses unerklärlichen Geräusches. Tag und Nacht raubt ihm ein "extremes Brummen, das sich anhört, als ob man in der Disco direkt neben den Boxen steht", den Nerv. Der Ton kribbelt in Armen und Beinen, verursacht Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerz. Hermann nimmt den Ton fast ununterbrochen wahr, hat praktisch keine Entspannungsphasen. Nur wenn er nach Südosten geht, entkommt er der Qual. Hermann weiß von Leidensgenossen aus der Neideck-, der Bodensee- und der Aubinger Straße sowie dem Überlinger Weg, er kennt ähnliche Fälle aus Fürstenfeldbruck und der Gegend rund um den Ammersee. "Ich kann den Ton von München bis Augsburg hören", sagt der Neuaubinger. Der Münchner Westen scheint für ihn nur eine der Randregionen zu sein, die betroffen sind.

Krank geworden ist bislang keiner der Brummton-Geschädigten, sie reagieren nur besonders sensibel auf bestimmte Frequenzen. Dass die Quelle des störenden Geräusches nicht von irgendwelchen Hausgeräten stammt, hat der Aubinger bereits getestet: Er hat seine Heizung und sämtliche Geräte vom Strom genommen - ohne Besserung. Selbst Ohrstöpsel helfen nicht, den quälenden Ton auszublenden. Was aber ist dann die Ursache für den Brummton? Bislang weiß das niemand genau. Der Aubinger hat die Geothermie in Freiham in Verdacht, zumal ihn die Geräusche vermehrt seit Beginn der Heizperiode belasten. "Es könnte doch sein", mutmaßt er, "dass Schallwellen durch die enorme Tiefe zwischen 2000 und 3000 Metern weitergetragen werden und sich im Haus als Resonanzboden aufstauen." Vielleicht sei es aber auch Elektrosmog oder eine Überschneidung verschiedener Frequenzen im Mobilfunkbereich.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt versucht nun, das zu prüfen. Untersuchungen im vergangenen Jahr in Neuaubing, sagt Sprecher Alois Maderspacher, hätten leider "zu keinem wesentlichen Ergebnis geführt".

© SZ vom 11.03.2017 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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