Aubing:Damit man sich München leisten kann

Wohnen für alle Bodenseestraße

Außen Holz, innen Beton: Die dreigeschossigen Gebäude werden um grüne Höfe gruppiert. Auch Gemeinschaftsräume sind vorgesehen.

(Foto: Visualisierung: Gewofag)

Auch am Westkreuz entstehen mit dem städtischen Sofortprogramm Wohnungen für Geringverdiener und anerkannte Flüchtlinge. Die Gewofag will ihren Teil in sechs Monaten hochziehen

Von Ellen Draxel, Westkreuz

Eine Genehmigung hält Klaus-Michael Dengler für die Bebauung des Anwesens Bodenseestraße 166 noch nicht in der Hand. Der Gewofag-Chef ist sich aber sicher, das Okay von der Lokalbaukommission rechtzeitig bis Juni zu bekommen. Dann wäre das Unternehmen im Zeitplan. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG errichten am Westkreuz, eingebettet zwischen Gewerbegebiet und Wohnsiedlung, insgesamt gut 280 Wohnungen für rund 600 Menschen nach dem Modell "Wohnen für alle". Vergeben wird der Wohnraum zu 49 Prozent an Münchner, die sich die Stadt aufgrund ihres geringen Verdienstes sonst nicht mehr leisten könnten - Auszubildende etwa, Erzieher, Menschen in Pflegeberufen, aber auch städtische Mitarbeiter. 51 Prozent der Mietwohnungen werden mit anerkannten Flüchtlingen belegt.

Mitte März hat der Stadtrat beschlossen, der Wohnungsnot mit einem Sofortprogramm für bezahlbaren Wohnraum zu begegnen: 3000 geförderte Wohnungen sollen in den kommenden vier Jahren in München zusätzlich zum sonstigen Bauboom entstehen, die ersten bereits 2016. Die Gewofag will deshalb im Eiltempo von Juni bis Dezember dieses Jahres auf einem Areal, das derzeit von einem Autohändler genutzt wird, 81 Wohnungen realisieren: 63 Ein-Zimmer-Appartements, 14 Zwei- und vier Drei-Zimmer-Wohnungen. Dazu zahlreiche Gemeinschaftsräume auf einer Fläche von 275 Quadratmetern, in denen man Hausaufgaben machen, feiern oder sich für Veranstaltungen treffen kann. "Diese Räume im Sinne eines Bewohnertreffs sollen explizit auch der Nachbarschaft zur Verfügung stehen", betont der Bau-Chef der Gewofag, Michael Hardi.

Das höchste Gebäude befindet sich mit fünf Stockwerken direkt an der Bodenseestraße 166, es dient dem Lärmschutz. Die Häuser dahinter sind nur noch dreigeschossig, arrangiert um grüne, ruhige Innenhöfe. Die Gewofag baut ihre Wohnkomplexe für das Sofortprogramm in Holz-Hybrid-Bauweise, mit Betonfertigteilen als Kern und Holzschalung für die äußere Optik. Keller gibt es keine, dafür ist der Zeitdruck zu hoch. "Wir haben auch keine Balkone und keine Aufzüge, lediglich französische Fenster und Laubengänge", sagt Hardi. Die Wohnungen sind daher nur im Erdgeschoss barrierefrei. Balkone wie Aufzüge seien aber "jederzeit nachrüstbar". Die Zufahrt zu dem Grundstück soll über die Bodenseestraße erfolgen.

Ein bisschen weniger eilig hat es die GWG auf "ihrem" Grundstück an der Ecke Bodensee-/Mainaustraße ein paar Meter weiter. Dort, wo derzeit noch die Leichtbauhalle für Flüchtlinge steht, sollen in zunächst zwei Bauabschnitten in konventioneller Stein-auf-Stein-Bauweise fünf fünfgeschossige Riegel mit Keller und Dach entstehen, gedacht für jeweils 40 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Die ersten beiden Häuser, situiert längs der Bodenseestraße, werden voraussichtlich von Sommer 2016 bis Mai 2017 errichtet. Wann die drei Blöcke dahinter, in Reihen angeordnet, hochgezogen werden, hängt von der weiteren Nutzung der Leichtbauhalle ab. Langfristig ist sogar ein dritter Bauabschnitt vorgesehen, doch an dieser Stelle befindet sich momentan noch die Gemeinschaftsunterkunft Mainaustraße. Ein Festbau, der auf Jahre angelegt ist. Weshalb der Vorbescheid für diesen Teil auch "noch nicht erteilt" sei, wie Cornelius Mager, Chef der Lokalbaukommission, erklärt.

Was den Anwohnern, die am Freitagabend über die Projekte informiert wurden, Sorge bereitet, sind die wenigen Stellplätze. Für jeweils fünf Wohnungen ist lediglich ein Parkplatz veranschlagt. Ausreichend, argumentiert Hardi, schließlich seien die Bewohner ja ehemalige Flüchtlinge und Geringverdiener, die sich eher selten ein Auto leisten könnten. Gewofag wie GWG versprechen aber, mehr Stellplätze zu errichten, sollte die Nachfrage gegeben sein. "Was hier entsteht, sind keine Sozialwohnungen", erläutert GWG-Geschäftsführer Dietmar Bock, selbst in einer geförderten Wohnung aufgewachsen. "Dieses Programm bietet Menschen mit niedrigem Einkommen, die ein Leben lang arbeiten, die Chance, eine bezahlbare Wohnung in München zu bekommen." Von Oktober an können sich Haushalte mit der Dringlichkeitsstufe 1 auf einer Internetplattform um die Wohnungen bewerben. "Wir werden darauf achten, dass die Leute, die in ein Haus einziehen, auch gut zusammenpassen", verspricht Monika Betzenbichler vom Amt für Wohnen und Migration. Besonders bei den ehemaligen Flüchtlingen werde man "sehr genau hinschauen". Integration, Tagesstruktur, Engagement, Arbeitswille - all das spielt eine Rolle. 40 Prozent der Bewohner, das ist das Ziel der Behörde, sollen Frauen sein.

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