Aubing:Aubinger geben U-Bahn den Vorzug

Die Bürgerversammlung fordert eine Verlängerung der U 5 in den künftigen Stadtteil Freiham. Für den Vorschlag einer Tram-Anbindung gib es Buhrufe. Verkehrsfragen dominieren den Abend

Von Ellen Draxel, Aubing

Aubings Bürger wollen die U-Bahn nach Freiham - und keine Tram. Immer wieder kam die Forderung nach einer Verlängerung der U 5 am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Aubing-Lochhausen-Langwied auf, in Anträgen, Kommentaren, Reden. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses, Sebastian Kriesel (CSU), nutzte das Thema bewusst als Schlusspointe seines Stadtviertel-Berichts. Seine Frage: "Sind Sie für die U-Bahn?" goutierten die rund 200 Stimmberechtigten in der vollbesetzten Turnhalle der Grundschule am Ravensburger Ring mit viel Beifall. Die Resonanz zum Alternativvorschlag einer Tram-Anbindung: Buhrufe.

Ein Gutachten hat errechnet, dass der Bau der U-Bahn das Neunfache kosten würde wie die Straßenbahn, dafür aber deutlich mehr Menschen aus dem Auto zum MVV locken könnte. Georg Ringmayr, Mitinitiator einer bereits 2015 gestarteten Online-Petition Pro U-Bahn Freiham, bat die Stadt daher mit einstimmiger Rückendeckung aus dem Saal um ein zweites Gutachten, das den Verkehrsfluss und die tägliche Bewegung der Menschen im 22. Stadtbezirk zum Gegenstand hat.

Die Planung einer Verlängerung der U-Bahn-Strecke müsse, ergänzte Antragsteller Johannes Ulhorn, "schnellstmöglich" in Angriff genommen werden. "Die Tram ist zwar nostalgisch eine gute Idee, nötig aber ist eine U-Bahn." Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der die Versammlung leitete, plädierte dafür, das Gemeindefinanzierungsgesetz zu ändern - um solche Kosten wie die für die U-Bahn nach Freiham künftig zu ermöglichen.

Ein zweites Thema, das den Aubingern ebenfalls seit Jahren vehement auf den Nägeln brennt, war der barrierefreie Zugang zum Aubinger S-Bahnhof, verbunden mit einer behindertengerechten Unterführung. Drei Mal pro Woche mindestens muss Großmama Elisabeth Trauscher-Eickhott den Kinderwagen zum S-Bahn-Halt "hochschleppen" - kein Einzelfall, wie Seniorenvertreter Norbert Stellmach weiß. Mütter mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, ältere Menschen mit Rollatoren, sie alle scheitern täglich an den Treppen zum Bahnsteig und nach Altaubing. "Dauernd wird von Inklusion geredet, aber diese Situation ist lang bekannt und trotzdem immer noch ein Ärgernis." Trauscher-Eickhott hätte wenigstens gerne übergangsweise Metallpaneelen auf den Stufen, wenn schon kurzfristig keine dauerhafte Lösung in Sicht ist. Die Stadt unterstützt zwar den barrierefreien Zugang, "wir als Planer bekommen sogar Geld für die Umsetzung", sagte Stefanie Wolf vom Planungsreferat. "Das Problem ist, die Hoheit liegt bei der Bahn." Und dort geschehe nichts. Um voranzukommen, will das Referat die Ausschreibung selbst vorbereiten - "und dann wieder hoffen, dass die Bahn mit uns zusammenarbeitet".

Eine Alternative hat Uta Wagner von der Bürgervereinigung anzubieten: Sie schlug vor, an der Westseite des Aubinger Bahnsteigs eine Rampe mit Geländer bis zum Germeringer Weg mit einer Schranke als Sicherung zu bauen, bis eine endgültige Lösung möglich ist. Die Kosten solle die Stadt übernehmen, langfristig könne die Rampe ja in eine Unterführung am Germeringer Weg münden. "Von dieser Variante hätten auch die Friedhofsbesucher etwas, ebenso wie die künftigen Bürger Freihams." Das Votum sprach für ihre Idee.

Auch sonst dominierten Verkehrsfragen den Abend. Johannes Ney hätte gern eine zusätzliche Haltestelle für den Bus 57 zwischen der Kunreuthstraße und der Endhaltestelle Neuaubing-West, um älteren oder bewegungseingeschränkten Menschen nicht allzu lange Fußmärsche zumuten zu müssen. Die Aubinger stimmten für den Antrag, obwohl die Münchner Verkehrsgesellschaft dasselbe Anliegen, wie Helmut Barthe erklärte, bereits zweimal abgelehnt hat - mit Verweis auf die dort geplante Tramtrasse.

Joachim Winands von der Interessengemeinschaft Langwied-Dorf forderte eine verstärkte Überwachung des Lkw-Verbots und der Tempo-30-Regelung in Langwied, Franz Trosch drang auf den schon lange angekündigten Ausbau der Unterführung an der Bodenseestraße auf dem Weg nach Pasing. Johann Slezak von der Interessenvereinigung Westkreuz wollte eine Rad- und Fußgängerbrücke über die Aubinger Straße am S-Bahnhof Westkreuz. Und Matthias Eberl bat um eine Verlängerung der Ampelschaltung an der Ecke Bergson-/Altostraße, damit nicht nur vier, sondern besser acht Autos die Kreuzung in der Stoßzeit zwischen 16 und 19 Uhr passieren können. "Denn momentan haben wir wieder eine Situation wie vor dem Bau des Aubinger Tunnels, mit Rückstau bis zur Mariabrunner Straße."

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