Aubing:Viele offene Fragen

Aubing: Maximal zehn Minuten dürfen vergehen, bis die Feuerwehr nach dem Notruf am Einsatzort eintrifft.

Maximal zehn Minuten dürfen vergehen, bis die Feuerwehr nach dem Notruf am Einsatzort eintrifft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Branddirektion will an der Kastelburgstraße eine Feuerwache bauen, stößt aber auf Widerstand

Von Ellen Draxel, Aubing

Die Feuerwache 6, derzeit noch an der Pasinger Bassermannstraße beheimatet, soll langfristig durch zwei neue Standorte in Allach und Aubing ersetzt werden. Für Allach ist bislang kein konkretes Grundstück im Gespräch. Und ob die Wache in Aubing, wie von der Branddirektion favorisiert, auf einem städtischen Grundstück zwischen Kastelburg-, Kronwinkler und Langenburgstraße gebaut wird oder doch auf einem anderen, privaten Areal, das sich "durch eine glückliche Fügung irgendwo auftut", ist nach wie vor ungeklärt. Sicher scheint inzwischen aber, dass Freiham als Feuerwehr-Standort ausscheidet. Eine eigene Wache für die künftig 20 000 Einwohner in dem neu entstehenden Viertel im Westen hatte der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied gefordert.

"Es gibt", sagt Sebastian Loher, bei der Branddirektion zuständig für den Neubau der Feuerwachen, "keine Alternative zu einer Feuerwache in Aubing". Zehn Minuten darf die Feuerwehr von dem Zeitpunkt an, da der Telefonhörer abgehoben und der Notruf angenommen wird, bis zum Eintreffen am Einsatzort maximal brauchen. Diese Frist schreibt der Gesetzgeber vor, jede Minute kann im Ernstfall über Leben entscheiden. Deshalb reicht der Radius einer Wache dreieinhalb bis vier Kilometer weit.

Die bisherige Wache an der Bassermannstraße deckt zwar Aubing und Neuaubing ab, aber eben nicht mehr Freiham. Eine eigene Wache für Freiham jedoch wäre aus Sicht der Branddirektion nicht rentabel: Sie würde sich mit Pasing überschneiden und, viel gravierender, in den Landkreis hineinreichen. "Wir haben dieses Problem schon in Unterföhring", erklärt Loher. "Keine sinnvolle Lösung." Weil die Berufsfeuerwehr den Kollegen aus dem Umland nicht ins Handwerk pfuschen will, rückt sie in der Regel auf Gemeindegebiet nicht aus.

Bleibt also nur Aubing. "Die Kastelburgstraße wäre für uns Variante A, es ist das einzige Grundstück, das der Stadt gehört." Eine Wache mit einem Löschzug, sprich fünf Feuerwehr-Fahrzeugen, mit einem Großraumrettungswagen, der Wasserrettung, einem Tanklöschfahrzeug und einem von zwei Kränen, den die Feuerwehr stadtweit besitzt, soll in Aubing stationiert werden. Dazu ein Sondergeräte-Lager mit Material wie Pumpen, Motorsägen und Schaufeln, das gebraucht wird, wenn Sturmschäden zu beheben sind oder ein Hochwasser Keller hat voll laufen lassen. "Das Katastrophenschutzlager brauchen wir vielleicht fünf bis zehn Mal im Jahr, Hochbetrieb ist deswegen nicht zu erwarten." Vorgesehen ist außerdem eine Betriebstankstelle, die aber nur dem Nachschub eigener Fahrzeuge im Notfall dienen soll. "Das sind höchstens vier Tankvorgänge am Tag", verspricht Loher. 3000 Einsätze fährt die Feuerwehr im Jahr, auf diesem Wunsch-Grundstück läge die Ausfahrt zur Langenburgstraße hin. Und an der Kastelburgstraße, wo die Reihenhaus-Siedlung steht, sei ein Lärmschutz geplant.

Dass Loher für den Standort wirbt, hat einen Grund: Anwohner wie Bezirksausschuss sind gegen die Nutzung des Areals als Feuerwache. Zum einen wegen der mangelhaften Verkehrsanbindung nach Freiham: Entweder, kritisieren die Lokalpolitiker, müsse ein Löschzug zeitraubende Umwege in Kauf nehmen - oder er würde, vor allem zu den Hauptverkehrszeiten, im Stau stehen. "Die geforderten zehn Minuten von der Alarmierung bis zum Einsatz könnten somit nie eingehalten werden." Loher plädiert deshalb zusätzlich zur Route entlang der Limesstraße für eine Alternativ-Anbindung über den Germeringer Weg. Zum anderen ist das Gebiet mit Sondernutzungen bereits gut bedient: Auf demselben Grundstück, das die Branddirektion im Auge hat, soll jetzt ein Kinderspielplatz für eine benachbarte Notunterkunft errichtet werden.

Weil der Bedarf an Grundstücken in München an sich hoch ist - besonders für Schulen und Flüchtlingsunterkünfte - sitzt die Branddirektion mit ihrem Wunsch jetzt "ein bisschen zwischen den Stühlen". Loher rechnet mit einem konkreten Planungsbeginn in Aubing daher frühestens in acht bis zehn Jahren. Vom Standort für Aubing hängt - wegen der vorgegebenen Entfernungen - letztlich auch ab, wo die Wache in Allach sinnvoll sein könnte. In Arbeit ist nun erst einmal ein vom Planungsreferat in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten für den 22. Stadtbezirk.

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