Zwar gibt es an der Isar längst noch keine medial verbreitete Kirschblüten-Voraussage wie am Fuße des ehrwürdigen Fuji-san in Japan. Doch ein Hanami, ein Kirschblütenfest, könnte vielleicht bald Realität werden. Den geeigneten Standort für die Tradition des Blütenbetrachtens haben Bürger der Au bei ihrer jüngsten Bürgerversammlung ins Spiel gebracht. Wer in den vergangenen Tagen am Edlingerplatz vorbeikam, sah auch die dazu passenden Bäume in voller Blüte stehen - als gelte es, den Bürgervorschlag optisch eindrucksvoll zu unterstreichen.
Prunus avium, die Vogel-Kirsche, ist ein Baum, der in Mitteleuropa meist schon im April und Mai blüht. Immer im April, wenn die Temperaturen als Voraussetzung der Blüte Freiluft-Aktivitäten angenehm werden lassen, würden sich die Auer gerne am Edlingerplatz versammeln wollen, nach fernöstlicher Tradition mit Decken und Matten unter den prächtig geschmückten Baumkronen sitzen, vermutlich aber eher Bier als Sake trinken.
Zwar ist der Edlingerplatz, nahe der U-Bahn-Station Kolumbusplatz in der Au gelegen, längst nicht so idyllisch wie etwa ein japanischer Garten mit zum Teil uralten Gehölzen in Tokio. Und auch Bier trinkende Picknick-Freunde dürften sich mit der Symbolhaftigkeit des japanischen Hanami eher unvertraut zeigen. Doch mit der rechten Unterstützung japanisch-stämmiger Münchner ließen sich sicherlich kulturelle Brücken bauen. Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen jedenfalls kann sich durchaus die Unterstützung eines solchen Kirschblütenfestes vorstellen - frühestens von 2016 an.
Welch harmonisches Zusammensein für Familien, Freunde und kleine Gruppen das Hanami sein kann, hat Doris Dörrie in ihrem gleichnamigen Film gezeigt. Ein Kirschblütenfest fiele in München, wo die Biergarten-Saison alljährlich sehnsüchtig erwartet wird, sicherlich auf fruchtbaren Boden - so wie die Sakura-Blüten, die in diesem Jahr schon wieder kräftig auf den Boden regnen.