Au:Böse Überraschung für Eltern

Protest gegen fehlende Kinderbetreuungsplätze

Elternprotest in der Au: Es fehlen Betreuungsplätze für Erstklässler.

(Foto: privat)

Wegen der Sanierung der Mariahilfschule nimmt der Hort gar keine, die Mittagsbetreuung nur wenige Erstklässler auf

Von Johannes Korsche, Au

Die Grundschule am Mariahilfplatz wird vom kommenden Schuljahr an saniert. Deswegen wird es eng - so eng, dass etwa 20 Erstklässler nicht im Hort oder der Mittagsbetreuung unterkommen. Der sechsjährige Luis ist einer davon. Momentan "hängen wir total in der Luft", sagt seine Mutter Tanja Römer. Sie und ihr Mann arbeiten, können nicht zu Hause sein, wenn die Schule aus ist. "Ich habe Bauchschmerzen, wie ich das alles wuppen soll." Denn andere Einrichtungen im Viertel, an die sich die Eltern auf Anraten des Referats für Bildung und Sport (RBS) wenden sollen, winkten bei Anfragen nur ab, berichtet sie. Kein Platz, kein Personal, keine Chance. Gemeinsam mit den anderen betroffenen Eltern kritisiert sie vor allem die schlechte Informationspolitik der Stadt. Umso mehr, da die anstehende Sanierung keine Überraschung ist.

Denn dass am Gebäude der Schule so ziemlich alles erneuert werden muss, steht schon seit Jahren fest. Unter anderem sind der Brandschutz, die Heiz- und Sanitäranlagen sowie die Fenster und die Fassade fällig. Dafür sind drei Bauabschnitte geplant, die jeweils ein Jahr dauern sollen. Die Mittagsbetreuung zieht wegen der Sanierung zunächst in die kleine Turnhalle an der Schule. Deswegen sei angekündigt, dass dort "maximal Geschwisterkinder" unterkommen, schreiben die Eltern in einem Brief an Stadtschulrätin Beatrix Zurek. Der Hort der Schule wird keine Erstklässler aufnehmen. Drei erste Klassen werden die Mariahilfschule von September an besuchen. Von den etwa 90 Elternpaaren seien gut 40 bei einem Informationsabend der Schule gewesen, davon habe etwa die Hälfte angezeigt, keinen Betreuungsplatz zu haben, erinnert sich Römer.

"Worst case: Luis ist alleine daheim, bis ich von der Arbeit komme", sagt Römer, das sei gegen 15.30 Uhr. Ihr Mann arbeitet in Vollzeit in Ismaning. Sie könnten ja nicht kündigen. Besonders ärgert sie, dass die Stadt sie "im Regen stehen lässt". Dabei hatte sie sich frühzeitig um einen Platz bemüht, ihren Sohn beim städtischen "Kita-Finder" angemeldet. Aber der Hort "ist einfach aus dem Kita-Finder verschwunden", erinnert sich Römer. Sie habe nicht einmal eine Mail deswegen erhalten. Erst über die Schule kam die Auskunft: Nur die Kinder, die den Hort schon besuchen, werden nachmittags auf die Kinder-Häuser an der Welfenstraße und an der Kolumbusstraße 40 aufgeteilt, nicht aber die Erstklässler, bestätigt RBS-Sprecher Ulrich Lobinger.

Die Eltern haben sich auch eine Lösung überlegt: Man könnte mit der Sanierung der Mariahilfschule noch ein Jahr warten, dann könnte der ganze Schulbetrieb in die 2019 fertig werdende Schule an der Hochstraße ziehen. Diese werde ohnehin erst gebraucht, wenn die ersten Familien in die neuen Wohnungen auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände ziehen, also voraussichtlich 2023. Weil die Mariahilfschule aber in einem unzureichenden baulichen Zustand sei, wäre es nicht sinnvoll gewesen, mit der Sanierung noch länger zu warten, entgegnet das Referat auf diese Idee. Auch ein Pavillon oder die Anmietung zusätzlicher Räume im Viertel seien nicht realisierbar gewesen.

Die Eltern waren auf der Suche nach Unterstützung auch in die Sitzung des Bezirksausschusses (BA) am Mittwochabend gekommen. Die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) versprach, "in den nächsten zwei Wochen" einen Termin mit Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) auszumachen, bei dem auch die Eltern kommen sollen. "Es geht nicht mit Papier, wir müssen jetzt persönlich werden", sagte sie.

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