Atomkraftwerke in der Landschaft:Idylle mit Restrisiko

Golf spielen vor dem Reaktor, Angeln neben dem Meiler: Jürgen Nefzger hat Atomkraftwerke in Landschaften fotografiert. Seine Bilder sind derzeit im Stadtmuseum zu sehen.

Franz Kotteder

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Atomkraftwerke sind nicht einfach nur große technische Anlagen. Sieht man einmal von den Betreibern und anderen sehr technikgläubigen Menschen ab, so hat wohl jeder - in unterschiedlicher Ausprägung natürlich - spätestens seit Tschernobyl ein etwas mulmiges Gefühl in der Nähe eines Reaktors.

So verwundert es nicht weiter, dass Atomkraftwerke auch für Fotografen zum interessanten Motiv werden. Der Münchner Fotokünstler Thomas Dashuber hat schon vor einigen Jahren eine Serie über deutsche Atomkraftwerke vorgestellt, und jetzt zeigt der aus Fürth stammende und in Frankreich lebende Fotograf Jürgen Nefzger seinen Bilderzyklus "Fluffy Clouds" im Fotomuseum des Münchner Stadtmuseums: 16 Arbeiten - jeweils vier, die in den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter entstanden sind.

Foto: Jürgen Nefzger

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Und alle zeigen sie die Landschaft rund um ein Atomkraftwerk in Frankreich, Deutschland, England und Spanien. "Fluffy Clouds", also "flockige Wolken", finden sich auf beinahe jedem der Bilder, und der harmlose Titel, der auch ganz gut als Titel für ein Kinderbuch passen würde, korrespondiert gut mit den beinahe klassisch-schönen Landschaftsaufnahmen, auf denen eigentlich nur eines irritiert: die Kühltürme im Hintergrund.

Foto: Jürgen Nefzger

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Der 40-jährige Nefzger beschäftigt sich in seinen Arbeiten gerne mit den Eingriffen, die der Mensch an Landschaften vornimmt, und damit, wie er sich die Natur untertan macht; frühere Serien trugen etwa Titel wie "Fabrizierte Landschaft" oder "Konsumierte Landschaft". "Fluffy Clouds", für die er 2006 auch den Publikumspreis im Pariser Museum "Jeu de Paume" erhielt, passt gut in diese Reihe. Zwischen 2003 und 2006 reiste er durch vier Länder und musste gar nicht besonders lange suchen, um recht idyllische Landschaften rund um atomare Anlagen zu entdecken.

Foto: Jürgen Nefzger

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"Die Darstellung eines Atomkraftwerks unter drohend dunklem Himmel interessiert mich nicht", sagt er, "denn das würde man ja erwarten." Stattdessen zeigt Jürgen Nefzger meist berückend schöne Landschaften - und Menschen bei ihren Alltagsbeschäftigungen.

Das hat manchmal sogar etwas skurril Komisches: wenn ein älteres Paar in der Schweiz auf einer hölzernen Bank sitzt und auf den Atommeiler am anderen Flussufer blickt, wenn britische Bilderbuch-Gentlemen vor der Kulisse der Wiederaufbereitungsanlage von Sellafield Golf spielen (linkes Bild), oder wenn Familien am Steilufer der französischen Atlantikküste Badeurlaub machen, vor dem Hintergrund der Atomanlagen von Penly.

Foto: Jürgen Nefzger

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"Die Menschen an solchen Schauplätzen nehmen das Absurde gar nicht wahr", sagt Nefzger und lacht. Durch seinen ironischen Blick erzählt er jedenfalls mehr über unseren Umgang mit Risiken, als es lange Aufsätze vermögen.

Foto: Jürgen Nefzger

Fotomuseum im Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1; bis 27. September.

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