Asylpolitik:München kann Flüchtlinge besser unterbringen - wenn es will

Asylpolitik: Im mannchen städtische Flüchtlingsunterkünfte herrschen schlechte Zustände. Dieses Bild zeigt die Unterkunft in der Klausenburgerstrasse in Berg am Laim.

Im mannchen städtische Flüchtlingsunterkünfte herrschen schlechte Zustände. Dieses Bild zeigt die Unterkunft in der Klausenburgerstrasse in Berg am Laim.

(Foto: Stephan Rumpf)

Trotz Wohnungsnot muss die Stadt es schaffen, Geflüchtete so unterzubringen, dass sie nicht in Angst leben.

Kommentar von Inga Rahmsdorf

Zwei junge Frauen, die seit zwei Jahren jeden Abend ihren Schrank vor ihre Zimmertür schieben. Weil sie den Raum, in dem sie leben, nicht abschließen können. Frauen, die Angst haben, wenn sie Stimmen oder Schritte hören, weil sie auf dem Flur oder in der Küche bedrängt und belästigt werden. Frauen, die ihre Familie zurücklassen mussten und in einem fremden Land auf sich alleingestellt sind.

Diesen Frauen wird nun kein Schutz gewährt. Das geschieht nicht an irgendeinem Ort, sondern in einer der reichsten Städte Deutschlands. Einer Stadt mit einem Oberbürgermeister, der vorbildlich und unbeirrt daran festhält, dass Flüchtlinge willkommen sind. Einer Stadt, der es in vielerlei Hinsicht auch gelingt, gute Bedingungen für Asylsuchende zu schaffen.

Vermutlich hat niemand mit böser Absicht die Frauen dieser Situation ausgesetzt. Dass sie aber seit zwei Jahren in einer großen Unterkunft mit 570 Männern und Frauen leben, in der sie nicht einmal ihre Zimmertür abschließen können, ist unfassbar. Ja, die Stadt hat ein riesiges Wohnungsproblem.

Ja, es gibt jedes Jahr zehntausend Menschen, die dringend eine Wohnung bräuchten, aber keine bekommen. Und ja, die Stadt strengt sich enorm an bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Sie setzt höhere Standards als der Freistaat, sie zahlt vieles, wofür der Freistaat zuständig wäre, aber dieser nicht bereit ist, mehr als nötig zu investieren. Aber München muss und kann es besser machen.

Eine eigene Wohnung für die Frauen wäre das Beste. Es ist aber klar, dass die Stadt die nicht aus dem Boden stampfen kann. Aber es muss möglich sein, allein geflohene Frauen getrennt unterzubringen. Dafür braucht man nicht einmal mehr Unterkünfte. Es braucht nur den Willen und eine logistische Umverteilung.

Ja, es ist mehr Aufwand als ankommende Flüchtlinge einfach freien Plätzen zuzuweisen. Man könnte noch entschuldigen, dass es nicht gleich in den ersten Wochen geklappt hat, als so viele Menschen untergebracht werden mussten. Aber es gibt keine Entschuldigung, warum Frauen und Kinder nach zwei Jahren dort immer noch in Angst leben müssen.

Wenn hunderte Menschen in einem Gebäude über Monate in kleinen Zimmern ohne Privatsphäre leben und sich Räume mit fremden Menschen teilen müssen, dann ist das für alle eine sehr belastende Situation. Wenn dann noch unterschiedliche Sprachen, traumatische Erfahrungen, familiäre Verluste, Perspektivlosigkeit und das Gefühl von Entmündigung aufeinandertreffen, ist die Gefahr von Konflikten groß. Darunter leiden immer als erstes und am meisten Kinder und Frauen. Das Mindeste, was ihnen zusteht, ist ein Zimmer, das sie abschließen können.

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