Asylbewerber in München:Flüchtlinge sollen in Büros unterkommen

Asylbewerber in München: Flüchtlingsunterkunft in München: das Hotel Pollinger in Aubing.

Flüchtlingsunterkunft in München: das Hotel Pollinger in Aubing.

(Foto: Stephan Rumpf)

Um zusätzliche Menschen aufzunehmen, will die Stadt leer stehende Gewerbeimmobilien anmieten und umbauen. München steht damit vor einer enormen Herausforderung, Stadtbaurätin Merk sieht die Gesamtsituation "mit Sorge".

Von Dominik Hutter, Sven Loerzer und Katja Riedel

Um im dicht bebauten München noch zusätzliche Flüchtlinge unterbringen zu können, setzen Politiker von SPD und Grünen auf den Umbau leer stehender Bürobauten. "Darauf sollten wir uns konzentrieren", erklärt Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel - es sei unrealistisch, für eine derart hohe Zahl an Zuzüglern noch Wohnungen aufzutreiben.

Alexander Reissl, ihr Amtskollege bei der SPD, rechnet dabei nicht mit juristischen Schwierigkeiten. Vermutlich seien seit Jahren leer stehende Gewerbeimmobilien vergleichsweise preisgünstig anzumieten. Zudem befänden sie sich meist weitab der Wohnviertel, so dass kein Widerstand der Nachbarn zu befürchten sei. Reissl und Demirel sind sich einig, dass der Stadt eine große Herausforderung bevorsteht - die jedoch gemeistert werden könne.

Da die Münchner Unterkünfte der Regierung von Oberbayern überfüllt sind, muss die Stadt künftig selbst nach Wohnmöglichkeiten für bis zu 200 Flüchtlinge pro Monat suchen - eine Situation, die angesichts der Wohnungsnot und einer steigenden Zahl an Obdachlosen heikel ist. Zwar stehen bereits zahlreiche Landkreise vor derselben Aufgabe. Demirel kritisiert aber, genauso behandelt zu werden wie die Landkreise, obwohl München bereits seit Jahren überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aufnehme.

Immerhin existierten bereits entsprechende Strukturen in der Verwaltung, es gebe eine Routine im Umgang mit Flüchtlingen. Die Grünen-Politikerin erinnert in diesem Zusammenhang an die zahlreichen Bildungs- und Betreuungsangebote, die die Stadt für Flüchtlinge eingerichtet habe. "Der Wille ist da", versichert Demirel. Wenn es zu Beschwerden über die Lebenssituation von Flüchtlingen komme, betreffe dies stets staatliche Unterkünfte. Containerunterkünfte kann sich Demirel in München nicht vorstellen, und SPD-Stadtrat Christian Müller will auf längere Sicht auch keine Pensionen mehr anmieten. Ziel müsse es sein, möglichst viele Flüchtlinge in städtischen Immobilien einzuquartieren.

Flüchtlinge sind "absolute Chefsache"

Um Flüchtlinge wie Obdachlose unterbringen zu können, will das Sozialreferat eine Task Force oder einen Stab "Außergewöhnliche Ereignisse" (SAE) einrichten. Das Thema muss "absolute Chefsache" sein, sagte Wohnungsamtschef Rudolf Stummvoll. Die Schaffung von bis zu 3000 Unterkunftsplätzen bis Ende 2014 sei nur zu bewältigen, wenn Bau-, Kommunal-, Planungs- und Sozialreferat im Schulterschluss Flächen und Häuser benennen und Entscheidungskompetenzen haben. "Wir werden alles anmieten, was nur irgendwie geeignet erscheint." Auch unattraktive Standorte und Gewerbeimmobilien müssten in Augenschein genommen werden. Zusätzlich ist an Quartiere in Modul- und Holzständerbauweise gedacht.

Schon Anfang und Ende der 90er Jahre, als die Zahl der Obdachlosen stark anstieg, hatte die Stadt jeweils den SAE einberufen, um Standorte für Wohncontainer zu finden. Doch inzwischen ist die Situation ungleich schwieriger. "Viele Flächen, die 1990 noch nicht bebaut waren, sind jetzt längst bebaut", sagt Stummvoll, "ich finde kaum noch etwas". Es werde deshalb ein "gigantischer Kraftakt", monatlich für bis zu 200 Flüchtlinge und bis zu 50 Wohnungslose Bettplätze zu schaffen.

Bei der Suche nach möglichen Quartieren für Flüchtlinge wird das Sozialreferat die Federführung übernehmen und zunächst auswählen, welche Standorte es aus sozialen Gesichtspunkten für geeignet hält. Dazu gehören etwa die räumliche Verteilung innerhalb der Stadt, ein U-Bahn-Anschluss in akzeptabler Nähe oder Einkaufsmöglichkeiten. Diese Vorauswahl schlägt das Sozialreferat an einem Runden Tisch vor. Dort sitzen Vertreter der übrigen Referate und beraten, ob es überhaupt möglich ist, etwa in einer Halle Menschen unterzubringen.

Und es gibt Grenzen: "Aus meiner Sicht sind etwa Zeltstädte nicht zumutbar", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. "Wir sehen die gesamte Situation mit Sorge, wenn man auf den allgemeinen Zuzug blickt, hinzu kommen die Arbeitskräfte aus Südeuropa, die sich in unseren Statistiken widerspiegeln, und durch den Syrienkonflikt kommen noch mal mehr Menschen".

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