Asiatische Marienkäfer:Niedlich, stinkend, kannibalisch

Marienkäfer auf einem Blatt

Rötlich bis gelblich und viele schwarze Punkte: Der asiatische Marienkäfer sieht etwas anders aus als einheimische Artgenossen - und verdrängt diese.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Sie haben mehr Punkte als ihre europäischen Artgenossen und neigen zum Kannibalismus: Asiatische Marienkäfer kleben derzeit in Scharen an Hauswänden - und suchen sich ihren Weg nach drinnen. In der Wohnung können die kleinen Tiere unangenehm werden.

Von Florian Fuchs

Der Marienkäfer an sich ist recht possierlich. Er ist nicht so gedrungen und feindselig gepanzert wie der Mistkäfer, er hat keine bedrohlichen Zangen wie der Hirschkäfer. Der Marienkäfer also wird im Haushalt eher mal geduldet. Nur jetzt, im Oktober, da wird es manchen Münchnern doch wieder zu bunt.

In Scharen kleben die eingewanderten Asiatischen Marienkäfer inzwischen wieder an Hauswänden und Balkongeländern, um noch ein bisschen was von der goldenen Münchner Herbstsonne abzukriegen. Und bald schon werden sie sich aufmachen in die Wohnungen, um Schutz vor der Kälte zu suchen. "Wer gerne das Fenster öffnet, sollte sich ein Fliegengitter besorgen", warnt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München. So richtig angenehm sind die Tiere nämlich nicht in der Wohnung.

In den achtziger Jahren wurde der Asiatische Marienkäfer nach Belgien gebracht, um dort Blattläuse zu bekämpfen. Im Gegensatz zum heimischen Siebenpunkt, der etwa 50 Blattläuse pro Tag vertilgt, ist der eingewanderte Artgenosse aus Fernost bedeutend gefräßiger: Er schafft bis zu 270 Läuse, seine Larven fressen sogar etwa 1200 Schädlinge in 24 Stunden. Der Asiatische Käfer aber, der nicht nur rot, sondern auch oft gelb oder schwarz ist und viel mehr als sieben schwarze Punkte auf den Flügeln trägt (meistens sind es 19), hat sich nun weit über Belgien ausgebreitet - und die Plage wird künftig eher stärker. "Er kommt von Norden, daher haben wir in München wohl noch nicht den Höhepunkt erreicht", sagt Brettmeister.

Nun hat der Asiatische Marienkäfer hier keine natürlichen Feinde, und er neigt auch noch zum Kannibalismus: Findet er keine Blattläuse, frisst er gerne die Larven seiner europäischen Artgenossen. "Wir können davon ausgehen, dass einheimische Marienkäferarten verdrängt werden und aussterben", sagt Brettmeister.

Der Asiatische Marienkäfer hat aber noch eine zweite unangenehme Eigenschaft: Berührt man ihn und wähnt er sich in Gefahr, sondert er ein gelbes, stinkendes Sekret ab. Wer also ein Exemplar in der Wohnung findet, sollte es mit einem Besen vorsichtig in eine Schaufel kehren und dann ins Freie tragen, will er keine Flecken auf Polster oder Kleidung haben. "Manche reagieren auf das Sekret auch allergisch, ansonsten sind die Käfer aber harmlos. Es muss keiner Angst haben vor den Tieren."

Für die Tiere selbst bedeutet der Rauswurf meist sogar die Rettung: Zwar suchen sie die Wärme, eigentlich sollten sie im Freien aber in eine Kältestarre verfallen. "In der warmen Wohnung gehen sie eher ein", sagt Brettmeister. Wenn ein Käfer trotzdem in einem Haushalt überlebt, verabschiedet er sich im Frühling wieder freiwillig - um draußen die Sonne zu genießen.

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