Arnulfstraße in München:Barfrau in Nachtklub erstochen

Arnulfstraße münchen

Ermittler sichern Spuren vor der Bar Kapitol in der Arnulfstraße.

(Foto: Susi Wimmer)

In einer Tabledancebar findet ein Mann seine schwerverletzte Kollegin in einer Blutlache liegend - kurz darauf stirbt sie im Krankenhaus an ihren Stichwunden. Bislang hat die Polizei keine Hinweise auf Motive oder Tatverdächtige - jetzt hofft sie auf die benachbarte Staatsanwaltschaft.

Von Susi Wimmer

Eine 35-jährige Barfrau ist in den frühen Morgenstunden des Dienstags in einem Nachtklub am Hauptbahnhof mit schweren Stichverletzungen aufgefunden worden. Sie starb wenig später in einer Klinik. Die Polizei hat noch keinerlei Hinweise auf einen Tatverdächtigen und auch nicht auf ein Motiv. Offenbar wurde aus der Bar auch nichts gestohlen, "es deutet bis dato nichts auf einen Raubmord hin", berichtet Kriminaloberrat Markus Kraus von der Mordkommission.

"Wir wissen schon, warum bei uns nachts an der Rezeption nur Männer arbeiten", sagt eine Angestellte des Hotels Winters an der Arnulfstraße mit vielsagendem Blick. Seit 6 Uhr morgens gehe es jetzt hier rund, Polizeibeamte hätten sogar in der Hotellobby Table-Tänzerinnen vernommen. Das Hotel Winters liegt in der Hauptbahnhofsgegend, genau neben dem Nightclub Kapitol. Hier wurde in den frühen Morgenstunden die Weißrussin Natallia G. erstochen.

Die Umstände ihres Todes sind laut Polizei bislang noch völlig unklar. Die 35-Jährige arbeitete in dem Nachtklub als Bardame. Von 20 bis 5 Uhr früh hat der Laden täglich geöffnet. Und wie immer kam ein Angestellter gegen 5.45 Uhr vorbei, um im Laden "nach dem Rechten zu sehen", wie die Polizei sagt.

Schwere Stichverletzungen am Bauch

Er fand die leblose Frau mit einer stark blutenden Verletzung am Bauch und alarmierte sofort den Rettungsdienst. Gemeinsam zogen sie die Frau aus der abgedunkelten Bar nach draußen. Dort begann der Notarzt mit der Reanimation, jede Hilfe kam aber zu spät. Die 35-Jährige erlag kurz darauf in der Klinik ihren schweren Stichverletzungen.

Ein Blutfleck vor dem Eingang der Bar zeugt noch vom Drama in den Morgenstunden. Der Gehsteig ist mit einer rot-weißen Flatterleine abgesperrt, etliche Polizeibeamte schirmen den Tatort ab. Stundenlang pinseln die Beamten der Spurensicherung die gläserne Eingangstür und auch die Seitentür mit Graphitstaub ab. Sie sichern Fingerabdrücke und DNA-Spuren. "Wir gehen da wirklich zentimeterweise vor", erklärt einer. Derweil leuchten Uniformierte mit Taschenlampen in Gullys, durchkämmen die kleinen Sträucher entlang der Straßenbahnlinie, suchen Gehsteige ab und schauen in jeden Mülleimer - auf der Suche nach einer möglichen Tatwaffe.

Der Angestellte, der Natallia G. gefunden hatte, sei vernommen und anschließend wieder entlassen worden, berichtet Markus Kraus. Die Polizei werde nun den Barbetreiber und Angehörige der Frau befragen, um sich ein Bild von ihr und ihrem Leben machen zu können. Bereits um 11 Uhr wurde der Leichnam obduziert, die Polizei gab lediglich bekannt, dass die Frau an "Stichverletzungen" gestorben sei.

"Alle nette Mädels"

"Ach, das sind alle nette Mädels", sagt Fathi Wali. Er steht an der Theke seines Ladens, verkauft Zigaretten, Internet, Süßigkeiten und auch Alkohol. Er kenne sie alle, die Mädchen vom Kapitol, "sie decken sich abends bei mir mit allem Möglichen ein", sagt er. Hauptsächlich ausländische Frauen würden in der Animierbar arbeiten, Polinnen, Rumäninnen, Russinnen.

"Alkohol, Drogen, wenn wir morgens den Laden aufsperren, hocken einige Typen immer noch vor unserer Tür", wettert dagegen die Angestellte eines Bekleidungsgeschäftes in der Nachbarschaft.

Hinter dem Kapitol befindet sich ein Klub, der in der Vergangenheit von Drogenfahndern durchsucht wurde. Und im Durchgang gegenüber residiert die Staatsanwaltschaft München II. Mit einer Videokamera am Eingang. Möglich, dass sie Bilder vom Täter liefern kann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: