Architektur:"Kap West" wächst am Hirschgarten

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Verwegener Anblick: Der Turm des neuen Ensembles, der wie ein überstehender Block auf dem Sockel aufsitzt, soll ein Blickfang sein. Simulation: OFB (Foto: N/A)

Ein Turm, der wie ein überstehender Block auf dem Sockel aufsitzt, begrünte Dächer und großzügige Innenhöfe: An der Friedenheimer Brücke entsteht ein mächtiges Bürogebäude.

Von Alfred Dürr, Neuhausen/Nymphenburg

Der Name als Programm: "Kap West" soll der Bürokomplex an der Friedenheimer Brücke heißen. Baubeginn ist im kommenden Jahr. Dieses Projekt und die beiden gegenüberliegenden Wohntürme namens "Friends" werden den Eingang zum neuen Wohnquartier "Am Hirschgarten" markieren. Kap - das ist ein Begriff aus der Geografie, der eine auffällige Landspitze bezeichnet. Es soll also um etwas Herausragendes gehen.

Wirkliche Wolkenkratzer, die diesen Namen auch verdienen, werden das Bild an der Bahnachse zwischen Hauptbahnhof und Pasing zwar nicht prägen, dennoch können die Friends-Bauten mit jeweils 53 Metern und bald das Kap-West-Hochhaus mit 60 Metern architektonische Zeichen an der westlichen Stadteinfahrt setzen und dem Viertel Konturen verleihen.

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Wie stark München sich baulich verändert, kann man auf dem Areal zwischen der Donnersbergerbrücke und dem westlichen Ende des Hirschgartens gut beobachten. Einst gab es hier nur Flächen für Gewerbe oder für den Post- und Bahnbetrieb. Von der Industriebrache zum Wohnquartier: Zug um Zug entwickelten sich die Bereiche mit Stadtvillen und Mehrfamilien-Häusern. In der Nähe der Friedenheimer Brücke entstand das Quartierszentrum mit den Bürokomplexen und Geschäften. 2009 wurde der S-Bahn-Halt "Hirschgarten" eröffnet.

Die meisten Grundstücke sind bebaut, und die Mehrzahl der Häuser ist bezogen. Das neue Viertel - eines der größten innerstädtischen Entwicklungsprojekte - geht seiner baulichen Vollendung entgegen. Kap West bildet bei der Fertigstellung im Jahr 2018 buchstäblich den kräftigen Schlusspunkt.

Die Gestaltungskonzepte für die beiden markantesten Projekte des Quartiers sind sehr unterschiedlich. Die zwei Friends-Türme der Landesbank Baden- Württemberg mit jeweils 130 Eigentumswohnungen sind durch ihre außergewöhnliche Fassade charakterisiert. Das Münchner Architektenbüro Allmann Sattler Wappner hat reliefartige Strukturen mit erkerartigen Fensterausbuchtungen in den oberen Stockwerken entworfen. Diesen Häusern direkt gegenüber entsteht ein Ensemble mit U-förmigen und siebengeschossigen Gebäudesockeln, auf denen sich zwei Türme mit unterschiedlichen Höhen erheben.

Der Entwurf für Kap West stammt vom Büro Wiel Arets Architects aus Amsterdam; im Frühjahr 2015 gingen die Niederländer als Sieger aus einem internationalen Wettbewerb hervor. Typisch für dieses Ensemble ist die unterschiedliche Höhenentwicklung der Gebäude - vor allem der Turm, der wie ein überstehender Block auf dem Sockel aufsitzt, soll ein Blickfang sein. Die Jury lobte aber auch einhellig die campusartige Gestaltung des Areals mit den großzügigen Höfen und den begrünten Dächern.

Wohnungen sind in Kap West nicht geplant, vorgesehen ist ausschließlich Büronutzung. Auch ein Hotel könnte in Frage kommen. Eine Entscheidung dazu gibt es noch nicht. Außerdem ist noch offen, ob in die Erdgeschosszonen Gastronomiebetriebe einziehen werden.

Hinter dem Bauvorhaben steht die OFB Projektentwicklung GmbH, eine Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen. Das Quartier "Am Hirschgarten" gilt inzwischen als attraktiver Bürostandort. Verkehrlich sei das Gebiet gut erschlossen, heißt es beim Entwickler OFB. Zudem seien Restaurants, Cafés und Geschäfte vorhanden, und der Hirschgarten biete ein grünes Umfeld. Zu den Projekten der Firma OFB in München gehören unter anderen das Bürogebäude "Skygarden" im Arnulfpark und das Einkaufszentrum "Mona" in Moosach.

Einen zusätzlichen städtebaulichen Impuls für das Quartier "Am Hirschgarten" hätte der Umbau der mächtigen Paketposthalle zu Konzertsälen bringen können. Das riesige Bauwerk aus den Sechzigerjahren mit seinem beeindruckend gefalteten Tonnengewölbe, unter das dann die einzelnen Bereiche des Konzertsaal-Zentrums eingebaut werden sollten, liegt unmittelbar hinter dem Neubauprojekt Kap West.

Doch aus diesem anspruchsvollen Umbau wurde nichts, denn die Standort-Entscheidung für einen Konzertsaal fiel zugunsten des Werksviertels hinter dem Ostbahnhof. Schon viele Jahre früher war auch die Idee eines mächtigen Hochhaus-Ensembles mit fünf Türmen an der Friedenheimer Brücke gescheitert.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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