Architektenwettbewerb:Neugestaltung der Alten Akademie: Weg mit den Arkaden

Architektenwettbewerb: Typisches Bild: Einst war hier das Modehaus Hettlage, es folgten verschiedene Zwischennutzungen. Wahrscheinlich werden diese Durchgänge geschlossen.

Typisches Bild: Einst war hier das Modehaus Hettlage, es folgten verschiedene Zwischennutzungen. Wahrscheinlich werden diese Durchgänge geschlossen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Bei der Umgestaltung der Alten Akademie kristallisiert sich heraus, dass viele Architekten die Hettlage-Arkaden entfernen wollen.
  • Das würde gegen die Auflagen der Stadt verstoßen - doch der Investor würde sich darüber freuen.
  • Noch ist der Architektenwettbewerb nicht entschieden.

Von Alfred Dürr

Was muss erhalten bleiben, wie viel kann verändert werden? Diese Frage stellt sich beim Umbau der Alten Akademie wie bei keinem anderen Immobilienprojekt in der Altstadt. Entsprechend hart waren die Verhandlungen zwischen dem Investor und der Stadt. Doch gegen ihren Willen steht nun ein prägender Bestandteil des Komplexes in der Fußgängerzone auf der Kippe: die Arkaden vor dem ehemaligen Bekleidungshaus Hettlage.

Ein Dutzend Architekturbüros hat sich am Wettbewerb zur Umgestaltung beteiligt, die Entwürfe liegen noch unter Verschluss - doch dem Vernehmen nach sieht eine Mehrheit von ihnen vor, die Arkaden zu entfernen.

Weil das den Vorgaben der Stadt zuwiderliefe und weil dies das aktuell größte und prominenteste Bauprojekt in der Fußgängerzone ist, wird es also spannend, wie die Wettbewerbsjury mit diesem Politikum umgeht. Ende kommender Woche trifft sie sich, um zu bestimmen, mit welchem Architekturkonzept die Alte Akademie mit ihrer langen Geschichte in einen Komplex mit modernen Büros, Geschäften, Wohnungen und Gastronomiebetrieben umgewandelt werden soll.

Dabei müssten die Arkaden als "typologisches Element " und als "öffentlich zugänglicher Außenraum" erhalten bleiben - das hatte der Stadtrat Ende 2015 als eine der Rahmenbedingungen für den Architektenwettbewerb festgelegt. Außerdem dürfen die Fassaden hin zur Neuhauser Straße und die Dachlandschaft der Alten Akademie nicht verändert werden.

Verhandlungen hinter verschlossenen Türen

Es können dort oben also keine Luxuswohnungen errichtet werden, sie werden rund um den sogenannten Schmuckhof entstehen. Dieser rückwärtige Bereich des Komplexes soll mit Gastronomie zu einem attraktiven öffentlichen Raum werden; zugänglich sein soll er von der Fußgängerzone aus über die zwei Portale an der nach dem Krieg wieder aufgebauten historischen Fassade.

Seit Längerem verhandeln Vertreter der Stadt, des Denkmalschutzes und des österreichischen Investors René Benko mit seiner Signa-Unternehmensgruppe hinter verschlossenen Türen. Als größter Konfliktpunkt haben sich dabei die Arkaden herausgestellt. Es ist kein Geheimnis, dass Signa sie für überflüssig hält: Die Geschäfte könnten nicht hinter einem dunklen Gang verschwinden, der ohnehin von den Passanten kaum genutzt werde.

Diese Arkaden seien beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit entstanden, als die Neuhauser Straße noch keine Fußgängerzone gewesen sei und hier viel Verkehr war. Längst habe die Passage ihre Funktion verloren. Natürlich geht es auch ums Geld: Wird die offene Passage zu einem geschlossenen Verkaufsraum, erhöhen sich die Mieteinnahmen für Signa.

Es geht natürlich ums Geld

Manche Richtlinie des Stadtrats sieht der Investor wohl als Auslegungssache. In der Wettbewerbsausschreibung steht nicht nur, dass die Arkaden erhalten werden sollen. An anderer Stelle heißt es im Zusammenhang mit ihnen, dass auch eine "Neuinterpretation des Erlebnisraums der Fünfzigerjahre" möglich sein müsse. Eine interessante Frage also, wie die am Wettbewerb teilnehmenden Architektenbüros aus dem In- und Ausland mit diesem Thema umgehen.

Vielleicht steht am Ende ja ein Siegerentwurf, bei dem die Arkaden zwar verschwunden sind, aber die Anmutung des ehemaligen Bauteils noch erkennbar ist? Eine weitere Herausforderung für die Architekten ist die Frage, wie man den öffentlichen Innenhof mit dem Ruhebedürfnis der künftigen Bewohner dort in Einklang bringt.

Alte Akademie in München, 2015

Kampf um die Arkaden: Denkmalschützer wollen sie unbedingt erhalten, der Investor setzt sich für eine "Neuinterpretation" ein.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ursprünglich sollte das Preisgericht bereits an diesem Freitag tagen. Doch der Vorsitzende, der renommierte britische Architekt David Chipperfield, hat Terminprobleme. Deswegen wurde die Entscheidung auf den 22. April verlegt. Anschließend will man den Gewinner des Wettbewerbs präsentieren. Zum Kreis der Teilnehmer gehören angesehene Büros, die sich mit dem Bauen im Bestand und denkmalgeschützten Gebäuden auskennen, wie zum Beispiel Caruso St. John Architects, London, oder das Büro Lederer, Ragnasdòttir, Oei aus Stuttgart. Auch Hild und K. aus München sind dabei, sie haben mit ihren Neubauten (zum Beispiel dem Louis-Hotel am Viktualienmarkt) Zeichen in der Altstadt gesetzt. Ebenfalls aus München hat sich das Büro Fink und Jocher beteiligt.

Bis 2020 könnte das Projekt vollendet sein

Chipperfield zählt mit seinem Londoner Büro zu den Großen in der internationalen Architektenszene. Auch mit Museumsbauten hat er sich einen Namen gemacht. In München soll er das Haus der Kunst sanieren. Außerdem stammt von David Chipperfield Architects der Entwurf für ein Gebäude mit mehreren Eigentumswohnungen im Herzogpark. Auch für Benko und seine Signa-Gruppe ist der Brite aktiv: Aktuell plant er ein modernes Shopping-Zentrum in Bozen. Darum tobte ein heftiger Streit, eine Bürgerabstimmung gewannen die Kaufhaus-Befürworter.

So hoch schlagen in München die Wellen bei der Alten Akademie freilich nicht. Nach dem Wettbewerb will Signa auf der Grundlage des Siegerentwurfs zügig an die Umsetzung des Projekts gehen. Anfang 2018 könnten Umbau und Sanierung beginnen. Zwei Jahre später sollte das Projekt vollendet sein.

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