Arbeitsplätze:Schlechte Aussichten für die Shampooneuse

Frisuren-Trends für Herbst und Winter 2014

Für Friseure gilt der Mindestlohn erst ab 1. Mai verbindlich - es wird in der Branche einige Änderungen geben.

(Foto: DPA)

Die meisten Münchner Unternehmen zahlen schon lange mehr als 8,50 Euro pro Stunde. Nur die Friseure waschen ihren Kunden wieder selber den Kopf

Von Wiebke Harms

Im Friseursalon wäscht nicht immer der Figaro selbst die Haare seiner Kunden. Manchmal übernimmt das eine Shampooneuse, eine Aushilfe, meist als 450-Euro-Kraft eingestellt. Das könnte sich bald ändern, anscheinend überlegen viele Friseure, wieder selbst einzuseifen und auszuspülen. Der Mindestlohn stößt die Überlegung an. Wenn die Friseure den Shampooneusen 8,50 Euro in der Stunde zahlen, rentiert sich ihre Arbeit für die Salons nicht mehr. Für Friseure gilt der Mindestlohn erst ab 1. Mai verbindlich.

In den meisten anderen Branchen verdienen Arbeitnehmer schon seit dem Jahreswechsel mindestens 8,50 Euro in der Stunde. Nach den ersten drei Monaten scheint die Höhe des Mindestlohns für viele Münchner Unternehmen kein Problem zu sein. Trotzdem hadern sie mit dem Gesetz. Daten gibt es noch kaum. Doch scheinen die 8,50 Euro nicht im großen Stil Jobs zu vernichten, wie Wirtschaftsverbände fürchteten. Selbst im Taxigewerbe, um das die Sorgen besonders groß waren, ist die Lage entspannt. Bislang hätten sich nicht auffallend viel Taxifahrer bei der Agentur für Arbeit gemeldet, sagt deren Sprecherin Mürvet Kasap. "Bei uns macht sich der Mindestlohn nicht bemerkbar." In den meisten Berufen hätten die Löhne schon vor dem Mindestlohn über der Lohnuntergrenze gelegen. "In München kommt man mit 8,50 Euro Stundenlohn nicht über die Runden." Wer 40 Stunden im Monat arbeitet und den Mindestlohn gezahlt bekommt, verdient im Schnitt 1473 Euro brutto im Monat. Schon das Wohnen in München ist teuer, der offizielle Mietspiegel der Stadt weist einen Quadratmeterpreis von fast 11 Euro aus.

"Die Münchner Handwerksbetriebe müssen mehr als 8,50 Euro zahlen, sonst finden sie keine Fachkräfte", sagt Rudolf Baier, der Sprecher der Münchner Handwerkskammer. Metzgern, Bäckern oder auch Spenglern bereite jedoch die Dokumentation große Probleme. Die hätten bislang am Wochenanfang grob die Arbeitszeit für die kommenden Tage geplant und die Zeit später vom Mitarbeiter abzeichnen lassen. "Nun muss man jede Pause ganz genau vermerken", sagt Baier. Nun müssten sich viele am Wochenende hinsetzen und die Dokumentation erledigen.

Die Dokumentation ist wichtig, damit die Behörden überprüfen können, ob tatsächlich der Mindestlohn gezahlt wird. Denn einige Arbeitgeber suchen nach Wegen, die 8,50 Euro zu umgehen - durch doppelte Buchführung oder manipulierte Arbeitszeiten beispielsweise. Schwarze Schafe gebe es überall, sagt Baier von der Handwerkskammer. "Aber Handwerksbetriebe können sich das nicht leisten. Würde eine andere Arbeitszeit als besprochen aufgeschrieben, würde das doch keiner abzeichnen."

Wie viele Arbeitnehmer geprellt werden, ist schwer zu ermitteln. Viele wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen und fürchten um ihren Job. "Ich gehe davon aus, dass bei mir nur die Spitze des Eisbergs ankommt", sagt Walter Kißling, Rechtsschutzverantwortlicher der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Auch Mini-Jobber, die höchstens 450 Euro im Monat verdienen dürfen, sind selten gewerkschaftlich organisiert. Ihre Zahl sank von Dezember auf Januar um 255 000 - ein stärkerer Rückgang als in den vergangenen Jahren, so die Minijob-Zentrale.

Seit Einführung des Mindestlohns dürfen Minijobber die im Vertrag festgelegte Stundenzahl in einem Monat höchstens um 50 Prozent überschreiten. In vielen Betrieben schwankte die Stundenzahl von Mini-Jobbern mitunter stark. Beispielsweise wenn ein Mini-Jobber für erkrankte Kollegen einsprang. Wie bei einem Arbeitszeitkonto sammelten die Mitarbeiter Stunden, wenn es viel zu tun gab, und feierten sie später ab. Das ist nun nicht mehr möglich. "Das ist schade, weil dadurch Flexibilität verloren geht, die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer geschätzt haben", sagt Katharina Tobarkus von der Industrie und Handelskammer in München.

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