Arbeitsplätze bedroht:Mehr Druck

Banknotendrucker ´Giesecke & Devrient"

Von 2016 an sollen keine Banknoten mehr in München gedruckt werden.

(Foto: dpa)

Mitarbeiter der Notendruckerei Giesecke & Devrient streiken erneut, die Geschäftsführung aber lehnt die Forderungen ab

Von Inga Rahmsdorf

Dass er noch einmal eine Stelle finden wird, das glaubt Raci Kökner nicht. Der 56-jährige Münchner rechnet damit, dass er sich künftig als Leiharbeiter verdingen muss. In seinem Alter habe er keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt, sagt der Maschinenführer, der in der Banknotendruckerei Giesecke & Devrient arbeitet. Seinem Kollegen Erwin Lehner geht es ähnlich. Der 57-jährige Drucker ist seit 22 Jahren in dem Münchner Unternehmen angestellt, seit Dezember plagen ihn Existenzängste. Kurz vor Weihnachten hatte die Geschäftsführung bekannt gegeben, dass die gesamte Banknotendruckerei in München geschlossen wird. 300 Menschen arbeiten dort. Weitere 500 Arbeitsplätze sollen in anderen Bereichen abgebaut oder verlagert werden.

Seit Montag streiken daher erneut die Mitarbeiter von Giesecke & Devrient. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem Warnstreik aufgerufen, der bis einschließlich Mittwoch andauern soll. Die Arbeitnehmervertreter kritisieren, dass die Geschäftsführung ihnen bei den Verhandlungen in den vergangenen Wochen überhaupt nicht entgegengekommen sei.

Die Geschäftsführung begründet den Stellenabbau damit, dass der Druck auf dem weltweiten Markt steige. Um mithalten zu können, sei der Standort München zu teuer. Mit dem Stellenabbau und der Verlagerung von Arbeitsbereichen an kostengünstigere Standorte sollen mehr als 100 Millionen Euro eingespart werden. Die Arbeitnehmer halten dagegen, dass bei der Entscheidung nur kurzfristige finanzielle Erfolge im Fokus stehen und unverhältnismäßig soziale Härten in Kauf genommen würden. In München hat Giesecke & Devrient, das als einer der weltweiten Marktführer für den Druck von Banknoten gilt, etwa 2500 Beschäftigte.

Betriebsrat und Gewerkschaft haben alternative Konzepte zur Kosteneinsparung entwickelt und diese der Geschäftsführung vorgelegt. Es gibt darin zwei zentrale Forderungen: Statt die Münchner Banknotendruckerei einfach zu schließen, schlagen die Arbeitnehmervertreter vor, den Standort nach Gmund am Tegernsee zu verlagern, wo Giesecke & Devrient auch eine Papierfabrik betreibt. Dort würden ausreichend günstige Flächen zur Verfügung stehen. Der zweite große Bereich, der geschlossen werden soll, ist das Dienstleistungszentrum, in dem beispielsweise Bank- oder Krankenkassenkarten mit Chips und Daten versehen werden. Nach Aussage von Verdi soll der Standort nach Neustadt bei Coburg verlegt werden. Der Standort sei im Gespräch, bestätigen wolle sie ihn aber nicht, sagt Martina Rauch, Sprecherin der Firma. Fest stehe aber, dass München und Umgebung "leider keine wettbewerbsfähigen Produktionsstandorte" seien.

Sabine Neulinger arbeitet seit zehn Jahren bei Giesecke & Devrient in München. Die Arbeit im Banknotendruck sei so speziell, dass sie davon ausgeht, nun eine ganz neue Ausbildung machen zu müssen. "Alles, was ich mir erarbeitet habe, ist nun hinfällig", sagt die 30-Jährige.

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