Arbeiten auf dem Oktoberfest:"Eine stressige Zeit"

Als Polizist, Politiker oder Herzlverkäufer auf der Wiesn: Wo die einen feiern, müssen die anderen arbeiten. Die Erwartungen der Oktoberfest-Arbeiter.

Monika Maier-Albang und Michael Ruhland

Stephanie Proksch, 26, Polizeiobermeisterin, ist zum ersten Mal dienstlich auf der Wiesn:

Arbeiten auf dem Oktoberfest: Polizistin Stefanie Proksch ist zum ersten Mal auf dem Oktoberfest im Dienst.

Polizistin Stefanie Proksch ist zum ersten Mal auf dem Oktoberfest im Dienst.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Normalerweise bin ich auf der Altstadtwache für Urkundenfälschung und Kraftfahrzeugdelikte zuständig. Am Freitag kam dann überraschend die Bitte, dass ich für eine Kollegin auf der Wiesnwache einspringen soll - als Mitarbeiterin im Führungsstab. Ich werde die Dienstunfälle der Kollegen aufnehmen.

Mal sehen, was da auf mich zukommt. Wahrscheinlich wird es eine stressige Zeit. Ich bin privat nicht unbedingt ein Wiesnfan, mir ist das alles zu groß und zu touristisch. Wo ich herkomme, aus Wasserburg am Inn, haben wir ein Zelt und ein paar Fahrgeschäfte. Da trifft man die Leute aus der Umgebung; das gefällt mir, da lasse ich kein Frühlingsfest aus."

Franz Maget, 56, SPD-Politiker und Vizepräsident des Landtags:

"Ich gehe gerne auf die Wiesn. Der überwiegende Teil meiner Termine sind politische, man überlegt schon, wie oft man sich sehen lässt. Ich bin zum Beispiel einmal Gast bei München tv, die ja live vom Oktoberfest berichten. Zur Tradition gehört es, dass wir mit den Mitarbeitern der Fraktionsgeschäftsstelle auf die Wiesn gehen.

Privat werd' ich mit meiner Frau und Freunden auch da sein, so dass insgesamt acht Wiesnbesuche zusammenkommen. Gelegentlich streue ich wohl auch mal eine alkoholfreie Maß ein. Obwohl: Vor dem Hintergrund, dass uns die Grünen laut Forsa-Umfrage in Bayern überholt haben, könnte eine richtige Maß mehr eigentlich nicht schaden."

Jürgen Terstappen, 37, Chemietechniker und Leiter der BRK-Wiesnwache:

"Wir planen schon seit Monaten unseren Einsatz und haben die circa 1500 ehrenamtlichen Helfer eigens geschult. Zum Beispiel verfügen wir über Spezial-Luftmatratzen, auf denen wir unterkühlte Betrunkene wieder aufwärmen können. Eine gewisse Anspannung ist schon da.

Die Wiesn ist ja sehr öffentlichkeitswirksam und arbeitsintensiv. Ich werde mit zwei kurzen Unterbrechungen jeden Tag von 8 Uhr morgens bis 1.30 Uhr nachts da sein. Privatleben gibt es während der Wiesn nicht, aber meine Frau akzeptiert das. Als wir uns kennen lernten, war ich schon beim Sanitätsdienst."

Michael Schifferl, 51, verziert und verkauft Lebkuchenherzen:

"Vom Umfeld her wünsche ich mir eine friedliche, ruhige Wiesn. Und vom Finanziellen her, dass es eine Wiesn wird, wie's immer ist: a guade. Wir verkaufen unsere Herzen zwar das ganze Jahr, auch im Internet, aber wenn die Wiesn schlecht läuft, spüren wir das schon gewaltig. So zwischen 300 und 500 Herzen verkaufen wir hier am Tag.

Auf dem Oktoberfest sind wir jedes Jahr, ich bin hier praktisch aufgewachsen. Meine Eltern sind seit mehr als 50 Jahren dabei. Meine Mutter steht auch heuer wieder am Schießstand, mit 81 Jahren."

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