Anwohner im Gespräch:Ein einsamer Antrag

Anwohner im Gespräch: Die rote Fassade der Neurieder Mehrzweckhalle ist ein Hingucker, aber nicht mehr lange: Der rote Putz muss wegen erheblicher Mängel herunter

Die rote Fassade der Neurieder Mehrzweckhalle ist ein Hingucker, aber nicht mehr lange: Der rote Putz muss wegen erheblicher Mängel herunter

(Foto: Catherina Hess)

Die Neurieder entscheiden auf ihrer Bürgerversammlung nur über ein einziges Thema

Von Johannes Korsche, Neuried

Manchmal sagt schon der Ort einer Veranstaltung unfreiwillig etwas über die Veranstaltung selbst aus. Ein Beispiel dafür ist die Neurieder Bürgerversammlung am Donnerstagabend. Diese fand nicht wie noch vergangenes Jahr in der Mehrzweckhalle statt, sondern nebenan in der Aula der Grundschule. Die Mehrzweckhalle ist nach wie vor aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Deckenkonstruktion wird als unsicher eingestuft. Damit diese "fast unendliche Geschichte", wie Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) den Rechtsstreit um die Hallendecke inzwischen nennt, irgendwann ein Ende findet, hat die Gemeinde Anfang November den Gutachter aufgefordert, vor Gericht auszusagen. Doch wann die Halle wieder geöffnet wird, ist weiter unklar.

Zumal die "unendliche Geschichte" der zu beseitigenden Mängel an der Mehrzweckhalle fortgeschrieben wird. Das neue Kapitel: Der Putz muss runter. Zipfel befürchtet einen erneuten Rechtsstreit. "Das könnte sich zwei Jahre hinziehen." Bis auf einen Seitenhieb eines Redners ist die Mehrzweckhalle allerdings kaum Thema. Der Bürger erinnert an die Gemeinde-Homepage. Zur Mehrzweckhalle steht da: "Was lange währt, wird endlich gut". Sein Rat: "Da sollte man vielleicht was ändern."

Letztlich entscheiden die Bürger nur über einen Antrag, was daran liegen mag, dass Bürgeranträge, anders als bei entsprechenden Versammlungen der Stadt München, eine Woche vorher schriftlich bei der Gemeindeverwaltung eingehen müssen. Darin fordert eine Neuriederin, in der Gemeinde Orte für sogenannte Magerwiesen zu finden. Da solche Grünflächen selten gemäht werden, dienen die blühenden Sträucher und Blumen Insekten als Lebensraum. In Magerwiesen sieht sie "einen kleinen Beitrag" der Gemeinde für einen "nachhaltigen Naturschutz". Trotz Zipfels Skepsis - er führt "Allergien und Stechgefahr" sowie die Nutzung der Grünflächen für beispielsweise den Kinderzirkus als Gegenargumente an - findet der Antrag eine Mehrheit.

Zwar ist das die einzige Entscheidung des Abends. Gesprächsbedarf haben die Neurieder allerdings mehr als genug. Vor allem bei einem Thema: dem Verkehr und seine Begleiterscheinungen. Wie schon auf der Bürgerversammlung im vergangenen Jahr stören sich die Bürger an der Geschwindigkeitsregelung auf der Umgehungsstraße. Auf der müssen Autofahrer in Richtung Gauting auf 70 Stundenkilometer abbremsen. In der Gegenrichtung nach Neuried sind dagegen 100 Stundenkilometer erlaubt. Da die Problematik schon seit Längerem bekannt ist, kommen einem Redner sogar "Zweifel an der Kompetenz mancher Sachbearbeiter". Daran ändern auch die Beteuerungen der stellvertretenden Landrätin Susanna Tausendfreund (Grüne) nichts. Sie werde das Thema noch einmal weitergeben und daraufhin bekomme er eine Antwort. Damit gibt sich der Redner allerdings nicht zufrieden: "Ich will keine Nachricht, sondern eine Veränderung."

Ein weiteres Dauerthema wird auch an diesem Donnerstagabend mehrfach aufgeworfen. Der Linksabbieger, der Autofahrer von der Forstenrieder Straße auf die Umgehungsstraße bringt. Mit Blick auf die Wohnungen, die auf dem ehemaligen Hettlage-Gelände entstehen sollen, fragt ein Bürger: "Was passiert, wenn dann hunderte Anwohner mit ihren Autos abends nach Hause kommen?" Durch den geplanten Neubau werde die Situation nur schlimmer. Zipfels erste Antwort: "Wir sind dran." Später berichtet er von Überlegungen, die an dieser Stelle zwei Linksabbieger vorsehen. Recht zufrieden ist der Neurieder nicht. Wieder kann er sich einen knappen Kommentar nicht verkneifen: "Das höre ich seit sechs, sieben Jahren."

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