Anti-Papst-Demo:SPD streitet über Demo-Aufruf

Der Besuch Benedikts XVI. löst politischen Wirbel aus: Die Münchner SPD-Vizechefin Rupp will gegen den Papst demonstrieren, Oberbürgermeister Ude ist "sehr erbost".

Berthold Neff

Sowohl Maget als auch Oberbürgermeister Christian Ude wurden gestern zum Urlaubsende von Rupps Aufruf zu einer Anti-Papst-Demo aufgeschreckt, die als offizielle SPD-Presserklärung an die Medien ging. OB Christian Ude, der gestern von Mykonos zurückkehrte, reagierte empört. Man könne sehr wohl "gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung kämpfen, ohne das Oberhaupt einer Weltkirche zu kränken und sich dabei in eine sektiererische Außenseiterposition zu begeben", sagte Ude der SZ. Der Münchner SPD-Chef Franz Maget versicherte aus Italien: "Der Papst ist uns in München herzlich willkommen."

Sowohl Ude als auch Maget räumten ein, dass es bei der Beurteilung von Homosexualität und beim Frauen- und Familienbild erhebliche Meinungsverschiedenheiten zur katholischen Kirche gebe. Dennoch herrsche, so Maget, "aus einer christlich-religiösen Überzeugung heraus eine große Freude" über den Papst-Besuch in München.

Ude sagte, er bestehe darauf, dass nun geklärt werden müsse, wer im Namen der SPD etwas fordern dürfe, "was im diametralen Gegensatz zu unserer ansonsten guten Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche steht". Ein solches "eigenmächtiges Vorpreschen" müsse unterbunden werden. Ude: "Wir müssen klären, wer darf im Alleingang wie viel Porzellan zerschlagen?"

Verwunderung über Rupp

Im Gespräch mit der SZ zeigte sich Maget verwundert, dass seine Stellvertreterin Rupp bei der SPD-Vorstandssitzung am Montagabend nichts darüber verlauten ließ, dass sie kurz zuvor eine solch brisante Erklärung verbreiten ließ. Er kündigte an, genau klären zu wollen, wie diese Erklärung ihren Weg in den SPD-Presseverteiler fand. Kommenden Montag werde diese Frage im Vorstand diskutiert.

Maget sagte, Adelheid Rupp habe ihm versichert, mit der Erklärung nur ihre private Meinung verbreitet zu haben. Maget zufolge könne und müsse man einzelnen Positionen der Amtskirche kritisch begegnen. Die Münchner SPD setze sich selbstverständlich dafür ein, dass Homosexuelle anerkannt würden. Mit dem religiösen Bekenntnis zum Christentum habe dies aber nichts zu tun.

Adelheid Rupp sagte auf Anfrage, wenn die SPD für sich beanspruche, eine Volkspartei zu sein, "dann müssen auch Positionen wie meine darin aufgehoben sein". Sie habe das Thema im Vorstand nicht angesprochen, "weil es ja nicht als Position der SPD, sondern als meine vertreten wird". Nur durch ein "Büroversehen" sei ihre persönliche Erklärung als SPD-Position verbreitet worden. Allerdings erweckt Rupp in ihrer Erklärung selbst den Eindruck, SPD-Positionen zu vertreten. Der letzte Absatz lautet so: "Die Münchner SPD steht für eine Gesellschaft, in der Gleichberechtigung, Selbstbewusstsein und Toleranz gelebt werden und oberste Priorität haben."

Mit der Kirche hat sich die SPD-Landtagsabgeordnete aus dem linken Flügel, die laut eigener Aussage "sehr katholisch inklusive Klosterschule erzogen" wurde, schon öfter angelegt. Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof erreichte sie 2002 als Rechtsanwältin eines Lehrers, dass in dessen Klassenzimmer das Kruzifix abgehängt werden musste.

Die CSU bemühte sich, nicht noch Öl ins Feuer zu gießen. Fraktionschef Hans Podiuk bedauerte, "dass sich eine SPD-Politikerin zu einer Schmähkritik hinreißen ließ, die alle Regeln der Gastfreundschaft verletzt". Der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer nannte es "bizarr", dass eine SPD-Politikerin den Papst "mit einer Demonstration willkommen heißen" wolle.

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