Ankunftszentrum für Flüchtlinge:Die Zelte bleiben vorerst stehen

Ankunftszentrum für Flüchtlinge: Die Zelte im Ankunftszentrum für Flüchtlinge bleiben erstmal stehen - werden aber hoffentlich nicht mehr gebraucht.

Die Zelte im Ankunftszentrum für Flüchtlinge bleiben erstmal stehen - werden aber hoffentlich nicht mehr gebraucht.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Lage im Münchner Ankunftszentrum für Flüchtlinge hat sich stabilisiert - auch wenn der Andrang anhält.
  • Von Freitag- bis Sonntagmorgen kamen insgesamt 1265 Asylbewerber in München an, es habe aber niemand abgewiesen werden müssen.
  • Sie alle müssen sich zuerst in dem Ankunftszentrum registrieren und medizinisch untersuchen lassen, bevor sie in München oder bundesweit verteilt werden.

Von Inga Rahmsdorf

Auch am Wochenende mussten noch Menschen in dem neuen Münchner Ankunftszentrum für Flüchtlinge in Zelten übernachten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag schliefen 260 Menschen in den Zelten, die Hilfsorganisationen und die Feuerwehr am Donnerstagabend auf dem Gelände im Euro-Industriepark errichtet hatten. Weitere 500 Asylbewerber waren im Bettenhaus des Ankunftszentrums untergebracht. Es konnten aber alle neu Ankommenden aufgenommen werden, und die Lage habe sich stabilisiert, sagte Sprecherin Simone Hilgers von der Regierung von Oberbayern, die für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist.

Von Freitag- bis Sonntagmorgen kamen insgesamt 1265 Asylbewerber in München an. Sie alle müssen sich zuerst in dem Ankunftszentrum registrieren und medizinisch untersuchen lassen, bevor sie in München oder bundesweit verteilt werden. Das soll möglichst schnell geschehen, denn eigentlich sollen sie höchstens eine Nacht in dem Ankunftszentrum bleiben. Am Donnerstag war die Einrichtung für einige Stunden geschlossen worden, weil innerhalb von 24 Stunden 755 Flüchtlinge angekommen waren. Ausgelegt ist das Zentrum, das erst vor zehn Tagen eröffnet worden ist, für durchschnittlich 350 Menschen am Tag. Die Regierung hatte die Stadt München um Hilfe gebeten, Zelte auf dem Gelände aufzustellen. Zudem wurde das Personal aufgestockt, Mitarbeiter anderer Abteilungen halfen mit, das Team für die medizinischen Untersuchungen wurde verstärkt.

Die hohe Zahl der Neuankömmlinge in den vergangenen Tagen sei durchaus eine große Herausforderung, aber die Mitarbeiter seien 24 Stunden im Einsatz und bestrebt, die Flüchtlinge so schnell wie möglich in die Unterkünfte und Kommunen weiterleiten zu können, sagte Sprecherin Hilgers. "Wir arbeiten mit Hochdruck."

Am Sonntag seien allein bis zum frühen Nachmittag etwa 300 Menschen weitergeleitet worden. Am Samstagnachmittag ist es ruhig vor dem Eingang des Ankunftszentrums, nur ein Hämmern ist zu hören, direkt neben dem Gebäude wird noch ein großes Wartezelt errichtet. Auf dem Schotterplatz stehen Menschengruppen, draußen wäscht sich ein Mann an einem Wasserhahn sein Gesicht, ein anderer wringt eine nasse Hose unter dem Wasserstrahl aus.

Hinter ihnen ist die Plane eines Zeltes geöffnet, im Inneren sind Feldbetten zu sehen, darauf liegen zerwühlte Decken. Die beiden Männer sind aus Syrien geflohen, ihre Namen möchten sie nicht in der Zeitung lesen. Weitere Flüchtlinge kommen hinzu, auch aus Syrien und dem Senegal. Einer zeigt eine Narbe auf seinem Bauch, eine Schusswunde aus Syrien, sagt er. Seit Donnerstag würden sie hier in den Zelten schlafen, sagen sie. Nachts sei es etwas kalt, und sie könnten nicht duschen, doch am meisten beunruhige sie, dass sie nicht wüssten, wie lange sie noch hier sein werden und wie es dann weitergeht.

"Aufgrund der hohen Zugänge können wir nicht ausschließen, dass in Einzelfällen die Regelzeit von acht bis 16 Stunden überschritten wurde", sagt Hilgers. Das größte Problem sei weiterhin, dass das bundesweite Verteilungssystem, Easy genannt, um 20 Uhr abgeschaltet und morgens erst wieder um 6 Uhr eingeschaltet wird. Dadurch könnten die Menschen nicht schnell genug weiter verteilt werden, besonders abends.

Allein am Samstag seien nach 19 Uhr noch etwa 300 Personen angekommen, die aber erst am nächsten Tag weiter geschickt werden konnten. Eine weitere Schwierigkeit sei, dass die Flüchtlinge teilweise nicht auffindbar seien, wenn die Busse für ihren Transfer zum Bahnhof oder in die Erstaufnahmeeinrichtungen bereitstehen, weil sie verständlicherweise auch mal das Gelände verließen.

Die Regierung von Oberbayern plant, die Zelte nun erst einmal einige Tage stehen zu lassen. Ziel sei es aber weiterhin, diese Unterkünfte so kurz wie möglich zu halten und bald wieder abbauen zu können, so der Tenor. Am Samstag ließ die Regierung zudem ein großes Wartezelt errichten. Vorsorglich, für den Fall, dass die Zahl der Neuankommenden erneut steige, sagt Hilgers: "Damit können wir dann die Situation entzerren, und stabilere und ruhigere Abläufe sicher stellen. Im Moment brauchen wir es aber noch nicht."

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