Anklageschrift im Fall Breno:Protokoll einer Frust-Nacht

Warum zündete Breno sein Haus an? Die Anklageschrift zeichnet detailliert nach, was sich in jener Nacht nach Kenntnisstand der Ermittler in Grünwald abgespielt haben soll. Der Bayern-Spieler soll enttäuscht gewesen sein - auch, weil er nicht aufs Oktoberfest gehen konnte.

Tobias Dorfer und Lisa Sonnabend

Zu seinem letzten Spiel beim FC Bayern München in der vergangenen Woche, seinem Abschiedsspiel, hatte Breno nicht auflaufen können. Er stand in der Arena in Fröttmaning - statt Trikot trug er ein Hemd. Statt den Ball nahm er einen Strauß Blumen an. Und nun steht der verletzungsgeplagte Innenverteidiger bald vor Gericht. Mit Fußball hat es nichts zu tun. Dem 22-Jährigen wird vorgeworfen, im September 2011 seine Villa im Nobelwohnort Grünwald bei München in Brand gesetzt zu haben.

FC Bayern Muenchen - Niederlande

In der vergangenen Woche wurde Breno beim FC Bayern verabschiedet. Zu welchem Verein er nun wechselt? Das hängt vom Ausgang des Prozesses gegen ihn ab.

(Foto: dapd)

Nun ist die Anklageschrift herausgegeben worden. Sie zeichnet detailliert nach, was sich in jener Nacht im September abgespielt haben soll. Breno soll sehr frustriert gewesen sein. Am Vormittag habe er erfahren, dass er möglicherweise am Knie operiert werden müsse. Breno hingegen hatte gehofft, er werde bald wieder spielen können. Er wollte seinen Frust offenbar mit Alkohol betäuben - doch der Frust soll immer größer geworden sein.

Eigentlich habe er am Abend mit Freunden auf das Oktoberfest gehen wollen, heißt es in der Anklageschrift. Wegen eines Arzttermins am frühen Morgen des nächsten Tages und wegen seines alkoholisierten Zustands soll er diesen Plan jedoch begraben haben.

Obendrein sei es zum Streit mit seiner Ehefrau gekommen, nach dem Kenntnisstand der Ermittler ging es dabei um den Alkoholkonsum des Kickers. Drei Mal habe Breno das Anwesen der Familie in Grünwald verlassen, drei Mal kehrte er wieder zurück. Kurz nach 22:30 Uhr soll er einen Gegenstand aus der Küchenschublade geholt und erneut das Haus verlassen haben. In der Anklageschrift heißt es, Brenos Ehefrau fürchtete, ihr Mann habe ein Messer mitgenommen. Aus Angst vor einer Eskalation des Streits habe sie daraufhin mit ihren drei Kindern das Haus verlassen.

Breno kam tatsächlich zurück. Etwa eine Viertelstunde später betrat er erneut in das Haus, nur kurz allerdings, um dann mit einem Fahrrad davonzufahren. Auf dieser Irrfahrt durch das nächtliche Grünwald soll er gestürzt sein, von Schürfwunden ist die Rede. Daraufhin sei Breno wieder in seine Villa zurückgekehrt, wo er mit drei Feuerzeugen und anderen Hilfsmitteln Feuer im Anwesen gelegt hat, sagt die Staatsanwaltschaft.

1,66 Promille Alkohol im Blut

Um 0:20 habe er bei den Nachbarn geklingelt, wo jedoch niemand öffnete. Darauf ging Breno zu einem anderen Anwesen und alarmierte den Bewohner, der schließlich die Münchner Feuerwehr anrief.

Kurz vor halb acht Uhr morgens war das Feuer gelöscht. Eine Probe von 2:30 Uhr soll ergeben haben, dass der Fußballspieler 1,66 Promille Alkohol im Blut hatte.

Nach dem Brand kam Breno in Untersuchungshaft und kurz darauf unter strengen Auflagen frei. Der FC Bayern zahlte 500.000 Euro Kaution. Das Gesetz sieht für schwere Brandstiftung eine Strafe von einem Jahr bis zu 15 Jahren vor. Von großer Bedeutung für das Verfahren am Landgericht München dürfte sein, wie der Psychiater Breno begutachtet und ob der Fußballprofi den Eigentümer der Villa entschädigen kann. Der Brasilianer hat bislang jede Aussage verweigert. Sein Anwalt war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Breno, der bürgerlich Vinicius Rodrigues Borges heißt, wechselte 2008 für zwölf Millionen Euro vom FC Sao Paulo zum FC Bayern. Doch der Innenverteidiger konnte die hohen Erwartungen nie erfüllen. Es gelang ihm nicht, einen Stammplatz zu bekommen. Breno verletzte sich mehrmals und absolvierte in vier Jahren nur 21 Pflichtspiele.

Nur als er im Jahr 2010 an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen wurde, konnte er glänzen und kehrte fast zu alter Form zurück. Doch wieder verletzte er sich, mit einem Kreuzbandriss kam er nach München zurück.

Breno sollen nun Angebote aus Italien vorliegen. Ob er sie annehmen kann, hängt vom Ausgang der Gerichtsverhandlung ab. Der Prozess beginnt am 13. Juni.

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