Anklage wegen Heiratsschwindel:Falsche Prinzessin vor Gericht

Eine Wohnung in Schwabing, 780.000 Euro in bar: Mit einer falschen Identität hat eine Frau ihren Ehemann um Millionen erleichtert. Mit zwölf Chihuahuas nistete sie sich bei ihm ein. Am Ende blieb ihm nur die Heilsarmee.

Von Christian Rost

Erst hatte sie sich einen Ministerialrat aus der bayerischen Staatskanzlei als Adoptivvater gesucht, dann soll sie mit ihm zusammen einen vermögenden Münchner Wirtschaftsanwalt ausgenommen haben. Nachdem ihr Adoptivvater, 55, nach einem Geständnis bereits zu drei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt wurde, muss sich Christina S. seit Montag wegen Betrugs am Landgericht München I verantworten.

Das Vater-Tochter-Paar, dessen tatsächliches Verhältnis zueinander im Dunkeln blieb, suchte laut Anklage auf der Plattform Parship.de im Internet nach einem gut situierten Mann und fand prompt einen Wirtschaftsjuristen mit einem Einkommen von mehr als einer halben Million Euro. Christina S. heiratete diesen Mann 2008 in Las Vegas und brachte ihn dazu, ihr eine 2,18 Millionen Euro teure Wohnung in Schwabing zu überschreiben. Zudem soll sie ihm 780.000 Euro in bar abgenommen haben. Um ihren Ehemann unter Druck zu setzen, erzählte sie ihm offenbar eine Räuberpistole nach der anderen. Wie die Staatsanwaltschaft der blassen, eher unscheinbaren Frau vorwirft, drohte sie mit ihrer angeblichen italienischen Verwandtschaft mit Kontakten zur Mafia. Wenn ihre Ehe scheitere, so soll sie ihrem Mann gesagt haben, werde ihn die Verwandtschaft am Strand von Rimini "einbetonieren".

Der Wirtschaftsanwalt überließ ihr, eingeschüchtert von den Lügengeschichten, nach und nach sein Vermögen. Als er endlich im November 2012 aus der gemeinsamen Wohnung flüchtete, in der Christina S. mit ihren zwölf Chihuahuas wie eine Prinzessin lebte, hatte der Mann nichts mehr. Er musste vorübergehend sogar bei der Heilsarmee um Hilfe bitten. Das Vater-Tochter-Paar trat laut Anklage dennoch nach: Sie überzogen den Mann mit 26 Strafanzeigen, in dem sie ihm 53 falsche Vorwürfe unterstellten. Der Ministerialrat hatte die Taten zuletzt vor Gericht eingeräumt. Er sei von seiner Adoptivtochter "psychisch abhängig" gewesen, sagte er.

Christina S. äußerte sich zum Prozessauftakt am Montag nicht zu den Vorwürfen. Ehe der Fall weiter verhandelt werden kann, lässt die zweite Strafkammer prüfen, ob die Frau überhaupt verhandlungsfähig ist. Ihr sollte ursprünglich zusammen mit ihrem Adoptivvater der Prozess gemacht werden, sie brach aber wegen psychischer Probleme während der ersten Verhandlungstage zusammen und wurde für verhandlungsunfähig erklärt. Ihr Verfahren wurde abgetrennt, weshalb noch einmal sämtliche Beweise vorgebracht werden müssen. Der geprellte Wirtschaftsanwalt versucht auf zivilrechtlichem Wege, sich zumindest einen Teil seines Vermögens zurückzuholen.

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