Andrang auf dem Oktoberfest:Zelt nach vier Minuten dicht

Das Sonnenwochenende sorgt auf der Wiesn für Andrang allerorten. Allein am Samstag kommen mehr als eine halbe Million Besucher - und zwei Königspythons aus Ungarn.

Claudia Wessel und Monika Maier-Albang

Überfüllung allerorten: Wer sich am vergangenen Wochenende auf die Wiesn wagte, musste nicht nur in Feierlaune, sondern auch ziemlich stressresistent sein. Rund 600.000 Menschen zog es nach vier verregneten Tagen allein am Samstag aufs Oktoberfest.

Schon um 9.04 Uhr, vier Minuten nach der Öffnung, wurde das Hofbräuzelt wegen Überfüllung geschlossen. Die anderen Zelte machten spätestens gegen zehn Uhr dicht. Selbst an den Eingängen zu den Biergärten wachten Ordner über den Einlass. Nach Schätzungen der Polizei waren am Wochenende allein 200.000 Italiener angereist. Trotz der Enge blieb jedoch alles weitgehend friedlich.

"Das hier ist die einzige Pressekonferenz, bei der sich der Veranstalter freut, wenn er nichts Spektakuläres zu berichten hat", sagte Oberbürgermeister Christian Ude am Sonntag bei der traditionellen Halbzeitbilanz im kleinen Wirtshaus "Zur Bratwurst".

Gebiss mit Goldinlays im Wartestand

Neue Rekorde gab es nicht zu vermelden. In der ersten Wiesnwoche kamen rund 3,3 Millionen Besucher, 15 Prozent davon waren Touristen. Eine kleine Steigerung gab es indes beim Essen und beim Bier: Der Umsatz stieg jeweils um fünf, die Nachfrage nach Ochsenfleisch um zehn Prozent. Bis gestern wurden 56 Ochsen verzehrt, die Oberbürgermeister Ude "übrigens alle persönlich kannte", wie er erzählte.

Erst kurz vor der Wiesn war er auf dem städtischen Gut gewesen, wo die Tiere aufgezogen werden. Rund 3,4 Millionen Maß Bier haben die Besucher getrunken, 2006 waren es 3,2 Millionen. Ein wenig Bedauern äußerte Ude für die Schausteller und Marktkaufleute, deren Umsatz unter dem Regen gelitten hat.

Die friedliche Stimmung schlägt sich auch in den Einsatzzahlen des Roten Kreuzes nieder. 3.921 Patienten wurden bis Sonntag früh behandelt, 250 weniger als im Vorjahr. Alle 30 verlorenen Kinder kamen heil zu ihren Eltern zurück, rund 1.500 Fundstücke, darunter auch das obligatorische Gebiss, diesmal mit Goldinlays, warten im Fundbüro dagegen noch auf ihre Besitzer. 103.000 Bierkrüge konnten den Souvenirjägern wieder abgenommen werden.

Wer am Sonntag nach dem laut Ude "münchnerischsten Großereignis auf der Wiesn", dem Standkonzert der Wiesnkapellen, in ein Zelt wollte, hatte anders als am Samstag freie Auswahl. Selbst am Nachmittag waren noch Zelte geöffnet. Ein Wiesnhit ist übrigens inzwischen schon so gut wie identifiziert. Laut Gabriele Weishäupl liegt "Ein Stern, der deinen Namen trägt" ganz vorn.

Unterkunft für eine Königspython

Die Polizei hatte mit 855 Einsätzen zwar geringfügig mehr zu tun als im Vorjahr. Angesichts der vielen betrunkenen Besucher könne man aber "sehr zufrieden sein", dass nicht mehr passiert ist, so Gerhard Bayer, Leiter der Wiesnwache. Zurückgegangen sind Diebstähle, 14 Taschendiebe haben die Fahnder bereits ertappt, darunter einen Iraker, von dem überliefert ist, dass er sich bei der Festnahme beschwerte, die deutsche Polizei sei so ausländerfeindlich. Dabei geriet der Taschendieb an den Falschen: Der Polizist stammte aus der Schweiz.

Verschärft kontrollieren will die Wiesnpolizei in den nächsten Tagen an den Autoscootern. Hier war es mehrfach zu Pöbeleien zwischen Cliquen türkischer und irakischer Jugendlicher gekommen. Am Samstag wurden auch Beamte attackiert, die schlichten wollten.

Weniger Ärger hatte die Wiesnwache mit einem Touristen aus Ungarn, der ein gutes Geschäft witterte. Er hatte zwei Königspythons mitgebracht. Mit einer stand er auf der Wiesn, bot sie gegen fünf Euro für Fotos an. Da der Mann keinen Gewerbeschein hat und Tiere auf die Wiesn nicht mitgenommen werden dürfen, droht ihm eine Anzeige. Die Schlangen übernachteten in der Uni-Tierklinik.

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