"Ander Art"-Festival:Rummel ohne Riesenrad

"Ander Art"-Festival: Aufsteiger: Den Hamburger Worldbeat-Musiker Dunkelbunt und viele weitere Künstler präsentiert das "Ander Art"-Festival am zweiten Wiesnsamstag auf dem Odeonsplatz.

Aufsteiger: Den Hamburger Worldbeat-Musiker Dunkelbunt und viele weitere Künstler präsentiert das "Ander Art"-Festival am zweiten Wiesnsamstag auf dem Odeonsplatz.

Zum 20. Mal zeigt das "Ander Art"-Festival München in der Wiesnzeit von seiner weltoffenen Seite.

Anfangs hatte das "Ander Art"-Festival noch mehr mit dem Oktoberfest gemein, zu dessen multikultureller Ergänzung es gedacht war. In den ersten Jahren nämlich gab es auch hier einen Trachtenumzug, freilich einen der anderen Art: Folklore-Ensembles marschierten neben Sambagruppen und Stelzenläufern bunt und lautstark von der Münchner Freiheit zum Odeonsplatz, bestaunt von 6000 Schaulustigen.

Vor 20 Jahren war es noch ein fünftägiges Multikulti-Spektakel vom alten Schlag, bei dem sich vor allem die Ausländer-Vereine der Stadt präsentierten. Das lief einige Jahre lang prima, bis der damalige Kulturreferent Julian Nida-Rümelin Ander Art im Jahr 2000 pausieren lassen wollte, um mit neuem Konzept weiterzumachen: Das Fest "mit den immer gleichen Teilnehmern" erschien ihm wie vielen anderen "zu folkloristisch" und "als Zerrbild" des Lebens der Migranten in der Stadt. Doch der Stadtrat wies an, das Festival durchzuziehen.

Auch im folgenden Jahr 2001 stand Ander Art auf der Kippe: Doch man trotzte der Trauer und der Sicherheitsbedenken nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York wieder mit menschenverbindender Lebensfreude. Diese ist heuer auch die Basis der 20. Auflage, wobei sich die Kulturenparty viel urbaner präsentiert als zu Beginn.

Statt Stammestracht gibt es Modenschauen mit orientalischen Dirndln des Griechen Neat Roustemoglue und Entwürfen des FlüchtlingsDesignprojektes Kuniri. Statt Ethno-Kunsthandwerk stellt der Künstler Ray Moore vom Hip-Hop inspirierte Collagen aus. Der moderne Geist zeigt sich gerade beim Bühnenprogramm: Die "Bafrikayer" (afrikanische Bayern) Cross da Borderz von der Refugio-Kunstwerkstatt rappen zu Dancehall und Hip-Hop ohne Grenzen (12 Uhr).

Dann bläst Münchens schnelle musikalische 20-Mann-Eingreiftruppe, die Express Brass Band, zusammen mit Jisr, die mit ihren Instrumenten über die Balkanroute geflüchtet sind, die Menge mit Musik aus aller Welt um. Dauergast Taiga Trece (15 Uhr) bringt die Passanten mit ihrem latino-münchnerischen Rap-Pop zum Tanzen, die Straßenmusik-erprobte Folkshilfe aus Linz mit umwerfenden und witzigen Heimat-Groves (16 Uhr).

Der Sänger Biboul Darouiche vereint in seiner Band Soleil Bantu afrikanische Rhythmen mit Texten in seiner Heimatsprache Ewondo und westlichem Jazz (18.45 Uhr). Der Hamburger Ulf Lindemann bringt im Projekt Dunkelbunt pulsierende Worldbeats von Dub über Reggae, Klezmer, Swing und Bluegrass bis zu Trip-Hop, Balkansounds und Breakbeats mit Gesang in 14 Sprachen zusammen (20.30 Uhr).

Zwischendurch inszenieren die Poetry-Slammer Fatima Moumouni, Darryl Kiermeier und Haris Kovacevic zusammen mit DJ Malinkaya eine eigens für das 20. Ander Art verfasste Festschrift in einer Spoken-Word-Show: "Ein Rückblick mit Ausblick."

20. Ander Art Festival, Sa., 24. Sep., 12 Uhr bis 22 Uhr, Bühne vor der Feldherrenhalle, Odeonsplatz, Eintritt frei, bei jedem Wetter

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