An der städtischen Berufsschule:Brauburschen der besonderen Art

An der städtischen Berufsschule: Braumeister Detlev Stegbauer mit seinen Brauerei-"Lehrlingen" Dieter Reiter und Andreas Steinfatt (von links).

Braumeister Detlev Stegbauer mit seinen Brauerei-"Lehrlingen" Dieter Reiter und Andreas Steinfatt (von links).

(Foto: Robert Haas)

Warum Dieter Reiter und Andreas Steinfatt einen Crashkurs im Bierbrauen absolvieren

Von Andreas Schubert

Was macht ein gutes Bier aus? Welche Zutaten werden beim Brauen wie aufbereitet? Wie viele Arbeitsschritte braucht es, um fertiges Bier herzustellen? Tagtäglich fließen unzählige Hektoliter Bier durch die Kehlen der Münchner. Aber wer im Wirtshaus oder Biergarten sitzt, macht sich nur selten Gedanken darüber, wie es eigentlich hergestellt wird. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Andreas Steinfatt, Chef der Hacker-Pschorr-Brauerei und Vorsitzender des Vereins Münchener Brauereien, indes haben vor einiger Zeit bei einem Treffen über das Thema nachgedacht. Ob sie da schon die eine oder andere Halbe getrunken hatten, ist nicht überliefert. Fest steht, dass die beiden damals beschlossen haben, eine Art Grundkurs im Brauen zu absolvieren. "Es ist nicht schlecht, wenn man von Dingen, über die man oft spricht, am Rande etwas versteht", sagt Reiter zur Begründung.

Am Freitag und an diesem Samstag haben sich die beiden also Zeit genommen, um in der städtischen Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe einen Einblick in das Brauerhandwerk zu bekommen. Freilich muss man eigentlich davon ausgehen, dass zumindest ein Brauereichef weiß, wie Bier gemacht wird. Aber er komme aus der Betriebswirtschaft und sei kein gelernter Brauer, sagt Steinfatt. Natürlich habe er schon in der Brauerei mitgearbeitet, um zu sehen, was da passiert, sagt er. Aber das eigene Wissen aufzufrischen schadet ja nie.

Hintergrund für den Crashkurs sind die Feierlichkeiten zum Münchner Brauertag im nächsten Jahr. 2016 wird das Reinheitsgebot 500 Jahre alt. Und weil der Vereinschef und der Stadtchef die ausgelernten Brauergesellinnen und -gesellen bei einem Festakt am Viktualienmarkt offiziell freisprechen, also rituell ins Berufsleben entlassen werden, wollen sie zumindest ungefähr wissen, was die jungen Leute gelernt haben in ihrer bis zu drei Jahre dauernden Ausbildung.

Dazu vermitteln ihnen Manfred Newrzella, der Geschäftsführer des Brauervereins, sowie Braumeister Detlev Stegbauer allerlei theoretisches und praktisches Wissen, etwa wo das Bier herkommt, wie hoch die "Ausschlagwürzekonzentration" sein muss - das ist die Würze nach dem Kochen im Sudhaus. Oder wie hoch der Zuckergehalt sein muss, um eine bestimmte Stärke beim Bier zu erreichen. "Münchner Helles" wollen Reiter und Steinfatt fabrizieren. Am Ende des Kurses stehen eine praktische und eine theoretische Prüfung. Bestehen sie diese, dürfen sie sich "Münchner Brauburschen" nennen. Den Titel kann man als 08/15-Münchner nicht erwerben, denn öffentliche Crash-Kurse gibt es in der Berufsschule nicht. Aber irgendetwas muss ja auf der Urkunde stehen, die - sofern sich die beiden nicht zu dumm anstellen - nach bestandenem Test überreicht wird.

Das Bier, das die Brauburschen in spe zusammenrühren, wird übrigens nach sechs Wochen Lagerung in Flaschen mit persönlichem Etikett abgefüllt. Vielleicht schenkt der OB offiziellen Besuchern dann gelegentlich ein Fläschchen Reiter-Bräu. Ob das eine gute Werbung für die Stadt wäre, dürfte von seiner Braukunst abhängen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: