An Bahnhöfen:Viele Betrunkene, viel Gewalt

Die Bundespolizei muss am Wochenende zu vielen Einsätzen

Von Thomas Schmidt

Gewalt, Alkohol und besondere Bewusstseinszustände haben die Bundespolizei am vergangenen Wochenende mächtig auf Trab gehalten. Die Einsatzkräfte am Hauptbahnhof und den Haltestellen der S-Bahn konnten von vorweihnachtlicher Glückseligkeit nur träumen, als sie mal wieder mit der bitteren Realität konfrontiert wurden. Tagtäglich erleben die Beamten, was hohe Promillezahlen aus sonst wohl friedlichen Mitbürgern machen. Doch am vergangenen Wochenende ging es besonders heftig zu - und skurril obendrein.

Bemerkenswert ungeschickt verhielt sich ein 19-Jähriger in einem Zug der S 6: Obwohl ein uniformierter Polizist neben ihm stand, rotzte er wiederholt auf den Boden des Abteils. Der Beamte wertete das als Ordnungswidrigkeit und kontrollierte die Personalien des jungen Mannes. Nicht nur, dass er kein Ticket besaß, der Starnberger hatte bereits 15 Anzeigen wegen Schwarzfahrens angesammelt. Mit 1,8 Promille gut abgefüllt, schlug er auch noch nach einem Polizisten, als der ihm die Mütze vom Kopf ziehen wollte. Als Grund für sein ständiges Spucken gab er an, er befinde sich in einem, Zitat: "schwebend unwirksamen Zustand".

Ähnlich unbegreiflich war das Verhalten eines 53-Jährigen, der am Hauptbahnhof die Abfahrt eines Nachtzuges nach Mailand verhindern wollte. Laut Polizei stellte er sich stur in eine Zugtür, damit die nicht schließen konnte. Den Zugbegleiter ignorierte er ebenso wie eine Streife der Polizei, spreizte Arme und Beine auseinander und blockierte die Tür, als hielte er an seinem Leben fest. Den Beamten blieb nichts anderes übrig, als den Mann mit Gewalt herauszuziehen. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Sicherheitsleistung von 4000 Euro an, die der Mann anstandslos beglich und dann verschwand.

In einem anderen Zug, einem abfahrbereiten ICE am Hauptbahnhof, beschimpfte ein betrunkener Ostfriese offenbar ohne nachvollziehbaren Grund die Fahrgäste. Als eine Streife schlichten wollte, stellte der Mann klar: "Ich habe kein Interesse an der Polizei." Weil die Polizei aber Interesse an ihm hatte, nahm sie ihn mit auf den Bahnsteig. Dort riss er sich los, warf sich auf den Boden und schrie um Hilfe. "Die bekam er dann in Form von Handfesseln und einem sicheren Transport zur Wache", sagt Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner.

Die Wochenendliste der Polizei zu den Verfehlungen von Betrunkenen ist deutlich zu lang, um alle aufzuzählen. Sie reicht vom Wasserlassen in der Öffentlichkeit bis zum Faustschlag gegen Bahnmitarbeiter. Den Spitzenplatz beim Promillewert hält ein 49-Jähriger, der bereits zur Mittagszeit völlig abgefüllt war. Aus unbekanntem Grund fing er Streit mit einem 81-Jährigen an und nahm dem Rentner den Gehstock weg. Die Polizei ging dazwischen und ließ den Täter ins Röhrchen pusten. Ergebnis: 3,34 Promille.

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