Amtsgericht München:Zur Abtreibung genötigt

Für ein weiteres Kind habe er kein Geld gehabt: Sebastian W. aus München drohte mit Suizid und nötigte seine Geliebte so zur Abtreibung. Das Amtsgericht München verurteilt den 31-Jährigen nun zu einer Bewährungsstrafe.

Von Andreas Salch

Für Sebastian W. war es nur eine Affäre. Für Claudia F. (Name geändert) dagegen war die Beziehung zu dem 31-jährigen Bademeister die große Liebe. Vor allem von dem Moment an, als sie wusste, dass sie schwanger von ihm ist. Claudia F., 30, hatte sich bereits damit abgefunden, dass sie angeblich keine Kinder bekommen kann. Doch statt sich mit seiner Partnerin zu freuen, wandte sich W. von ihr ab. Der 31-jährige ist verheiratet und Vater zweier Kinder. "Ich war völlig überfordert", beschrieb W. am Donnerstag vor dem Amtsgericht München seine Situation, als ihm Claudia F. von der Schwangerschaft erzählt habe. Für ein weiteres Kind hätte er schlichtweg kein Geld gehabt.

Ende Dezember 2011 soll Sebastian W. seine Partnerin massiv unter Druck gesetzt und sie gedrängt haben, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lasen. Sollte sie sich dennoch für das Kind entscheiden, werde er ihr das Leben zur Hölle und sie psychisch fertig machen, soll er ihr gedroht haben. W. setzte Claudia F. eine Frist bis 31. Dezember 2011. Sollte sie bis dahin nicht abgetrieben haben, werde er sich in den Bergen das Leben nehmen. Er werde es aussehen lassen wie einen Unfall, um sicherzustellen, dass seine beiden Kinder und seine Frau auch nach seinem Tod versorgt werden. Daraufhin trieb Claudia F. das Kind im Januar 2012 ab.

Eine Vergewaltigung ist dem Münchner nicht nachzuweisen

Erst ein Jahr später, im Januar dieses Jahres, ging sie zur Polizei und zeigte W. an. Sie hatte die Beziehung zu dem Bademeister nach der Abtreibung beendet. Die Staatsanwalt erhob Anklage wegen Nötigung und warf dem 31-Jährigem zudem vor, er habe Claudia F. auch vergewaltigt.

Nach dem Schwangerschaftsabbruch hatte Claudia F. eine schwere psychische Krise und musste sich sogar stationär behandeln lassen. Bis heute leidet sie daran, dass sie ihr Kind abgetrieben hat. Die mutmaßliche Vergewaltigung hatte sie Sebastian W. nach eigener Aussage sogar verziehen, nachdem er sich dafür entschuldigt hatte. Erst als er sie dazu drängte, abzutreiben, wollte sie nichts mehr von ihm wissen.

Der 31-Jährige lebt inzwischen getrennt von seiner Frau. Die Vergewaltigung stritt er vor Gericht ab. Er habe es Claudia F. zuletzt selbst überlassen, ob sie das Kind austragen wolle oder nicht, behauptet W. Doch das glaubte ihm das Gericht nicht. Zwar sprach Richterin Gertrud Schröder W. vom Vorwurf der Vergewaltigung frei. Denn es bestehen Zweifel, ob es tatsächlich zu der Tat gekommen ist. Dass Sebastian W. Claudia F. jedoch zur Abtreibung gedrängt hat, daran hatte das Gericht keinerlei Zweifel. Hierfür verurteilte es W. wegen Nötigung zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldauflage in Höhe von 5000 Euro.

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