Amtsgericht München:Schwestern zweigen Arzneien im Wert von 140 000 Euro für Doping ab

Aufklärung über Antibiotika

Eine Frau greift in einer Apotheke nach einem Medikament (Symbolfoto).

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Zwei Apotheken-Mitarbeiterinnen haben ihrem Arbeitgeber Präparate, die als Doping verwendet werden sollten, gestohlen.
  • Die Frauen wurden nun vom Amtsgericht München zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und acht Monaten beziehungsweise acht Monaten verurteilt.

Von Martin Bernstein

Die Nebenwirkungen, die Doping hat, sind enorm. In einem Fall, den das Amtsgericht kürzlich verhandelte, hatte das Doping aber noch weitere massive Folgen - für die Freundin des Pillenschluckers, deren Schwester und für ihr weiteres Leben. Beide Schwestern nämlich, 29 und 23 Jahre alt, arbeiteten in zusammengehörenden Münchner Apotheken. Und sie zweigten den Stoff, aus dem die Muskeln des Bodybuilders sein sollten, auf Kosten ihres Arbeitgebers ab. Nicht eben mal hier und da eine Packung, sondern Präparate im Wert von fast 140 000 Euro.

Der Apotheker, der mehrere Filialen in München betreibt, wusste sich keinen Rat mehr. Die Geschäfte liefen toll - aber der zu erwartende Gewinn blieb aus. Der Mann tat, was Arbeitgeber in solchen Fällen tun, und rationalisierte. Half aber auch nichts. Im Dezember 2015 fielen ihm dann merkwürdige Bestell- und Liefervorgänge für ein Wachstumshormon auf. Ein Kunde für die Medikamente ließ sich indes im Computersystem nicht finden.

Der Apotheker schaute sich daraufhin die Daten der verdächtigen Bestellungen an - und die Dienstpläne aller Mitarbeiter. Und tatsächlich: Immer, wenn im Computer Auffälliges verzeichnet war, hatte eine der beiden Schwestern Dienst. Der Apotheker verlangte von den beiden geständigen pharmazeutisch-technischen Assistentinnen, den Schaden vollständig zu begleichen.

Als diese nicht zahlen konnten, zeigte er sie im Januar 2017 an. Jetzt verurteilte das Schöffengericht am Amtsgericht die beiden ledigen Frauen wegen Inverkehrbringens von Arzneimitteln zu Dopingzwecken zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und acht Monaten beziehungsweise acht Monaten.

Die Verurteilten kümmerten sich in den Apotheken um die Bestellung von Medikamenten. "Wie blind Liebe machen kann", zeigte sich laut Gerichtssprecher Klaus-Peter Jüngst. Die ältere Schwester hatte nämlich einen 32 Jahre alten Freund, Elektroniker und Bodybuilder.

Und der brachte sie dazu, Wachstumshormonpräparate und Testosteron zu bestellen. Auch ein Kumpel sollte manchmal etwas bekommen. Die 29-Jährige zog ihre sechs Jahre jüngere Schwester in die Sache mit hinein. Die Verhandlung gegen den Ex-Freund steht noch aus. Er behauptet, die Initiative sei von der Frau ausgegangen. Er habe alles für legal gehalten.

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