Amoklauf:Waffenverkäufer angeklagt

Der Mann hatte Amokläufer David S. die Pistole verkauft

Die Staatsanwaltschaft München I hat gegen den mutmaßlichen Verkäufer der beim Münchner Amoklauf im vergangenen Jahr benutzten Waffe Anklage erhoben. Dem 32 Jahre alten Philipp K. aus Hessen werden fahrlässige Tötung in neun Fällen, fahrlässige Körperverletzung in fünf Fällen sowie Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen, wie der Sprecher der Anklagebehörde, Florian Weinzierl, am Montag sagte. Das Verfahren sei noch nicht zur Hauptverhandlung zugelassen; Prozesstermine stünden noch nicht fest.

Die Waffe für den Amoklauf am 22. Juli am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) hatte sich der 18 Jahre alte David S. im sogenannten Darknet besorgt, einem anonymen Teil des Internets. Dort suchte er den Ermittlungen zufolge gezielt nach 250 Schuss Munition sowie nach einer Glock-Pistole, da diese recht einfach zu handhaben ist. Im McDonald's-Restaurant an der Hanauer Straße und im OEZ gegenüber erschoss S. neun Menschen und richtete sich dann selbst. Fast 60-mal feuerte er - die Ermittler fanden später 57 Patronenhülsen aus seiner Pistole. Der mutmaßliche Waffenhändler wurde im August in Marburg festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er soll mit diversen Waffen gehandelt haben, darunter auch mit halb automatischen Schusswaffen, die als Kriegswaffen gelten.

David S. und Philipp K. hatten sich zur Übergabe der großkalibrigen Waffe in Marburg getroffen. Der Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main bezeichnete dieses Verhalten auf SZ-Anfrage als absolut unüblich. Illegale Waffenlieferungen über das Internet würden Händler meist an fingierte Adressen schicken. Dieses Vorgehen sei weit weniger riskant als ein persönliches Treffen mit dem Käufer.

Bei ihren Ermittlungen hatten die Fahnder auch die Kommunikation zwischen David S. und Philipp K. ausgewertet und waren zu dem Schluss gelangt, dass der Händler hätte erkennen können, dass es sich bei dem Münchner Täter nicht bloß um einen Waffennarr handelte. Die Ermittlungen zu dem Amoklauf selbst sind abgeschlossen. Sie bestätigten, dass S. als Einzeltäter handelte. An diesem Freitag wollen die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt die Ergebnisse des Abschlussberichts vorstellen.

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