Amateur-Derby:Maximaler Einsatz

Lesezeit: 3 min

Während des Spiels wurden im Grünwalder Stadion einige Bengalos abgebrannt. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Im Vorfeld des Derby im Grünwalder Stadion hatte die Polizei mit Randale gerechnet - und sich gut vorbereitet. Mehr als tausend Beamte waren im Einsatz. Die Lage blieb ruhig.
  • Auch auf den Fanmärschen durch die Stadt kam es zu keinen Ausschreitungen.
  • Einige Fans wurden von der Polizei festgenommen, weil sie gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben oder pyrotechnische Gegenstände bei sich hatten.

Von Martin Bernstein, München

Der Polizeieinsatz war enorm: Mit mehr als tausend Beamten, etwa fünf Mal so vielen wie bei einem normalen Bundesligaspiel in der Fröttmaninger Arena, hat die Polizei am Montag das Umfeld des Grünwalder Stadions in eine Festung verwandelt. Wohl nur deshalb blieben befürchtete Krawalle im Vorfeld des Viertligaderbys der Amateurmannschaften des FC Bayern und des TSV 1860 aus.

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Die Erweiterung der Sicherheitszone hat sich bewährt

Auch bei den Fanmärschen durch die Stadt zum Stadion kam es - im Gegensatz zum Vorjahr, als vier Polizisten verletzt worden waren - zu keinen Ausschreitungen. Einige Fans, die gegen das Vermummungsverbot verstoßen oder pyrotechnische Gegenstände dabei hatten, wurden festgenommen. Die Erweiterung der Sicherheitszone ums Stadion habe sich bewährt, befanden Polizeivizepräsident Robert Kopp und Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle.

Im Stadion wurden einige Bengalos abgebrannt. Die Polizei hatte schon zuvor angekündigt, Übeltäter während des Spiels mit Videokameras zu identifizieren und beim Abmarsch herauszuholen. Kein leichtes Unterfangen - erwies sich doch die im städtischen Stadion installierte Videotechnik als äußerst auflösungschwach. Ansonsten zeigte sich Hans-Jürgen Notka, als leitender Polizeidirektor verantwortlich für die Stadionsicherheit, sehr zufrieden. Vor allem die "Vereinzelungsanlage" am Westtor mit 14 Kontrollgassen habe funktioniert. Im Vorjahr waren hier Fans regelrecht durchgebrochen und hatten so Pyrotechnik ins Stadion gebracht. Diesmal versuchten sie es angesichts der Sperren und des großen Polizeiaufgebots offenbar kaum.

Auch der Versuch eines Fans, Pulver für Pyrotechnik in einem Päckchen über den Zaun zu werfen, scheiterte. Schon von zehn Uhr an hatten sich die Anhänger der Bayern im Tal vor der Heiliggeistkirche gesammelt. Sie skandierten "Tod und Hass dem TSV!". Rund 200 polizeibekannte gewaltbereite Ultras, Hooligans und Jung-Hools zählten Fachleute der Polizei unter den bis zu 4000 Fans, die sich gegen Mittag auf den Marsch Richtung Sendlinger Tor machten. "Da sind absolute Spezialisten dabei, die mit Fußball nichts zu tun haben", sagte Klaus Röschinger, der Leiter der szenekundigen Beamten (SKB)

im Polizeipräsidium. Unterstützung für diesen gewaltbereiten Kern gab es in diesem Jahr auch von auswärts: Fans aus Bochum und Karlsruhe hatten sich auf Seiten der Roten angekündigt. "Die kommen nicht, um sich ein Regionalligaspiel anzuschauen", sagte Röschinger.

Auf Seiten der Blauen mischten sich militante Unterstützer aus Nürnberg und Kaiserslautern unter die ebenfalls etwa 200 gewaltbereiten Anhänger. Wegen dieses angekündigten Krawalltourismus war auch die Bundespolizei mit rund 200 Beamten im Einsatz. Sie behielten den Hauptbahnhof und die S-Bahnhöfe im Auge. In einem Regionalzug aus Nürnberg rissen anreisende Rowdies die Deckenverkleidung herunter.

Schaden: etwa 500 Euro. Die Münchner Polizisten machten erstmals im Rosental ernst. Bayernfans hatten Bengalos gezündet und Böller geworfen - daraufhin stoppte die Polizei den Zug. "Es geht erst weiter, wenn das aufhört", machte Kopp die Linie der Einsatzkräfte klar. Anders als im Vorjahr blieb der Viktualienmarkt mit seinen hölzernen Buden diesmal verschont von Pyrotechnik. Vom Sendlinger Tor fuhren die Bayernfans mit der U 2 zum Stadion. Dort wurden sie bereits erwartet: Am Grünspitz an der Tegernseer Landstraße hatten sich die Löwenfans versammelt. Polizeibeamte zeigten sich "erschrocken über den Hass in den Augen" auf beiden Seiten. Manche Fans trugen Shirts mit Aufschriften wie "Euer Hass ist unser Stolz".

Doch die Sechziger warteten vergebens: Kurzfristig entschied die Polizei in Absprache mit dem FC Bayern, die Fans der Roten nicht an der Silberhornstraße aussteigen und dann direkt an den Giesinger Rivalen vorbei zum Grünwalder Stadion zu lassen, sondern bis zum Wettersteinplatz durchzufahren. Zwischen den beiden Lagern bildete die Polizei mit mehr als 75 Fahrzeugen eine Wagenburg. Kräfte des Unterstützungskommandos, Hundeführer und berittene Polizisten der Reiterstaffel sorgten zusätzlich dafür, dass die verfeindeten Lager sich nicht zu nahe kamen. Kurzfristig spitzte sich die Situation zu, als eine Tram mit Fans einfuhr, die Beamten mussten Schlagstöcke einsetzen um zu verhindern, dass rivalisierende Gruppen aufeinander losgingen.

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Durch die vergrößerte Sicherheitszone konnten die Polizisten bereits vorm Stadion Krawallmacher aus dem Verkehr ziehen, die Pyrotechnik oder Sturmhauben zur Vermummung dabei hatten. Zwölf Betretungsverbote hatte das Kreisverwaltungsreferat vor dem Spiel gegen bekannte Gewalttäter ausgesprochen. Das Konzept der Polizei sei aufgegangen, resümierte Sprecher Wolfgang Wenger: Die massive Präsenz habe Gewalttäter eingeschüchtert. Dann zeigte er auf den Polizeiriegel zwischen Spielfeld und Fanblock: Jetzt, so Wenger, müssten Vereine und Fans darüber nachdenken, wie man das künftig überflüssig machen könne.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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