Am Sattlerplatz in der Altstadt:Hirmer bekommt Parkhaus-Areal

Der Stadtrat billigt das Erbpacht-Geschäft - trotz der lauten Kritik in den vergangenen Tagen

Der Herrenausstatter Hirmer erhält das naheliegende Areal des jetzigen Altstadt-Parkhauses an der Fürstenfelder Straße von der Stadt in Erbpacht. Das hat der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats beschlossen. Dort kann die Firma nach dem Abriss neu bauen, muss aber 60 Prozent der Fläche selbst nutzen. So schreibt es die Gewerbeförderung der Stadt vor, von der Hirmer nun profitiert. Die Kritik des Münchner Forums und der Grünen an der Vergabe wies Wirtschaftsreferent und Bürgermeister Josef Schmid (CSU) zurück. "Die wundert mich schon sehr, gerade von den Grünen. Die haben 2013 gemeinsam mit CSU und SPD genau den Antrag gestellt, der nun umgesetzt wurde."

Auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl ledert gegen den früheren Koalitionspartner. "Wir wollten damals gemeinsam einen Weg finden, dass das Grundstück nicht an einen Investor geht, dem die Münchner Innenstadt egal ist. H&Ms und New Yorker haben wir zur Genüge." Die Grünen kritisierten den Deal, weil sie "irgendeinen Vorteil" daraus ziehen wollten. Der Vorwurf der Kommerzialisierung, erhoben insbesondere vom Münchner Forum, einem Verein für Stadtentwicklung, ärgert Reissl besonders. "Der Marienplatz war schon immer ein Kommerzort, früher als Schranne." Auf dem Grundstück des Parkhauses am Sattlerplatz könne sich nun eine einheimische Firma entwickeln.

Bisher gibt Hirmer nur bekannt, dass es dort seine Verkaufsfläche erweitern wolle - und auch andere Firmen sollen einziehen und Wohnungen gebaut werden. Begleitet wird Hirmer von einem Altbekannten, wenn es in München um Immobilien geht: Hans Hammer, Schatzmeister der CSU und Chef der Hammer AG. "Das Unternehmen Hammer ist als erfahrener Immobilienentwickler beim Projekt beteiligt und unterstützt bei der Planung" heißt es in einer Mitteilung von Hirmer. CSU-Wirtschaftsreferent Schmid weist jeden Gedanken an "Spezlwirtschaft" vorsorglich zurück. Dass sich bei der Ausschreibung für das Gewerbegrundstück alleine Hirmer beworben habe, sei dem Verfahren an sich geschuldet. Das schreibe fest, dass bereits ansässige Unternehmen bei einer Vergabe in nächster Nähe den Zuschlag erhalten müssten. Das trifft auf Hirmer zu. Externe hätten keine Chance gehabt und das gewusst. Für Bauträger sei das Areal mit der Widmung Gewerbe keine Option gewesen.

In der vergangenen Woche hatten das Münchner Forum und die Grünen die Vergabe der Stadt als ideenlos bezeichnet. Dass Hirmer profitiere, sei nicht die Stoßrichtung der Kritik, sagte Grünen-Stadträtin Katrin Habenschaden. Ein solches Grundstück in eigener Hand hätte Chancen für zusätzliche Nutzungen für Kultur oder Kunst geboten. Michael Wallraff, Architekt in Wien, ließ einst seine Studenten solche Entwürfe anfertigen. "Von außen betrachtet", sagt er nun, sei es "symptomatisch für München", dass über einen solch wichtigen Ort im Wirtschaftsausschuss entschieden werde.

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