Altstadt/Lehel:Auf engstem Raum

Bei der Bürgerversammlung für die Altstadt und das Lehel wird deutlich, dass die Polizei in Münchens kleinstem Stadtbezirk besonders gefordert ist. Die Menschen selbst plagen eher alltägliche Sorgen

Von Alfred Dürr, Altstadt/Lehel

Münchens historisches Zentrum ist flächenmäßig der kleinste Stadtbezirk, was aber die Zahl der öffentlichen Veranstaltungen auf Straßen und Plätzen betrifft, ist die Innenstadt riesig groß. So sind in diesen Tagen die Buden des Christkindlmarktes ein beliebter Treffpunkt. Aber nicht nur zur Weihnachtszeit ist in der Fußgängerzone und drumherum viel geboten. Diverse Veranstaltungen finden das ganze Jahr über statt. Seine Beamten hätten in diesem Jahr schon 629 Versammlungen mit geschätzten 60 000 Teilnehmern und 1500 sonstige Veranstaltungen betreut, berichtete Christian Weis, Leiter der für die Altstadt zuständigen Polizeiinspektion bei der Bürgerversammlung für das Viertel.

Der Trubel in der Altstadt hat seine Kehrseite. Die Polizei stellt bei den Versammlungen und Demonstrationen eine immer stärkere Polarisierung und damit einhergehend eine zunehmend aggressive Grundstimmung fest, sagte Weis. Sein Appell: "Engagiertes Eintreten für seine Sache ja, gewaltbereites Niedermachen des anderen nein!"

Bemerkenswert ist außerdem, dass nach Erkenntnissen der Polizei die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte in der Altstadt zugenommen hat. Hierbei handle es sich häufig um Körperverletzungen bei Schlägereien im Bereich der zahlreichen Clubs und Gaststätten "in unserem Ausgehviertel", sagte Weis. Auch Rauschgift wird häufiger konsumiert, die Zahl der Delikte steigt. Die Polizei kontrolliere und ermittle in diesem Bereich sehr viel stärker als früher.

Ein besonderes Augenmerk hätten die Beamten auch auf die Bettler. Allerdings sei es nicht verboten, "einfach dazusitzen und auf Spenden zu warten", sagte Weis und bat bei diesem Thema um mehr Toleranz und Gelassenheit. Generell hielten sich in der Altstadt tagtäglich Hunderttausende Menschen auf, Gäste der Stadt, aber auch Anwohner. Die Zahlen im Hinblick auf Kriminalität, Ordnungsstörungen oder Unfällen hielten sich dabei "auf einem sehr überschaubaren Niveau" - die Altstadt sei ein sicheres Pflaster.

Die Bürger in der Altstadt und im Lehel le plagen ganz alltägliche Sorgen. Funktionieren die Rolltreppen zum S-Bahnhof Isartorplatz? Sie täten es überhaupt nicht, denn die Bahn unternehme nichts, beklagt Edith Wölfl schon seit Langem. Sie bekam von der Versammlung breite Unterstützung bei ihrem Kampf für ein funktionierendes Transportsystem.

Ob man gastronomische Event-Kultur an der Isar mit künstlich angelegten Sandstränden und einer möglichen Großgaststätte im ehemaligen Wasserkraftwerk Maxwerk brauche, lautete ein anderes Thema, das Stefan Engelsberger vorbrachte und gleich mit einem deutlichen "Nein" beantwortete. Auch der Verkauf von Alkohol in den Isarauen solle verboten werden. Die Mehrheit der Bürgerversammlung folgte seiner Forderung.

Ein ähnliches Reizthema wie der Kulturstrand ist die neue Fußgängerzone Sendlinger Straße; seit vergangenem Juli läuft der Testbetrieb. Es sei noch zu früh für eine abschließende Beurteilung, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses, Wolfgang Püschel (SPD). Anwohner und Geschäftsleute werden befragt, Ende Februar sollen Ergebnisse dazu präsentiert werden. Monika Oberndorfer sagte, die Hackenstraße entwickle sich zum Logistikzentrum für die autofreie Sendlinger Straße. Dadurch gebe es Probleme mit Parkplätzen an der Hackenstraße, die gelöst werden müssten.

Und auch das beschäftigt die Altstadt-Bürger: Peter Arnold, der an der Sendlinger Straße wohnt, will einen eigenen Fußgänger-Beauftragten in der Stadtverwaltung, um den "Fußverkehr" zu verbessern. Standl-Frau Elke Fett möchte an allen Brunnen des Viktualienmarktes Schilder anbringen lassen, auf denen "Trinkwasser" steht. Beide Anträge wurden mit großer Mehrheit angenommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: