Altstadt:Zum goldenen Mittelweg

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Die Sendlinger Straße ist jetzt Fußgängerzone. Damit aus ihr auch eine Flaniermeile wird, wünschen sich die Anwohner mehr Grün und mehr Leben. Allzu viele Freischankflächen wollen sie aber nicht

Von Alfred Dürr, Altstadt

Die Autos sind zwar längst aus der kompletten Sendlinger Straße verschwunden, aber nach wie vor bewegen sich die Fußgänger auf der alten Fahrbahn und auf den gewohnten Bürgersteigen in der neuen Fußgängerzone. Das Flair einer "richtigen Flaniermeile" fehlt noch. Der Stadtrat hat das Baureferat beauftragt, ein entsprechendes Konzept für eine homogene Spazierfläche mit Stühlen, Begrünungen und auch vielleicht mehr Außengastronomie vorzulegen. Zuvor sollen Anwohner und Bezirksausschuss (BA) an der Ausarbeitung dieser Pläne beteiligt werden. Bei einer Veranstaltung konnten nun Bürger ihre Anregungen vorbringen.

In den Redebeiträgen und Anträgen wurde deutlich, dass die neue Fußgängerzone zwischen der Hackenstraße und dem Sendlinger Tor nicht "zu öde und zu leer" wirken sollte. Bäume oder Sträucher, Stühle, vielleicht auch ein Brunnen - das könnten zentrale Gestaltungselemente werden. Zurzeit befindet sich ein einziger Baum am Straßenrand. Mehr Bäume seien ja schön und gut, hieß es in der Diskussion, aber es bestehe dann möglicherweise das Problem, dass historische Hausfassaden oder beeindruckende Sichtachsen durch allzu dichtes Blätterwerk verdeckt würden. Deswegen könnten Pflanztröge mit Sträuchern die bessere Lösung sein. Außerdem könne man diese Tröge bei Bedarf flexibel hin- und herbewegen.

Abendstimmung an der Sendlinger Straße: Die schönen Altbau-Fassaden boten beim "diner en blanc" vergangenen Juni die Kulisse. (Foto: Stephan Rumpf)

Einerseits war der Wunsch der Bürger sehr ausgeprägt, keine "Betonwüste" entstehen zu lassen und eben mit Grün für ein besseres Kleinklima zu sorgen, andererseits gibt es aber auch große Bedenken gegen eine "Übermöblierung" der neuen Fußgängerzone, zum Beispiel mit zusätzlichen Freischankflächen. Das Baureferat wird also einen vernünftigen Mittelweg finden müssen.

Ein Redner brachte den Vorschlag, für die Gestaltung der Fußgängerzone einen Architektenwettbewerb auszuschreiben. So könnten die Ansichten verschiedener Fachleute zum Tragen kommen. Zu wenig beachtet werde die nächtliche Beleuchtung der Straße und der schönen Altbau-Fassaden. Auch dazu solle ein spezielles Konzept erarbeitet werden.

Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass vor der kunstgeschichtlich bedeutsamen Asamkirche ein besonderer Bodenbelag auf den herausragenden Barockbau aufmerksam machen soll. Florian Hochstätter, der im städtischen Baureferat für die Gestaltung des öffentlichen Raums zuständig ist, verwies darauf, dass es bereits seit den Fünfzigerjahren auf dem Gehsteig vor der Kirche eine besondere Pflasterung gebe. Diese könne im Zuge des Umbaus sicher zu einer größeren Fläche ausgeweitet werden.

Hochstätter sprach im Zusammenhang mit den Umbauplänen für die Sendlinger Straße von einem "historischen Moment". Bereits 1966 sei die Sendlinger Straße Bestandteil des Fußgängerzonen-Konzepts für die Innenstadt gewesen. Während Stachus, Neuhauser Straße und Kaufingerstraße zu zentralen Flanierbereichen umgestaltet wurden, ist zwischen Färbergraben und Sendlinger Tor über Jahrzehnte hinweg nichts passiert. Bewegung in die Fußgängerzonen-Debatte kam erst durch den Auszug von Süddeutscher Zeitung und Abendzeitung aus der Sendlinger Straße. 2013 wurde der Abschnitt zwischen Färbergraben und Hackenstraße vor dem neuen Quartier "Hofstatt" autofrei. "Nun kann nach 52 Jahren auch das Stück bis zum Sendlinger Tor fertig werden", sagte Hochstätter. Wenn der Stadtrat zustimme, könne man 2019 mit der baulichen Komplettierung der Fußgängerzone beginnen. Dabei sollten alle Geschäfte geöffnet bleiben. Die Kunden könnten sie also auch während der Bauzeit betreten.

Unterdessen läuft für manche Anwohner noch vieles nicht rund in dem für Autos gesperrten Bereich. Ein Problem ist zum Beispiel, wo die Fahrzeuge, die im Internet bestellte Produkte ausliefern, tagsüber halten können. Ein Vertreter des Kreisverwaltungsreferats, also der Verkehrsordnungsbehörde, betonte, dass es keine Sonderrechte für Kurierdienste gebe. Diese müssten sich wie alle anderen auch an die vorgeschriebenen Lieferzeiten halten.

Eine Bürgerin beschwerte sich, dass immer noch Radler durch die Zone "rasen", obwohl die Fahrräder tagsüber dort geschoben werden müssen. Ein einheitlicher Bodenbelag wirke Wunder, hieß es dazu in der Diskussion. Denn dieser Belag mache deutlich, dass dort wirklich eine Fußgängerzone besteht. Deswegen müsse nun auch so schnell wie möglich mit dem Straßenumbau begonnen werden.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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